Herr Juncker, Sie waren über 14 Jahre Dozent und Organisator bei der WEP für die „Startbahn Existenzgründung“ und sind jetzt für die WEP Gründungsförderung verantwortlich, kennen also beide Formate. Was unterscheidet die WEP Gründungsförderung im Wesentlichen von dem einstigen Startbahn-Projekt? Zwei wesentliche Unterschiede fallen mir ein. Erstens: Bei der Startbahn lag der Fokus auf Menschen in der Arbeitslosigkeit. Mit der WEP Gründungsförderung haben wir das Angebot erweitert und wenden uns außer an arbeitslose Menschen auch an jene, die ihr Anstellungsverhältnis gegen die Selbstständigkeit tauschen oder nach einer Familienpause in ein selbstbestimmtes Arbeitsleben einsteigen möchten. Und zweitens: Bei der Startbahn hatten wir in unseren dreiwöchigen Seminaren - den Gründungscamps - eine breite Streuung der Themen angeboten und die Teilnehmenden unabhängig der Geschäftsideen informiert. Mit der WEP Gründungsförderung bieten wir zielgruppenspezifische Veranstaltungen kompakt und kurzweilig an. Wir informieren verständlich, klären die Fragen der Teilnehmenden und zeigen die nächsten möglichen Schritte auf. Unsere digitalen Formate verstehen wir als zielführende Impulse.

Wie hat sich die WEP Gründungsförderung entwickelt? Kommt sie auch ohne das Projekt Startbahn genauso gut an? Sehr positiv! Ich bin mit der Entwicklung zufrieden. Glauben wir den Aussagen der Teilnehmenden in unseren Veranstaltungen, ist uns die gut gelungen. Auch die Zahl der Teilnehmenden ist positiv und bestärkt uns für das Jahr 2023. Wir werden den Weg weiter beschreiten und unser Angebot ausbauen, gern auch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen intensivieren.

Welche Themen bieten Sie in den Webinaren an? Gestartet sind wir mit den Veranstaltungen „Existenzgründung in Voll- oder Teilzeit“ und „Existenzgründung im Nebenerwerb“. In der zweiten Jahreshälfte haben wir den Klassiker „Businessplan erfolgreich schreiben“ in das Programm aufgenommen. Im Rahmen der Gründungswoche Deutschland hatten wir weitere Seminare angeboten.

Was waren zum Beispiel beliebte Geschäftsfelder, die die Gründungswilligen angestrebt haben? Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Idee von zwei Frauen. Sie planen, ein Fachgeschäft für Kinderschuhe in Quickborn zu eröffnen. Oder auch die Idee von mehreren Gründerinnen und Gründern zum Thema „Künstliche Intelligenz“.

Wie viele Teilnehmer gab es in den Webinaren? Waren mehr Männer oder mehr Frauen dabei? Der Anteil an Frauen überwiegt, das war auch in den letzten 14 Jahren so. Das Jahr ist noch nicht ganz vorbei und wir werden etwa 50 Gründungsinteressierte informiert haben.

Herr Dr. Schroers, wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der WEP Gründungsförderung in diesem Jahr? Ich denke, wir haben einen guten Start hingelegt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir in einer krisenbehafteten Zeit sind, die auch für Gründer viele Unsicherheiten mit sich bringt und Gründungswillige sicherlich zurückhaltender agieren lässt. Aber wie bei allem sagen wir, mehr und besser geht natürlich immer. Wir beobachten die Bedarfe und Wünsche der Existenzgründer sehr genau.

Und was hat Sie und Ihr Team angetrieben, die langjährige WEP Gründungsförderung so aufzustellen, dass durch den Wegfall des Projektes „Startbahn: Existenzgründung“ keine Beratungslücken für Gründungsinteressierte entstehen? Existenzgründungen sind für die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung einer Region ein wichtiger Faktor. Wir waren als Träger der „Startbahn Existenzgründung“ mit unserer Beratung und den Gründungscamps ziemlich erfolgreich. Das hat uns motiviert, die Gründungsinteressierten in unserem Kreis nach dem Ende des Förderprogramms nicht einfach im Regen stehen zu lassen. Unsere Intension dabei war es, sinnvolle Formate anzubieten, die für potenzielle Gründer nutzbringend und kostenlos zur Verfügung stehen.

Bislang gibt es im Kreis Pinneberg kein Gründungszentrum. Jetzt soll es auf den Weg gebracht werden. Sind Sie froh darüber, dass es weiter voran geht? In der Tat bin ich froh, denn dieser Schritt war überfällig. Er wird uns helfen, die Gründungszahlen im Kreis weiterhin voranzubringen. Das Klima für junge Existenzgründer wird dadurch noch freundlicher werden. In einem Gründungszentrum stehen ihnen für die erste Zeit kostengünstige Räumlichkeiten zur Verfügung und sie können vom Networking untereinander profitieren, sich außerdem Unterstützung bei den fördernden Akteuren aus beispielsweise der Wirtschaft und Wissenschaft, Politik und Verwaltung und nicht zuletzt von uns als Wirtschaftsförderung holen. Der Wirtschaftsstandort wiederum profitiert von den Gründern, die Innovationskraft und später auch Arbeitsplätze in den Kreis bringen. Eine absolute Win-win-Situation also, die der Stärkung und dem Wachstum unserer regionalen Wirtschaft guttun wird.

Danke, Herr Juncker und Herr Dr. Schroers, für Ihre Einschätzungen.

Wie die WEP Gründungsförderung zum Jahresbeginn 2023 modifiziert wurde, hat der WEP Report in der Dezember-Ausgabe 2021 berichtet.

WEP Geschäftsführer Dr. Harald Schroers sieht in der Gründungsförderung der WEP ein wichtiges Instrument für die wirtschaftliche Entwicklung im Kreis Pinneberg. Foto: HassPR