Kaltenkirchen (em ) Professor Gerhard Roth, der die Leibniz Privatschule in Elmshorn und Kaltenkirchen mehr als zehn Jahre begleitete und beriet, ist am 25. April 2023 im Alter von 80 Jahren verstorben. Roth wurde 1942 geboren, promovierte in Philosophie und Biologie und zählte zu den bedeutendsten Neurowissenschaftlern im deutschsprachigen Raum.

Seit 1976 war er Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen, seit 2016 leitete er zudem das Roth Institut in Bremen. Er war Rektor des Hanse-Wissenschaftskollegs, Präsident der Studienstiftung des Deutschen Volkes sowie Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, seine Bücher erreichten regelmäßig Bestsellerstatus.

Barbara Manke-Boesten, Schulgründerin der Leibniz Privatschule in Elmshorn und Kaltenkirchen, erinnert an die ersten Begegnungen mit dem Bremer Hirnforscher: „Am Sonntag, den 7. September 2011, hörten wir im Auto ein Interview mit Professor Gerhard Roth im Deutschlandfunk: Bildung braucht Persönlichkeit. Das sprach uns, die wir gerade im sechsten Schuljahr, im sechsten Jahr des Bestehens unserer Leibniz Privatschule waren, aus der Seele.“

Ein halbes Jahr später, am 7. Desselben Jahres, stand Professor Roth in der Schul-Mensa in Elmshorn am Ramskamp, sprach vor knapp 300 Zuhörern beim Leibniz-Abend über sein Thema. Dabei fiel dann auch der Satz: „Eine noch so gelungene Wissensvermittlung und -aneignung im Unterricht führt zu keinem bleibenden Erfolg, wenn der Stoff nicht systematisch wiederholt wird.“ Wir hatten bei unserem Unterrichtskonzept eine Lücke, die wir zuerst mit einem Workshop mit Professor Roth zu schließen versuchten. Ausgehend von diesem Workshop entstand eine wunderbare Zusammenarbeit – ob Vorlesungen für Schüler, Weiterbildungen für Lehrer und Eltern.

Hier ist nicht der Platz, dies alles aufzuzählen und wiederzugeben, aber der Hinweis auf den Roth-Tag mit dem Roth-Projektunterricht muss sein: ein Thema, das sich möglichst viele Fächer auf ihre Art und Weise nähern. In „Leibniz macht Schule“ hat die Leibniz Privatschule neben der Vierteljahreszeitschrift Leibniz-Blätter aufgrund dringenden Anratens von Professor Roth („Schreibt das auf!“) angefangen, sie alle zu dokumentieren. Die Roth-Projekte „Das Huhn“ und „Die Elbe“ standen am Anfang.

Beim Cappuccino wurde im Schulleitungsbüro oft über die Veränderungsabneigung in Schule, Unterricht und Kultusministerien gesprochen und diskutiert. Nicht zuletzt Professor Roth war es, der uns riet, unser Schulkonzept in einem Buch darzustellen; er erfand auch den Titel: „Leibniz Privatschule – ein Modell für Schule“. Zuletzt durften wir die Anregung von „il professore“, wie Roth vom italienischen Küchenchef der Leibniz Privatschule, Davide Cibin, genannt wurde, aufgreifen, uns um eine demokratische, besser: respektvolle Schule zu bemühen.

Barbara Manke-Boesten: „Es ist schwer, die Bedeutung, die Professor Roth für die Entwicklung unserer Schulen in der Nähe von Hamburg gehabt hat – haben wird (!) – in Kürze darzustellen. Wir alle in Elmshorn und Kaltenkirchen – Schulleitung, Lehrer, Eltern und Schüler – haben einen Freund, Wegbegleiter und Ratgeber verloren. Und, wie es ein Vater im Rückblick formulierte: Der Vortrag von Herrn Roth, wie Persönlichkeit entsteht, war einwegweisender Türöffner. Wir müssen jetzt ohne diesen Türöffner auskommen und werden sein Wirken im Sinne des Roth-Projekt-Unterrichts weitertragen.“

Professor Gerhard Roth wird am 15. Mai in Bremen im Familien- und Freundeskreis beigesetzt.

Foto: Professor Dr. Dr. Gerhard Roth (* 15. August 1942 in Marburg; † 25. April 2023 [