Bildung ist ein Motor für Wachstum und Wohlstand. Insbesondere Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen tragen zum wirtschaftlichen Erfolg einer Region bei. Sie ziehen Hochqualifizierte an und machen die Region für ihre Absolventen und Mitarbeiter als dauerhaften Arbeits- und Lebensort attraktiv. Mit der FH Wedel und der Nordakademie in Elmshorn sind zwei exzellente, mehrfach ausgezeichnete Fachhochschulen im Kreis Pinneberg ansässig. Was macht diese Privathochschulen aus, was macht Corona mit ihnen und wie blicken sie in die Zukunft? Der WEP REPORT online wollte dies wissen von Prof. Dr. Eike Harms, Hochschulpräsident der FH Wedel, und von Prof. Dr. Lars Binckebanck, Vorstand und Pressesprecher der Nordakademie. Nachfolgend lesen Sie das Interview mit dem Präsidenten der FH Wedel, in der März-Ausgabe folgt das Interview mit dem Vorstand der Nordakademie. Herr Professor Doktor Harms, wie würden Sie die Marke FH Wedel mit ihren wichtigsten Eckpunkten beschreiben? Unser Studienangebot in den Bereichen Informatik, Technik und Wirtschaft ist besonders zukunftsweisend. In erster Linie zeichnet das persönliche Umfeld das Lernen an der FH Wedel aus. Unsere Studierenden motivieren wir mit einer umfangreichen Laborinfrastruktur dazu, selbst aktiv zu werden, um Problemstellungen zu begreifen, eigene Ideen zu entwickeln und innovative Projekte umzusetzen. Eine integrierte Gründungsförderung unterstützt sie darin ebenso wie Praxisimpulse aus unserem starken Netzwerk in der Wirtschaft. Die FH Wedel genießt den Ruf, ihre Studierenden besonders gut auf einen beruflich erfolgreichen Weg vorzubereiten. Sogar Startups entstehen innerhalb der Studentenschaft schon während der Studienzeit. Und die Absolventen können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. Was ist das Erfolgsgeheimnis der FH? Ein gutes Verständnis der Grundlagen ist für ein erfolgreiches Studium wichtig. Ein entscheidender Faktor ist die kleine Gruppengröße, die ein persönliches Anleiten beispielsweise in Programmierübungen ermöglicht. Hinzu kommt, dass die Studiengänge interdisziplinär angelegt und gut aufeinander abgestimmt sind. In Studienprojekten sind unsere Studierenden bereits in einem frühen Entwicklungsstadium aufgefordert, in oftmals interdisziplinären Teams reale Problemstellungen aus der Wirtschaft zu lösen. So erlernen unsere Studierenden die Skills, die sie optimal für den Berufseinstieg qualifizieren. Unsere Absolventinnen und Absolventen zeichnen sich dadurch aus, dass sie vom ersten Tag an sehr aktiv und dauerhaft zum Unternehmenserfolg beitragen. Welche Herausforderungen bringt die rasante Digitalisierung für Ihre Hochschule und die Studierenden mit sich? Digitalisierung ist kein einmaliger, sondern ein dauerhafter Prozess, der gestaltet werden muss. Die damit verbundenen Herausforderungen wurden durch die Pandemie sehr deutlich. Durch die Bereitstellung digitaler Studienangebote und Kommunikationswege haben wir als Hochschule in den letzten Monaten große Entwicklungsschritte genommen, von denen wir auch zukünftig profitieren werden. Dennoch halten wir den persönliche Austausch und das unmittelbare Gespräch vor Ort in der Lehre für unersetzbar und dort stößt die Nutzung digitaler Tools an ihre Grenzen. Daher freuen wir uns als Präsenzhochschule wieder auf einen belebten Campus. Wie stellt sich die Kooperation der FH Wedel mit Wirtschaft und Wissenschaft dar? Die Kooperation der Hochschule mit der Wirtschaft ist uns ein sehr zentrales Anliegen und nimmt, um alle Interessen abbilden zu können, viele Formate ein. Im Wedeler Hochschulbund, dem Förderverein der Hochschule, sind beispielsweise über 200 Mitgliedsunternehmen vertreten, denen wir einen unmittelbaren Austausch mit unseren Studierenden ermöglichen, um so auch zukünftige Mitarbeiter zu finden. In einer ganzen Reihe Studienbereiche sind Beiräte ein festes Format, in denen in Kooperation mit Wirtschaftsvertretern die Studieninhalte auf ihre Praxisrelevanz hin überprüft und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Auch die Stiftungsprofessur ist für uns ein gängiges Format, beispielsweise in unserer neu eingeführten Studienrichtung Data Science & Artificial Intelligence. Darüber hinaus ist die Einbindung von Praxisvertretern für unsere Dozenten ein alltäglicher Vorgang und ein Mehrwert für die Lehre. Wo liegen Schnittmengen der FH Wedel und der WEP Wirtschaftsförderung, die sie gemeinsam nutzen oder nutzen können? Die WEP und die FH Wedel verbindet das gemeinsame Interesse an der Förderung des Wirtschaftsstandortes Kreis Pinneberg. Dabei sehen wir uns in Forschung und Entwicklung als Kooperationspartner der Wirtschaft und die WEP in der Rolle des Unterstützers und Enablers. Die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes sichtbar zu machen und weiter zu erhöhen, ist ein gemeinsames Anliegen. Die Gründungsförderung der FH Wedel liefert dafür einen wichtigen Eintrag. Zusätzlich zu uns bietet auch die WEP unseren Gründern Beratung und Unterstützung an. Die deutschen Hochschulen waren unterschiedlich gut auf solch ein Szenario wie die Corona-Pandemie vorbereitet. Folglich sind sie auch unterschiedlich hart getroffen worden. Wie sieht es bei der FH Wedel aus, stehen Sie schlechter, besser oder genauso wie vor der Pandemie da? Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Bildungsbereich haben auch uns zweifelsohne vor große Herausforderungen gestellt. Insbesondere die oftmals sehr kurzen Reaktionszeiten waren kritisch. Nach der Umstellung auf Online-Lehre haben hybride Lernformate weitere Anforderungen mit sich gebracht. Wir gehen aus dieser Situation aber eindeutig gestärkt heraus, denn die neu geschaffene Lerninfrastruktur und die noch bessere Ausstattung unserer Lehrbereiche beispielsweise mit Streaming-Technologie waren eine Investition in die Zukunft. Sehr erfreut sind wir vor allem darüber, dass uns unsere Studierenden für den Umgang mit der Krisensituation durchweg ein gutes Zeugnis ausgestellt haben. Und auch wir können unseren Studierenden ein sehr gutes Zeugnis ausstellen, denn bisher haben sich weder die Leistungsbereitschaft noch die Leistungsergebnisse negativ entwickelt. Welche Corona bedingten Herausforderungen für Lehre und Forschung konnten Sie gut meistern, wo gab es eher Probleme? Da uns als FH Wedel eine besondere Technik-Verliebtheit prägt, macht uns die Einführung technischer Neuerungen viel Freude. Die Umsetzung mit einem schlanken Verwaltungsapparat und wenig Zeit waren jedoch nicht leicht zu meistern. Auch in der Lehre haben wir sehr viel Mehraufwand leisten müssen, damit aber gleichzeitig viel Qualität geschaffen. Wie muss man sich den Hochschulbetrieb im Moment vorstellen? Und sind Dozenten und Studierende damit zufrieden? Sind Studentenzahlen vielleicht zurückgegangen? Das Wintersemester konnten wir noch in hybrider Lehre starten und insbesondere den Erstsemestern vergleichsweise viel Präsenz ermöglichen. Dies ist uns auch sehr wichtig gewesen, denn das Kennenlernen und Vernetzen funktioniert in Präsenz deutlich besser als über eine Videokonferenz. Im Verlauf des Semesters mussten wir jedoch schrittweise in digitale Lehre wechseln. Jetzt sind wir gerade in den Prüfungswochen und können diese aufgrund der kleinen Hochschulgröße überwiegend in Präsenz durchführen. Unsere Studierendenzahlen wachsen weiter auf. Dies spricht sehr für die Attraktivität unseres Studienangebotes und auch die positiven Rückmeldungen unserer Studierenden passen in dieses Bild. Ein Rückgang der Studierendenzahlen war aber auch nicht zu erwarten. Denn wir bilden seit je her nur in Studiengängen aus, für deren Absolventinnen und Absolventen es durch die hohe Zukunftsorientierung einen gesicherten Bedarf auf dem Arbeitsmarkt gibt. Die Krise hat diesen Bedarf durch den Digitalisierungsdruck eher noch verstärkt. Wird die digitale Lehre auch nach Corona eine größere Rolle spielen oder zeigt die bisherige Erfahrung, dass Präsenz eher nicht ersetzbar ist? Beides ist der Fall. Digitale Lehre wird wichtiger und kann Präsenz dennoch nicht ersetzen. Wie wir damit als Hochschule zukünftig umgehen wollen und wie dies unser Geschäftsmodell beeinflussen wird, ist eine langfristige strategische Entscheidung, die noch nicht getroffen wurde. Vorranging sehe ich in der digitalen Lehre aber mehr Möglichkeiten, das Lehren und Forschen positiv weiterzuentwickeln. In erster Linie möchten wir für alle Studierenden einen möglichst großen Kompetenzzuwachs erreichen. Digitale Lehre ist ein Element, mit dem wir uns besser auf den Einzelnen einstellen können. Und last but not least: Blicken Sie hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung der FH Wedel mit Zuversicht in die Nach-Corona-Zeit? Eine private Hochschule zu betreiben, die ein technisches und damit kostenintensives Studienprogramm bietet und dies überwiegend aus Studiengebühren finanziert, war nie einfach. Wir feiern bald unser 75-jähriges Jubiläum. Dies gibt uns auch in Krisenzeiten die nötige Gelassenheit. Die FH Wedel hat sich ein einzigartiges und herausragend zukunftsorientiertes Profil erarbeitet. Dies lässt uns positiv bestimmt in die Zukunft blicken. Fachhochschule Wedel in Zahlen Das Studienangebot der FH Wedel konzentriert sich auf interdisziplinäre, gut aufeinander abgestimmte Studiengänge in der Informatik und den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften. Rund 1.300 Studierenden bietet sie zwölf Bachelor- und acht Master-Studiengänge an. Auf einem Campus mit 20.000 Quadratmetern nutzen die Studierenden die exzellente Infrastruktur und hochwertige Ausstattung. Es bestehen Kooperationen mit rund 30 Partneruniversitäten weltweit sowie intensive Beziehungen zu Spitzenunternehmen aller Branchen. Das Studienangebot umfasst Bachelor- und Masterstudiengänge, die sowohl in Vollzeit, Teilzeit und im dualen Modell in Zusammenarbeit mit über 80 Partnerunternehmen studiert werden können. Weitere Information www.fh-wedel.de sekretariat@fh-wedel.de Telefon (04103) 80 48 0 Foto: Er leitet die private Fachhochschule Wedel in dritter Generation: Prof. Dr. Eike Harms. Foto: FH Wedel