Bad Bramstedt (lmp/ls) Seit dem 17. Juli gilt Tempo 20 auf dem Bleeck. Nachdem jahrelang etliche Pläne zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt verworfen wurden, einigten sich die Ortspolitiker auf eine vorübergehende Verkehrsberuhigung, bei der die Ampeln abgeschaltet und zugehängt sowie die Hamburger Straße zur Einbahnstraße erklärt wurde.

An einer Diskussion für eine angemessene Lösung zur Beruhigung der Innenstadt nahmen Politiker, Planer, Bürger- und Verkehrsverein, aber auch engagierte Bad Bramstedter teil. Im Frühjahr hatten sie sich zunächst auf eine Tempo 30- Zone mit verengter Fahrbahn geeinigt. An den dadurch frei gewordenen Flächen sollten dafür Brunnen und Blumenkübel errichtet werden. Allerdings gingen die Meinungen zu einer Errichtung eines Kreisverkehrs vor der Raiffeisenbank auseinander. Doch die Kreisverkehrsaufsicht brachte eine vorrübergehende Lösung. Den „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“, so die offizielle Bezeichnung der jetzigen Tempo 20-Zone. Mit dieser Lösung waren die Politiker einverstanden.
Da die erstmalig geplante Tempo 30-Zone sich auf über 600.000 Euro belaufen würde, wird dieses Projekt vorerst nicht umgesetzt. Durch die jetzige Lösung sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie der Durchgangsverkehr möglichst effektiv ferngehalten werden kann. Der Versuch des „verkehrsberuhigten Geschäftsbereiches“ soll ein Jahr lang laufen. Danach werden die Kommunalpolitiker entscheiden, ob die nun eingeführten Regelungen praktikabel sind. Aber auch die Meinung der Bad Bramstedter ist der Stadtverwaltung wichtig. Die Kommunalpolitik hat im November mit der Beratung begonnen, ob die nun eingeführten Regelungen praktikabel sind. Ab Januar gibt es dazu Entscheidungen. Ausverkauf läuft auf Hochtouren, die Fenster sind werbewirksam verklebt: das Roland Sporthaus schließt. Derzeit werden zunehmend Stimmen laut, die die Schließung der Filiale als Folge der geänderten Verkehrsführung sehen. Aber auch die Erweiterung von Dodenhof in Kaltenkirchen, das neue DOC in Neumünster sowie die geplante Ansiedlung des Fachmarktzentrums in Bad Bramstedt wird erneut in diesem Zusammenhang thematisiert.

Foto: Roland Sporthaus Verkehrsberuhigung schuld an Schließung?

Das meint der Bürger- und Verkehrsverein (bvv):
„Die Probleme sind klar definiert. Nun gilt es, an den richtigen Stellschrauben zu drehen“, fasst Karsten Peters, Pressesprecher des Bürger- und Verkehrsvereins (bvv), die bisherigen Erfahrungen mit dem verkehrsberuhigten Innenstadtbereich in Bad Bramstedt zusammen. „Generell stehen wir diesen Dingen positiv gegenüber. Auch wenn man es nie allen gerecht machen kann, so ist doch das Gesamtbild für die Stadtentwicklung wichtig“. Von Beginn an sei klar und deutlich kommuniziert worden, dass es sich um eine Experimentalphase handele. Insofern müsse man auch den provisorischen Charakter der baulichen Veränderungen sehen. „Allerdings wird man abwarten müssen, wie das im Winter wird. Wenn Schnee fällt, wird man die roten Bodenmarkierungen wohl gar nicht mehr erkennen können“, so Peters.
Auch die Situation mit der zugehängten Ampel müsse man in Bezug auf die Sicherheit der Fußgänger durchaus kritisch sehen, da der optische Gesamteindruck dieses Bereichs auf die Autofahrer sehr verwirrend wirke. „Ein großes Problem sehe ich darin, dass nicht einmal die Verkehrsregeln wie Rechts vor Links oder oft genug auch die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 20 km/h beachtet werden.“
Als ersten Erfolg verbucht der bvv jedenfalls, dass der Lkw-Verkehr in der Innenstadt spürbar zurückgegangen sei. Seitens der Stadt habe man den bvv erst kürzlich um ein Feedback zu den ersten Monaten des Experiments gebeten. „Wir haben hierbei den festen Eindruck, dass die Stadt an einem wirklichen Austausch interessiert ist und nicht über den Kopf der betroffenen Anlieger und der Bürger Bad Bramstedts hinweg handelt“, erklärte der Sprecher des Bürger- und Verkehrsvereins. Bezüglich der Filialschließung des Roland Sporthauses war der bvv zu keiner Stellungnahme bereit.

Das meint Bad Bramstedts Bürgermeister, Hans-Jürgen Kütbach:
„Von Fußgängern, über die Radfahrer bis hin zum Kraftfahrzeugverkehr die Verkehrsberuhigung ist mit Sicherheit ein Thema, mit dem sich alle Bürgerinnen und Bürger auseinandersetzen. Ebenso beschäftigt sich die Stadtverwaltung, beschäftige ich mich, mit diesem Thema eingehend“, erklärt Hans-Jürgen Kütbach.
„Die Schließung des Sporthauses bedauere ich persönlich sehr, war es doch seit vielen Jahren ein fester Bestandteil unserer Innenstadt. Was den Grund für die Geschäftsauflösung betrifft, möchte ich keine spekulativen Äußerungen tätigen. Wir haben keinen Einblick hinter die Kulissen, können die endgültige Wirkung der verkehrsberuhigten Zone nicht mit bloßem Auge beurteilen und sollten dahingehend keine voreiligen Schlüsse ziehen. Einen Grund zu finden, eine Person oder einem Umstand als Ursache des Übels zu nennen, ist kein Lösungsansatz. Diesen schaffen wir stattdessen in nächster Zeit in den anstehenden Sitzungen zur Auswertung der bisherigen Verkehrssituation.“
Weiterhin versichert Bad Bramstedts Bürgermeister, dass die Anliegen und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger weitreichend geprüft und analysiert werden. „Alle Verbesserungsvorschläge und Kritiken, die bisher an uns gerichtet wurden ob von Bewohnern oder Geschäftsleuten werden im Zuge der Auswertung berücksichtigt. Wir gehen den Ausagen auf den Grund und nehmen an sinnvollen Stellen Verbessungen vor“, so Hans-Jürgen Kütbach. „Das Ziel ist nach wie vor der Rückgang des Durchgangsverkehres und die Minimierung des Verkehrslärms sowie die Optimierung der Erreichbarkeit der in der Innenstadt befindlichen Geschäftshäuser, wie zum Beispiel durch die zusätzlich entstandenen Parkmöglichkeiten. Der jahrelange schleichende Kaufkraftverlust ist eine gemeinsame Aufgabe für Bad Bramstedt.“