Bad Bramstedt (em) Referentin Heike Biehler ist seit 8 Jahren Hygienebeauftragte und Produktberaterin für einen deutschen Hersteller von Medizin-, Pflege- und Hygieneprodukten. „Als Krankenschwester war ich im Bereich der Intensivmedizin tätig. Als Beauftragte spreche ich vorwiegend vor Personen, die vom Fach sind,“ sagte Frau Biehler. „Auch für dieses Publikum gilt, man fängt immer wieder von Vorne an.“

Deutschland hänge im öffentlichen Hygienestandard hinter anderen Ländern Europas zurück. „Wer von uns in den Niederlanden ins Krankenhaus muss, kommt als erstes auf die Quarantänestation. Als Begründung wird gesagt, bei uns gibt es in Krankenhäusern diverse behandlungsresistente Keime und kein allgemeinverbindliches Hygienegesetz.“ Das Problem sei, die Werbung habe uns über Jahrzehnte erfolgreich ,vermittelt’, nicht nur die Wäsche müsse hygienisch und porentief rein sein, sondern auch wir Menschen. „Die Folge dieser Einstellung zur übertriebenen Sauberkeitskultur ist, wir haben ungewollt resistente Keime gezüchtet. Der natürliche Hautschutz wird durch die Tenside in den Körperreinigungsprodukten angegriffen und dadurch für Keime hautdurchlässiger.“ Hinzu kämen der Austausch von Keimen durch die globalisierte Wirtschaft und weltweite Reisetätigkeiten bis in die hintersten Winkel der Welt.

„Bei Pflegeprodukten achten Sie bitte auf die Farben der Verpackung,“ rät die Referentin. Weiß bedeute, geeignet für die jüngere Haut, die weniger Bedarf an Zufuhr von Feuchtigkeit habe; Blau führt der älteren Haut die benötigte Feuchtigkeit zu, was zudem den Schutz vor Keimen erhöhe. Frau Biehler sprach Beispiele aus dem Alltag an:
a) Die meisten Keime würden von Hand zu Hand übertragen, besonders bei der Begrüßung per Handschlag.
b) Beim Niesen nicht die Hand vor den Mund halten, sondern die Ellenbeuge.
c) „Ich fasse im Wartezimmer keine Zeitschrift an,“ sagte eine Zuhörerin. „Viele Leute feuchten vor dem Umblättern der Seite Zeigefinger und Daumen an.“
d) Bei Selbstbedienung in der Gastronomie sei es ratsam, weder Besteck oder Brötchen auf das Tablett zu legen, sondern auf eine Serviette. „Wissen Sie, mit welchem ,Einheitslappen’ die Tabletts abgewischt wurden,“ meinte die Referentin.
e) Kleine Kinder sollten in die öffentliche Toilette begleitet werden, weil es für sie unbekanntes Terrain ist und weil sie an die Seifen- und Papierspender nicht herankommen.
f) Wenn man nach Hause kommt, als erstes die Hände waschen!
g) Hack sollte nur in der Menge eingekauft werden, die sofort verzehrt werden könne; Reste nicht aufheben!
h) In der Küche nehme man für Fleisch- und Gemüsezubereitung unterschiedliche Bretter, damit es zu keiner Vermischung der Keime komme.
i) Sind die im Haushalt vorhandenen Eier noch frisch? Geben Sie die Eier in ein Glas Wasser; bleiben sie unten, ist alles in Ordnung.
j) „Manche Ärzte möchten die rektal gemessene Körpertemperatur wissen. Anschließend muss das Gerät desinfiziert werden, Wasser und Seife reichen nicht,“ so Frau Biehler.
k) Vor dem Back-Shop: Sollten noch Zangen an der Kette oder ohne vorhanden sein, nutzen Sie diese nicht. Wer weiß, wer die alle wie und wo angefasst hat.
l) Vor der Fleischtheke achten Sie darauf, dass die Bedienung extra für Sie neue Schutzhandschuhe angezogen hat; diese sollten undurchsichtig sein, weil sie ohne Weichmacher sind und damit „keimdichter“ (nach Innen wie Außen). Wer blaue (Schutz-) Handschuhe trägt, ist keine Bedienung, sie/er soll die Theke reinigen. Alle Arten von Handschuhen lassen sich nicht desinfizieren, weil sie nicht vollkommen undurchlässig sind.
m) „Sie wollen Ihre strapazierten Hände einkremen? Dann tun Sie einen Klacks auf die Handrücken und verteilen danach durch Händewaschbewegungen die Kreme. Die Handflächen haben eine ,unsichtbare’ Hornhautschicht und sind dadurch unempfindlicher.“

Wer wollte, konnte seine Hände desinfizieren und anschließend unter einem speziellen Blaulicht die Keime betrachten, welche überlebten. Frau Biehler verstand es, den Nachmittag lebendig zu gestalten.