Bad Bramstedt (mp) Der 31. Mai 2011 war für Erika Hancke etwas ganz Besonderes, denn die Bewohnerin der Seniorenvilla Bad Bramstedt feierte ihren 90. Geburtstag.

Als zweitjüngste von acht Geschwistern erblickte sie 1921 in Westpreußen das Licht der Welt. „Genau genommen bin ich in Grenzmarkt Posen-Westpreußen geboren“, erklärt das Geburtstagskind. „Nach meiner Geburt sagte die Hebamme zu meinen Eltern und Geschwistern: ‘Das ist das ganze Kind, aber sie wird ihren Weg machen’. Und so war es dann auch.“ Groß geworden ist Erika Hancke in einer strengen aber liebevollen Familie. „Im Nachhinein bin ich meinen Eltern sehr dankbar. Wir haben von ihnen immer genug Freiraum, auch zum Spielen, bekommen.“

„Zur Schule bin ich in Hechingen am Fuß der Burg Hohenzollern gegangen, das liegt heute in Baden Württemberg. Hechingen ist eine sehr schöne und historische Stadt. Noch heute mag ich das Schwabenländle und seinen Dialekt sehr gerne.“ Während des Kriegs flüchtete sie, wie Millionen andere, vor den Russen. „Zwei Erlebnisse haben mich dabei besonders geprägt“, erzählt Erika Hancke. „In einem Krankenhaus habe ich meine letzte zivile Kleidung gegen eine Rote Kreuztracht getauscht. Mit dieser am Leib bin ich in einen Lazarettzug eingestiegen. Ein wenig kannte ich mich mit Medizin aus. So fing ich an, die verletzten Soldaten zu versorgen. Als mich jemand fragte, wie ich heiße, antwortete ich mit „Schwester Erika“.

Als die Russen dann kamen, um die Krankenschwestern zu kontrollieren, versteckten mich die Soldaten in einer Decke eingehüllt unter einem Bett. So ist mir nichts passiert. Zugfahren war zu dieser Zeit besonders aufregend. Die meisten Menschen hielten sich an den Seiten fest oder setzten sich auf das Dach, um noch mitzukommen. Als ich auf den Wagen klettern wollte, ging eine Tür auf und man setzte mich in den Zug. Einem Russen, der mitfuhr, erzählte ich, dass mein Mann in Russland sei. Ich war nicht frech zu ihm, habe ihm aber viel versprochen, unter anderem, dass ich in Schwerin mit ihm gehen würde.

Am Bahnhof angekommen, der sehr überfüllt war und den ich gut kannte, bin ich gerannt, damit er mich nicht einholen konnte. Ich habe den Russen nie wieder gesehen und konnte unbeschadet zu meiner Familie gelangen.“ Als Erika Hancke 59 Jahre alt ist, stirbt ihr Ehemann, seit 26 Jahren lebt sie nun glücklich in einer Lebensgemeinschaft, die letzten sieben Jahre zusammen in der Seniorenvilla. „Wir fühlen uns hier in der Seniorenvilla sehr wohl. Wir können selbst entscheiden, wann wir was tun möchten. Die anderen Bewohner sind sehr nett. Sie lassen uns so viel Freiraum, wie wir möchten, und denken doch an Geburtstagen an uns.“

Ihren besonderen Geburtstag feierte sie zusammen mit ihrer Familie, darunter ihre beiden Töchter und viele Nichten und Neffen. Den Mittwoch danach feierte Erika Hancke zudem mit allen Bewohnern der Seniorenvilla. „Die Gemeinschaft ist wunderbar. Ich wohne gerne in der Seniorenvilla.“

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