Bad Bramstedt (rj) Braucht die Bramstedter Turnerschaft (BT) wirklich einen Kunstrasenplatz? Und was kostet so ein Belag eigentlich? Immer wieder neue Überlegungen und Prüfungen seitens der Politik lassen einen Umbau ins Stocken geraten.

Für den Verein ist klar: Nur mit diesem modernen Belag ist der Spielbetrieb auf dem Tennenplatz das ganze Jahr über sichergestellt. Knackpunkt sind aber die Kosten. Nach einer Schätzung von der Stadt kostet der Umbau 350.000 bis bis 400.000 Euro. Allerdings ist ein Zuschuss vom Kreisportverband bis zu 30 Prozent möglich, heißt es von der Verwaltung in Bad Bramstedt.
Wer sich am Schäferberg umsieht, mag zunächst denken, dass die Sportanlagen doch ausreichen dürften. Doch das Stadion ist nicht beleuchtet und nur an zwei Tagen in der Woche für den Fußball-Trainingsbetrieb freigegeben, da es eben auch für andere Sportarten genutzt wird. Der einzige Platz, der auch im Winter genutzt werden kann, da beleuchtet, ist somit der A-Platz mit Naturrasen. Das Feld, das mittlerweile erhebliche Verletzungsgefahren birgt, steht nicht ausschließlich der BT zur Verfügung, sondern auch dem Betriebssportverband. Wir sprachen mit Stephan Tanneberger, Vorsitzender der BT-Fußballabteilung.

Was spricht für das künstliche Grün?
Ein Kunstrasenplatz ist zwar in der Investition teurer als eine Überarbeitung, aber deutlich günstiger in der laufenden Unterhaltung. Es darf daher nicht an der falschen Stelle am Sport gespart werden, sondern mit dem Sport in einer lebenswerten Stadt für eine gemeinsame Zukunft. Hierfür ist progressiv und ein den Erfordernissen geeigneter Rahmen zu schaffen, in dem vor allem Kinder und Jugendliche angemessene Bedingungen für die Ausübung des Sports vorfinden. Hierzu sei am Rande erwähnt, dass zuletzt in Bad Segeberg und Ellerau Kunstrasenplätze hergestellt wurden, in Henstedt-Ulzburg ist der vierte Platz in Planung.

Der Kunstrasenplatz ist aber nun einmal nicht billig.
Wie steht es mit der Finanzierung seitens des Vereins? In meiner Eigenschaft als Vorsitzender der Fußballabteilung haben wir uns innerhalb des Trainerkollegiums und in Absprache mit dem jüngst gegründeten Förderverein darauf verständigt, dass die Fußballer 20.000 Euro aufbringen würden. Hier sind verschiedene Aktionen wie Sponsorenlauf und Basare geplant, um den Betrag aufzubringen.

Würde der Verein auch nach Sponsoren Ausschau halten?
Selbstverständlich würden wir uns als Fußballabteilung darum bemühen, nach etwaigen Förderern Ausschau zu halten. In Klein Rönnau war man zum Beispiel in der Vermarktung bzw. Parzellierung „ideeller Sportplatzflächen“ sehr aktiv, auch könnte man über dauerhafte Bandenwerbung für einen längeren Zeitraum zur Amortisation nachdenken und in dieser Richtung tätig werden.

So ein Kunstrasen muss weder gemäht, noch gewässert werden. Was muss denn bei der Pflege des Platzes beachtet werden?
Die Pflege ist ähnlich der eines Naturrasens. Die Halme müssen wöchentlich „gebürstet“ und auch, je nach Wahl, entweder mit Gummigranulat oder Sand einmal jährlich nachgefüllt oder auch gereinigt werden. Aber es gibt eben auch weitere Vorteile gegenüber dem Naturrasen. Die Nutzungsdauer und der Zeitrahmen sind erheblich höher. Insbesondere in der nassen und dunklen Jahreszeit nämlich, wo Plätze über Wochen oder Monate gesperrt werden. Während Ausbesserungsarbeiten jährlich am Naturrasen zeit- und vor allem kostenintensive Reparaturen nötig machen und auch Sperrungen der Anlage, kann beim Kunstrasen durchgängig der Sport ausgeübt werden. Neben der längeren Nutzungsdauer werden damit auch in den Wintermonaten die eigentlich benötigten Hallenzeiten- Ressourcen geschont. Aufgrund der durchgängigen Nutzungszeit müssen Spiele und Trainingseinheiten nicht ausfallen und können Mannschaften, wie in diesem Jahr, ohne mehrere belastende englische Wochen auskommen. Die Kosten für Mäharbeiten und nicht unerhebliche Aufwendungen für Düngemittel entfallen dann ganz.

Wann soll der Wunsch Wirklichkeit werden?
Im kommenden Jahr wird die Fußballabteilung 100 Jahre alt. Wenn ich mir etwas zum Geburtstag wünschen dürfte, dann wäre es zumindest das Zeichen, dass die Politik endgültig „grünes Licht“ für den Bau des dringend benötigten Kunstrasens geben wird, gegebenenfalls mit Perspektivaussicht des Realisierungsjahres. Die Umgestaltung selbst wird meiner Einschätzung nach etwa acht bis zehn Wochen dauern.

CDU: Wünsche und Kosten abwägenMeinung und Politik
Die Gemüter sind leicht erregbar, wenn es um Ausgaben für den Sport oder die Freizeit geht. Wie hoch sind die Investitionskosten? Und was ist im Unterhalt günstiger? Leider schießt so mancher allzu schnell über das Ziel hinaus, ohne genau abzuwägen oder sich zu informieren. Belastbare Zahlen zu Investitionen und Unterhalt werden in einigen Wochen vorliegen, erst dann können wir endgültig entscheiden. Wir sind uns einig, dass etwas mit dem Tennenplatz geschehen muss. Längst wäre eine Generalüberholung fällig. Wir wünschen uns ein Kunstrasenplatz, doch muss dieser in Abwägung mit Rasenplatz und den städtischen Finanzen in Einklang gebracht werden. Eigeninitiative, vor allem aber Sponsoren und hoffentlich Zuschüsse für Sporteinrichtungen können uns dem Ziel näher bringen. Der Entscheidungsprozess hat schon viel Zeit in Anspruch genommen. Wir haben daher mit den Fußballern Alternativen für die Übergangszeit besprochen und Haushaltsmittel für eine kurzfristige Ersatzlösung auf den Nebenplätzen bereitgestellt. Die neue Stadtverordnetenversammlung wird insgesamt entscheiden müssen, wie sehr ihr der Breitensport und die Jugendarbeit in der Schule und im Verein wichtig ist. Die CDU hat sich klar positioniert, wir stehen zum Vereins- und Breitensport und werden ihn auch zukünftig unterstützen.

SPD: Kunstrasen ist für uns alternativlos Meinung und Politik
Der Landessportverband hat Recht, wenn er feststellt: „Sportvereine tragen maßgeblich zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben, zu einem aktiven Freizeitleben in Städten und Gemeinden bei. Der organisierte Sport hat sich durch seine soziale und integrative Arbeit in starkem Maße und nachhaltig zu einem wesentlichen Garant des Gemeinwohls entwickelt . Sportvereine sind mit ihren vielschichtigen sozialen Aktionsfeldern vom Kindergarten bis zum Altenheim, von der Gesundheitsförderung bis zur Bildung und Erziehung ein bedeutender gesellschaftlicher Stabilitätsfaktor.“ Die Förderung des Sports ist in der Landesverfassung als Aufgabe des Landes und der Kommunen verankert. Damit ist es keine Beliebigkeit, ob eine Gemeinde den Sport fördert, es ist ihre Pflicht! Natürlich haben wir bei jeder unserer Entscheidungen die Finanzsituation der Stadt zu berücksichtigen. Auch in dieser Abwägung halten wir den Umbau des Tennenplatzes auf dem Schäferberg für geboten; äußerte doch sogar der Landtagspräsident, er würde seine Tochter dort aus gesundheitlichen Gründen nicht spielen lassen. Der Kunstrasenplatz ist nicht alternativlos. Er ist jedoch nach unseren Recherchen im Vergleich zum Naturrasen oder einem neuen Grandplatz die wirtschaftlichste, ganzjährig nutzbare Möglichkeit. Eigenleistungen, zu erwartende Zuschüsse und die aktuelle Zinssituation sollten den Bau möglich machen.

FDP: Wir bemühen uns um eine Lösung Meinung und Politik
Bad Bramstedt hat den Schulen und Vereinen immer eine Vielzahl an Hallen und Sportanlagen angeboten. Nicht nur deren Errichtung und Unterhalt fordern jährlich erhebliche Summen. Nunmehr brennt auf den Nägeln der Zustand des Grantplatzes. Bei einer kürzlichen Ortsbesichtigung hat der Landtagspräsident zurecht festgestellt, dass er seine Kinder nur ungern zum Fußballspiel dorthin schicken würde. Das sagt alles. Die Fußballabteilung der BT hat inzwischen wohl mit allen Fraktionen Gespräche geführt und auf den Mangel hingewiesen. Für die FDP in der künftigen Stadtvertretung erkläre ich, angesichts des schwer auf uns lastenden Schulden: Wir werden uns sehr bemühen, eine Lösung zu finden. Zuschüsse, Eigenleistungen, Sponsorenzuwendungen und auch eine angemssene Eigenleistung der Stadt müssen in die Waagschle geworfen werden, den Mangel zu beheben. Parallel zu dieser Frage müssen wir auch das Problem lösen, das von der Stadt gefordert wird, Gebühren für die Nutzung städtischer Einrichtungen einzufordern. Für Jugendund Behindertensport werden wir uns diesem Verlangen entgegenstemmen. Darüber hinaus sieht die FDP aber nur einen geringen Spielraum, der Forderung der „oberen Finanzgurus“ zu folgen. Eine inzwischen sich abzeichnende Verbeserung unserer Hauhaltslage sollte uns nicht leichtsinnig machen. Unsere Schulden jetzt zu bezahlen, sind wir unseren Kindern schuldig.

Bündnis 90/Die Grünen: Für so einen Platz fehlt das GeldMeinung und Politik
Der Vereinssport in Bad Bramstedt verdient auch weiterhin die Förderung durch unsere Stadt. Für viele Menschen, gerade auch für Jugendliche, sind die Sportvereine wichtige Bestandteile der Freizeitgestaltung. Deshalb ist es aus unserer Sicht richtig, dass Stadt und Schulverband ihre Sporthallen und Sportplätze dem Vereinssport zur Verfügung stellen. Darüber hinaus trägt die Stadt zu Pflege und Unterhalt der Anlagen der Bramstedter Turnerschaft bei. All dies werden wir auch weiterhin unterstützen. Ein Kunstrasenplatz kann aus unserer Sicht durchaus eine sinnvolle Investition zur Förderung des Fußballsports sein. Allerdings fehlt dafür im Augenblick das Geld angesichts der hohen Verschuldung unserer Stadt. Auf absehbare Zeit können wir uns eine solche Ausgabe aus finanziellen Gründen nicht leisten.