Bad Bramstedt (em) Was passiert mit der Milch, die in Schleswig-Holstein erzeugt wird? Um mehr über Milchwirtschaft, Regionalität und Nachhaltigkeit zu erfahren, hat am Dienstag eine Gruppe aus dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein die Meierei Schmalfeld-Hasenmoor e. G. (Kreis Segeberg) besucht. Darunter auch Propst Kurt Riecke und Synodenpräses Ina Koppelin.
Es ist heiß, es ist laut. Keine Landidylle in der Meierei Schmalfeld. Niemand, der wie in der Werbung zärtlich den Käse streichelt. Stattdessen ist alles clean in den Produktionshallen. Oberarmdicke schwarze Stromleitungen, die zu einem mattglänzenden Edelstahltank führen. "Hier erhitzen wir die Milch und den Rahm, um sie haltbarer zu machen", erklärt Molkereimeister Jan Kleensang. Pasteurisieren nennt sich das korrekterweise.
Ina Koppelin staunt nicht schlecht. Die Präses der Synode des Kirchenkreises Altholstein hat die Führung durch die Meierei Schmalfeld-Hasenmoor organisiert. Mitgebracht hat sie Kirchenleute wie den Bad Bramstedter Propst Kurt Riecke und den Schmalfelder Pastor Bernd Seidler. Dabei sind außerdem Klaus Gerdes, Aufsichtsratsvorsitzender der Meierei, und Reiner Holfert vom Bauernverband. Beides, nämlich Kirche und Landwirtschaft, kennt Gerhard Oosting, Bauer aus Kisdorf und Mitglied des Kirchenkreisrates Altholstein.
"Nachhaltigkeit, regionale Produkte, damit beschäftigen wir uns stark in unserer evangelisch-lutherischen Kirche. Das wollen wir vor Ort erkunden", erläutert Koppelin den Grund des Meiereibesuches. "Und es geht uns es auch um Fragen der Landwirtschaft, um die Höhen und Tiefen der Milchbauern", ergänzt Propst Kurt Riecke.
Für die Meierei ist Nachhaltigkeit durchaus ein Thema, erfahren die Besucher von Geschäftsführer Klaus Rowedder. Die Kunden wollen nachvollziehen, woher das Produkt kommt. "Deshalb möchten wir besser und transparenter als unsere Konkurrenz sein", betont Rowedder. Gerade befinde sich die Meierei in Gesprächen mit den großen der Schokoladenindustrie, sie wolle man als langfristig mit Milchpulver bedienen. "Weil wir bei Technik und Hygiene auf dem neuesten Stand sind und auf der energetischen Seite gut davor", rechnet sich der Geschäftsführer durchaus gute Chancen aus. So nutzt die Meierei die Abwärme bestmöglich, kommt ohne zusätzliche Heizung aus, zieht Wasser aus einem eigenen Brunnen.
"Mein Vater hat früher seine Milch in der Meierei abgeliefert", erinnert sich Ina Kopplin, gebürtige Schmalfelderin, und stellt beim Rundgang durch den Betrieb immer wieder fest, dass zwischen damals und heute Welten liegen. Nirgendwo schimmert auch nur eine Milchpfütze, es gibt keine Bullaugen in den Tanks, nur kilometerlange Edelstahlrohre, durch die täglich 500.000 Liter Milch peitschen: von einem Arbeitsprozess zum nächsten. Lediglich in der Lagerhalle lässt sich erahnen, was in Schmalfeld hergestellt wird. In bläulich durchscheinenden Plastiksäcken wartet Sauermilchquark auf den Transport. "Das sind rund 500 Stück à 50 Kilogramm, also etwa 25 Tonnen", erläutert Molkereimeister Kleensang. Sie braucht man, um Harzer Käse herzustellen. Die Schmalfelder sind nach eigenen Angaben der größte Lieferant für den Ausgangsstoff Sauermilchquark in Deutschland.
"Wir besetzen Nischen, wir haben keinen 'Wasserkopf', und wir pflegen den persönlichen Kontakt zu unseren Lieferanten", das nennt Geschäftsführer Rowedder das Erfolgsrezept der Meierei. Zur Zeit lassen 250 Bauern ihre Milch von den Schmalfeldern verarbeiten, das Einzugsgebiet reicht vom nördlichen Niedersachsen bis an den Nord-Ostsee-Kanal. "Und die Chemie zwischen den Landwirten und uns muss dabei einfach stimmen", meint er.
Das gilt auch für die Chemie zwischen Kirche und Landwirtschaft, findet der Altholsteiner Propst Kurt Riecke. Er fragt immer wieder nach, will wissen was der gesunkene Milchpreis von aktuell 27 Cent pro Liter für die Betriebe bedeutet, hört aufmerksam zu. Für sich fasst er am Ende der Betriebsbesichtigung zusammen: "Ich finde es beeindruckend, was hier in der Meierei geschieht und ich habe großen Respekt vor den Landwirten, die es hinbekommen, heutzutage Unternehmer, Techniker und Viehwirt in einer Person zu sein."