Bad Bramstedt (rj) Die einen wollen aus ihren Gärten Bauland machen, die anderen fühlen sich beeinträchtigt im Strietkamp ist nun, nach langem Hin und Her, das Bauen in zweiter Reihe möglich. Wie viel Verdichtung darf es sein und hat dies Vorrang vor der Ausweisung neuer Baugebiete?
Kritik gibt es auch an zwei anderen Stellen. So bei den Plänen, auf dem Gelände des Kurhauses an den Auen zwei neue Gebäude mit 20 altersgerechten Wohnungen zu errichten. Gegner befürchten, dass der 50-Meter-Wasserschutzstreifen an der Ohlau wesentlich verletzt werden würde. Daneben herrscht Unmut über einen weiteren Bauantrag für eine recht intensive Bebauung auf dem Gelände der ehemaligen Meierei in der Bimöhler Straße 48. Die Anlieger seien nicht befragt worden, ob ihnen das überhaupt gefällt, was da auf dem hinteren Teil passieren soll.
In der Tat wird in Bad Bramstedt wieder mehr gebaut. 147 Bodenverkehrsgenehmigungen hat die Stadt 2012 registriert, das ist der höchste Stand seit dem Rekordjahr 2001. Damit steigen die Chancen für einen zweiten Bauabschnitt an der Bimöhler Straße.
Die weit überwiegende Anzahl der Grundstücke aus dem ersten Abschnitt Harmstraße, Warnemünde-Ring und Brügmann-Ring ist verkauft. Restbestände vermarktet die Firma Norddirekt aus Neumünster. Ob und in welcher Größenordnung an der Bimöhler Straße weiter gebaut wird, ist derzeit noch offen.
Freie Neubaugrundstücke in einer nennenswerten Anzahl stehen in Bad Bramstedt insbesondere im Gebiet des Wohnparks Bissenmoor noch zur Verfügung. Hier existiert sogar eine derzeit noch unerschlossene Reserve mit rund 40 Bauplätzen im nordöstlichen Bereich. Vermarkter ist die Firma Design Bau aus Kiel.
Aktuell bleibt es jedoch bei den anstehenden Planverfahren in Sachen Nachverdichtung in der Straße Strietkamp und im Bereich der rückwärtigen Grundstücke südlich des Bissenmoorweges und östlich der Holsatenallee.
Wie sehen die Politiker die bauliche Entwicklung in der Stadt? Wir fragten nach.
CDU: Ja zur weiteren Erschließung
Die Aufstellung eines Bebauungsplans im Strietkamp ermöglicht den bauwilligen Anwohnern, ihre langen Gartengrundstücke individuell mit einem weiteren Haus im rückwärtigen Bereich zu bebauen. Die Verdichtung im Stadtgebiet von geeigneten Flächen zur Bebauung ist jedoch sehr gering.
Die CDU-Fraktion freut sich über die große Akzeptanz im Baugebiet Bimöhler Straße und gibt durchaus einer weiteren Erschließung des geplanten zweiten Bauabschnittes bei entsprechender Nachfrage den Vorrang. Sollte ein Bauträger zur Erschließung bereit sein, würden auch infrastrukturelle Investitionen und Einrichtungen wie ein Spielplatz den jungen Familien im ers-ten Bauabschnitt mehr Lebensqualität geben.
Erfreulich ist die Bautätigkeit im Baugebiet Neu-Bissenmoor. Nach vielen Jahren der Stagnation gibt es die Hoffnung auf eine weitest gehende Nutzung der freien Grundstücke.
Die Belebung der Innenstadt durch attraktive Wohnungen für Barriere freies Wohnen und für Senioren würden wir sehr begrüßen. Auch hier ergibt sich die Möglichkeit Baulücken zu schließen oder nicht genutzte Gewerbeimmobillien um-zunutzen. Die Anstrengungen verschiedener Bauherren, in Wohnraum zu investieren, ist zu begrüßen. Vergessen darf man in dem Zusammenhang nicht den sozial geförderten Wohnungsbau für jun-ge Familien, der bezahlbar bleiben muss.
SPD: Neue Bauträger willkommen
Bereits im Wahlprogramm für die Jahre 2008 bis 2013 haben wir Sozialdemokraten formuliert, dass wir uns für Veränderungs- und Verdichtungsmöglichkeiten in bestehenden Baugebieten und für interessante Neubaugebiete einsetzen. Wir sehen hier gleichberechtigte Entwicklungswege für unsere Wohnbaugebiete und wollen grundsätzlich keine Vor- oder Nachrangigkeit festlegen. Auch unter dem Gesichtspunkt des schonenden Ressourcenverbrauchs unterstützen wir unsere Mitbürger, wenn sie ihre großen Grundstücke oftmals für Familienangehörige einer intensiveren Bebauung zuführen wollen. Dies war in der Vergangenheit beispielsweise zwischen Landweg und Schlüskamp, in Alt-Bissenmoor oder an der Bimöhler Straße der Fall und sollte uns ak-tuell am Bissenmoorweg und im Strietkamp ebenfalls gelingen. Selbstverständlich werden die Nutzer und Nachbarn bei den Veränderungsplanungen in einem geordneten Verfahren an der Ausgestaltung der Pläne beteiligt. Ich habe auch keine Bedenken, wenn im be-stehenden und explizit dafür ausgewiesenen Strukturplangebiet südlich der Bimöhler Straße zu-sätzlich Neubaugebiete vorbereitet werden. Wir sehen bislang keine Veranlassung von der gedachten Weiterentwicklung in diesem Be-reich abzulassen und freuen uns auf neue Mitbürger. Wenn sich dort Erschließungsträger weiter en-gagieren wollen, werden wir das positiv begleiten.
FDP: Zersiedelung vermeiden
Die Zunahme der Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten in „interessanten“ Städten und Ge-meinden führte zu immer neuen Bebauungsgebieten, die gerne von Bürgermeistern, Kommunalpolitikern, aber auch von Grundstückseigentümern entwickelt wurden. Erst allmählich wurde der großzügige Verbrauch von Flächen zu einem Problem. In den Zentren der Kommunen, aber auch am Ortsrand entstanden Baulücken, die auch noch als Baugrundstücke verwertbar waren. Vor dieser Entwicklung steht nun auch Bad Bramstedt. Schon in der Entwicklung befindliche Bereiche, zum Beispiel südlich der Bimöhler Straße und im Be-reich des Wohnparks im Bissenmoor, wird natürlich angestrebt, die ausgewiesenen Grundstücke weiter für Neubauten zu nutzen. Gleichzeitig strebt die FDP an, auch die durchaus vorhandenen Baulücken im Bereich des Ortskerns und in der Nachbarschaft der In-nenstadt für Bauinteressenten in-teressant zu machen. Ein Fragezeichen muss man allerdings setzen, wenn es um die Verdichtung der Bebauung in den Auentälern geht, wie zum Beispiel westlich des Bereiches im Strietkamp. Die FDP hat hierzu vorgeschlagen, dass dies nur geschen soll, wenn die Mehrzahl der Grundstücksbesitzer sich einverstanden erklärt, die Kosten für einen Bebauungsplan zu übernehmen. Dieser Bebauungsplan muss dann alle Einschränkungen und Auflagen ausweisen, die dem Schutz des Auentales dient.
Bündnis 90/Die Grünen: Neue Baugebiete nicht notwendig
Die Verdichtung der innerörtlichen Bebauung hat für uns als Grüne im Prinzip Vorrang vor der Ausweisung neuer Baugebiete. Dadurch bleiben die Siedlungsstrukturen kompakt und die Wege, die täglich für die Familien nötig sind zum Einkaufen, zur Schule, zum Kindergarten und zu Freizeitaktivitäten, werden nicht unnötig in die Länge gezogen. Außerdem halten wir so die mit der Ausweisung neuer Baugebiete verbundene Versiegelung von Böden und den Verbrauch von Landschaft klein.
Natürlich müssen bei der Neuausweisung von Bauplätzen in bebautem Gebiet auch die Interessen der Anwohner in angemessener Weise berücksichtigt werden.
Da die Einwohnerzahl von Bad Bramstedt gegenwärtig stagniert, sehen wir momentan nicht die Notwendigkeit, weitere großflächige Baugebiete zu erschließen, zumal es in vorhandenen Baugebieten noch viele freie Plätze gibt.