Bad Bramstedt (rj) Die Schön Klinik startet ein neues Behandlungsangebot für ältere Patienten mit Depressionen. Es soll die besonderen Lebensumstände und Herausforderungen berücksichtigen, mit denen sich Menschen im Alter von etwa 60 bis 80 Jahren konfrontiert sehen.

Rund 1500 Depressionspatienten behandelt das psychosomatische Fachkrankenhaus im Jahr, gut acht Prozent von ihnen sind älter als 60 Jahre. Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer behandlungsbedürftigen Depression darunter sind Teenager genauso wie Berufstätige und Senioren. Depressionen sind keine Frage des Alters. Jedoch unterscheiden sich die im Lebensumfeld verankerten Ursachen, die zu der Erkrankung führen können. „Wenn in der Gruppentherapie 20- neben 60-Jährigen sitzen, spielen völlig unterschiedliche Themen eine Rolle. Unser neues Behandlungskonzept berücksichtigt diese individuellen Hintergründe und integriert sie in den therapeutischen Prozess“, sagt Chefarzt Dr. Gernot Langs.

Ein Lebensabschnitt voller Veränderungen
Mit ungefähr 60 Jahren beginnt für die meisten Menschen eine neue Lebensphase, die geprägt ist von einschneidenden Veränderungen und Abschieden. Kaum noch von Bedeutung sind Themen wie Familiengründung und Karriereplanung. Stattdessen verändert beispielsweise die eigene Berentung oder die des Partners die eheliche Balance und die Alltagsstruktur erheblich. Hinzu kommen mögliche finanzielle Einschränkungen und weniger soziale Kontakte. Wer Kinder hat, muss sich eventuell auf die neue Rolle als Oma oder Opa einstellen. Auch der Tod des Partners, der Verlust enger Freunde sowie körperliche Einschränkungen sind oft Bestandteile dieses Lebensabschnitts.

Lebenserinnerungen therapeutisch nutzen
Viele ältere Menschen neigen dazu, negativ auf das eigene Leben zurück zu blicken. Hier setzt die Therapie an. Michael Krüger, Funktionspsychologe und Psychologischer Psychotherapeut der Schön Klinik, erklärt: „Wir binden biografische Elemente in unser Konzept ein, in Fachkreisen spricht man von Reminiszenz-Therapie. Das heißt, wir helfen unseren Patienten dabei, die eigene Lebenslinie mit verändertem Blickwinkel wahrzunehmen und das große Potenzial zu nutzen, das in der persönlichen Lebenserfahrung liegt.“ In psychotherapeutischen Gruppensitzungen mit ähnlich Betroffenen lernen die Patienten, die Probleme und Belastungen des Lebensalltags zu bewältigen. Auch der Umgang mit Einsamkeit zählt dazu: Schon während des Klinikaufenthalts lernt man, soziale Netze zu erweitern und körperlich wie mental aktiv zu werden. In der Behandlung erlernen Betroffene Strategien zum Lösen von Problemen. Sie erwerben die Fähigkeit, verzerrte pessimistische Denkmuster zu verändern und die korrigierten Schemata dann in ihr Gefühlsleben zu integrieren. Dazu durchlaufen die Patienten über mehrere Wochen verschiedene Behandlungselemente, die je nach Krankheitsbild individuell zusammengestellt werden.