Bad Bramstedt (em) Ein bedeutender Meilenstein für mehr Teilhabe in Bad Bramstedt: Nach fast zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts „Inklusion vor Ort“ wurde Anfang April durch die Stadt Bad Bramstedt über die Kreisverwaltung Segeberg ein Förderantrag für den barrierefreien Umbau des Schlosses gestellt. Geplant sind ein Aufzug sowie ein öffentlich zugängliches barrierefreies WC – Maßnahmen, die das historische Gebäude und den umliegenden Schlossgarten für alle Menschen dauerhaft nutzbar machen sollen.

Die Stadt Bad Bramstedt wurde 2022 gemeinsam mit Kaltenkirchen und Wahlstedt als Impulskommune für das kreisweite Sozialraumprojekt „Inklusion vor Ort“ ausgewählt. Ihre geografische Lage und sozialräumliche Struktur machen sie zu einem idealen Modellstandort. Ziel des Projekts ist es, Menschen, die Barrieren erleben, mit jenen zusammenzubringen, die Verantwortung für den Abbau dieser Barrieren übernehmen – ob aus Verwaltung, Zivilgesellschaft oder Ehrenamt.

Im Zentrum des Beteiligungsverfahrens in Bad Bramstedt stand das denkmalgeschützte Torhaus – besser bekannt als Schloss - mit Trauzimmer, Sitzungssaal und Marstall. Im Austausch mit Bürger:innen und lokalen Akteur:innen zeigte sich deutlicher Handlungsbedarf. Die geplante Maßnahme umfasst nun den Anbau eines barrierefreien Anbaus an der Rückseite des Schlosses (im Bereich der Fluchttreppe), inklusive Aufzug und barrierefreier WC-Anlage.

„Ein Aufzug und ein öffentlich zugängliches barrierefreies WC am Schloss – das klingt selbstverständlich. Für viele Menschen in unserer Stadt wäre das ein echter Gewinn und ein Zeichen der Wertschätzung“, betont Gesa Müller, Vorsitzende des Beirats für Menschen mit Behinderungen.

Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist eine enge Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde essenziell. Ziel ist es, die Anforderungen an Barrierefreiheit mit dem Erhalt des historischen Charakters des Schlosses in Einklang zu bringen. 

Die geplanten baulichen Veränderungen schaffen neue Möglichkeiten der Teilhabe – nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen, ältere Menschen oder Jugendgruppen. Das Schloss und die angrenzende Schlosswiese, wo auch viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden, werden damit dauerhaft für alle zugänglich – ganz im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention, die festhält: „Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist ein Menschenrecht – kein Akt der Fürsorge oder Gnade.“

„Die Maßnahme ist ein großer Schritt in Richtung Teilhabe und Barrierefreiheit. Das Projektteam hat über Monate mit viel Engagement und Beteiligung der Öffentlichkeit gearbeitet. Jetzt hoffen wir auf eine Förderzusage und grünes Licht aus der Kommunalpolitik“, sagt Jessica Steenbock, Projektkoordination beim Regenbogen e. V.

Auch Bürgermeister Felix Carl sieht in dem Umbau ein zentrales Zukunftsprojekt für die Stadt: „Inklusion darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Wir möchten das Schloss als Ort für Verwaltung, Veranstaltungen und Kultur dauerhaft für alle Menschen öffnen. Das ist ein wichtiger Schritt für unsere Stadt.“

Die Projektgruppe in Bad Bramstedt setzt sich aus Vertreter:innen folgender Institutionen und Gruppen zusammen:

•          Regenbogen e. V.
•          Bürgeramt Bad Bramstedt – Amt für Soziales Nadine Stolten-Zimmer
•          Bauamt Bad Bramstedt- Christian Schmidt und Leon Kleen
•          Beirat für Menschen mit Behinderungen
•          Seniorenbeirat
•          Malte Zühlke, Referent für Integration, Kita Werk Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein 
•          KIWEBU e. V.
•          JugendAkademie Segeberg (VJKA e. V.)
•          Kreisverwaltung Segeberg (Büro für Chancengleichheit und Vielfalt)

Das Projekt „Inklusion vor Ort“ wird im Kreis Segeberg von einem Kooperationsverbund getragen: der Kreisverwaltung Segeberg, dem Regenbogen e. V. und der JugendAkademie Segeberg (VJKA e. V.). Es wird gefördert von Aktion Mensch sowie der Staatskanzlei Schleswig-Holstein über den Fonds für Barrierefreiheit. Weitere Projektregionen im Land sind Glückstadt, Mölln und der Kreis Pinneberg.

Mit der im Frühjahr unterzeichneten Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt und Projektträgern hat Bad Bramstedt sein langfristiges Engagement für Inklusion und Barrierefreiheit unterstrichen. Der nun gestellte Förderantrag ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Umsetzung. Jetzt liegt es an den politischen Gremien, das Projekt trotz angespannter Haushaltslage zu unterstützen – denn die barrierefreie Zukunft des Schlosses betrifft uns alle.

Foto: v.l. Veronica Lattrich, Gesa Müller, Rainer von Soosten, Jessica Steenbock, Malte Zühlke, Sabine von Soosten, Jonas Hövermann, Sandra Fait-Böhme, Felix Carl, Nadine Stolten-Zimmer