Bad Bramstedt (rj) Runder Tisch am 14. April: Fachberater, zwei Vertreter jeder Fraktion, BVV, Verkehrsaufsicht und Seniorenbeirat wollen an dem Tag über die möglichen Varianten rund um den Bleeck diskutieren.
Kurz darauf soll der Planungsausschuss die Neugestaltung der Innenstadt beschließen. Ideen sind gefragt. Eine hat Stadtplaner Rainer Isensee (AC Planergruppe Itzehoe). Sein Konzept sieht viele kleine Ruhezonen auf dem Bleeck, die Schaffung einer weitgehend durchgängigen Tempo- 30-Zone, den Erhalt der Anbindung der Altonaer Straße, die Schließung der Hamburger Straße zum Platz, den Bau eines Kreisels vor der Bank und den Erhalt des Linksabbiegers an der Glückstädter Straße vor. Grünflächen und Baumbestand könnten diesem Vorstoß zum Opfer fallen.
Mit einer „einfachen, realisierbaren und allgemeinverträglichen Lösung“ wirbt Uwe Schnoor unter www.bad.bramstedt.net. Er will die Hamburger Straße in beide Richtungen offen lassen, den Verkehr nur rechts in Richtung Butendoor abbiegen lassen. Rechts einbiegen vom Bleeck ist nicht erlaubt. Für den Bleeck an sich hält er mehrere Varianten vor. In einer steht ein Kreisel zwischen Altonaer Straße, Hamburger Straße und Bleeck-Parkplätzen, eine andere bietet einen Grünstreifen zwischen Altonaer und Hamburger Straße. Letztendlich wird es darauf ankommen, dass die Innenstadt attraktiver wird, der Leerstand abnimmt. Welche Anreize Stadt und Politik dabei an die Geschäftsleute senden kann, fragten wir nach.
CDU: Mehr Bereiche zum Verweilen
Vergleicht man Bad Bramstedt mit anderen Städten ungefährer Größe, ist man leicht enttäuscht von dem Gebäudebestand unseres Ortes. Doch wer sich ein wenig näher mit der Geschichte der Stadt befasst, sieht schnell, dass solche Vergleiche nicht angebracht sind. Neben landwirtschaftlichen Höfen und dem Gastgewerbe gab es nur einen kleinen bedarfsorientierten Verbraucherhandel. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Zuzug von vielen Menschen, die ihre Heimat verloren hatten, änderte sich das Stadtbild. Kriegsschäden mussten beseitigt werden und neue Straßen nahmen viel vom historischen Charakter unserer Stadt. In einer sich ständig wandelnden Zeit veränderten sich die Gastronomie, sowie Fachgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe. Geschäftsaufgaben, fehlende Nachfolge und überörtliche Ketten sind als Problembringer schnell auszumachen. Wie soll eine Kleinstadt mit einer hohen Verschuldung gestaltend einen ungewollten Trend aufhalten? Verkehrsberuhigte Zonen, breite Fußund Radwege sind auf der Agenda der kommenden Ausschüsse. Aufenthaltszonen, die zum Verweilen einladen, sind in Absprache mit den Geschäftsleuten sicher eine weitere Lösung. Die häufig gewünschten kleinen Cafés in der Innenstadt müssen den Betreiber auch ernähren können. Hierzu gehört auch der Biergarten, der aufgrund der Witterung und Geräuschemission nur geringe Chancen hat.
SPD: Stadt kann helfen & fördern
Eine ehrliche Antwort vorweg: Die Stadt kann keine direkten Anreize, etwa in Form finanzieller Zuwendungen oder Vorleistungen an Geschäftsinhaber und Gastronomen leisten. Wir wollen jedoch für die Unternehmer, Bürger und Besucher unserer Stadt Rahmenbedingungen schaffen, die eine positive Geschäftsentwicklung ermöglichen. Einiges haben wir bereits geschaffen, das sei nicht ohne Stolz gesagt: - unsere Innenstadt ist zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto sehr gut zu erreichen, - Innenstadt, Autäler und Parkanlagen sind überwiegend gut verbunden, - die Parkplätze in und um die Innenstadt sind zahlreich und immer noch kostenlos, - der (städebaulich nicht einfache) Bau des Sky-Marktes erfüllt den gewünschten Effekt als unbestrittener Frequenzbringer an seinem jetzigen Standort, - am Kirchenbleeck wurde kostenintensiv ein störender Schlachtbetrieb ausgesiedelt und ein umfangreiches Baurecht ermöglicht (das bis heute allerdings unternehmerisch nicht genutzt wird). Ausruhen können wir uns darauf nicht. Zu eklatant sind manche städtebaulichen Sünden, die jedoch eher von Privatinvestoren als von der Stadt zu verantworten sind. Das wird sichtbar zum Beispiel in einem von jedem Baum und jeder Aufenthaltsqualität befreiten Maienbeeck. Zu überlegen ist, wie die Möglichkeiten des PACT-Gesetzes genutzt werden können, das städtebauliche Bereiche auf private Initiative hin entwickelt und die Wirtschaft fördert.
FDP: Freie Flächen vermieten
Wenn jemand einen „Königsweg“ aufzeigen kann, welche Anreize Politik und Verwaltung den Geschäftsinhabern in der Innenstadt bieten kann, sollte er sofort ein Büro aufmachen und seine Ideen verkaufen. Eine sehr gute Geschäftsidee. Politik und Verwaltung können nur einen Rahmen schaffen, indem sich Gastronomen und Ladenbesitzer dann entfalten sollten. Auch das Unternehmerrisiko können Politik und Verwaltung den Unternehmern nicht abnehmen. Was bleibt zu tun? Die FDP hat zum Beispiel beantragt, die nutzbaren öffentlichen Flächen vor den Geschäften gegen ein geringes Entgelt, allerdings mit festen Vereinbarungen, zur Nutzung zur Verfügung zu stellen. Bei einem Treffen von Interessenten im Januar hat die FDP sich für eine gemeinsame Werbeaktion zur Ansiedlung von Geschäften im Innenstadtbereich ausgesprochen. Die Innenstadt muss weiterhin für Kunden mit allen Verkehrsmitteln gut erreichbar bleiben, aber vom Lkw- und Durchgangsverkehr befreit sein. Die große Anzahl von schon jetzt vorhandenen Parkplätzen sollte vielleicht noch besser „beworben“ und ausgeschildert werden. Die FDP fordert aber Geschäftsinhaber, Verpächter von Ladenlokalen und BVV auf, sich an einen Tisch zu setzen und gemeinsame Aktionen fortzusetzen, für erträgliche Entgelte für Pachten zu sorgen, einheitliche Öffnungszeiten zu vereinbaren und die Schaufenstergestaltungen noch zu verbessern.
Bündnis 90/Die Grünen: Konzept für mehr Qualität fehlt
Die Mehrheit der Fraktionen hat grünes Licht für ein neues Fachmarktzentrum am Lohstücker Weg gegeben. Dort sollen unter anderem ein größerer Lebensmittel-Vollsortimenter (1500 Quadratmeter Verkaufsfläche) und ein Drogerie- Fachmarkt (700 Quadratmeter Verkaufsfläche) entstehen. Dieser Beschluss wurde gefasst, obwohl die Landesplanung in Kiel große Bedenken hat und einen ruinösen Verdrängungswettbewerb in der Stadt befürchtet. Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat gegen das Vorhaben in dieser Größenordnung und mit diesem Inhalt gestimmt. Wir sind der Meinung, dass Konzepte gefragt sind für ein qualitatives Wachstum des Angebotes in Bad Bramstedt. Immer mehr gleiche Geschäfte führen zu Leerstand und Verdrängung. Sie steigern nicht die Attraktivität des Angebotes für die Bürger unserer Stadt. Der wichtigste Anreiz für die Entwicklung der Innenstadt ist also, die Pläne für den Lebensmittel- und Drogeriemarkt auf der grünen Wiese zu stoppen. Darüber hinaus halten wir es für die Aufgabe der Stadt, gemeinsam mit den Bürgern ein tragfähiges Konzept für die künftige Entwicklung der Innenstadt zu entwickeln. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass die Geschäftsleute am besten selbst entscheiden, wie sich ihre Betriebe entwickeln sollten. Dafür benötigen sie keine Ratschläge von Stadt und Parteien.