Bad Bramstedt (rj) Ein Schritt für mehr Barrierefreiheit in der Stadt: Im Oktober wird der Treppenlift im denkmalgeschützten Schloss installiert.

Für gehbehinderte und ältere Menschen war der Zugang über die vorhandene Treppe bislang nicht zu schaffen. Dabei finden eine Vielzahl von Veranstaltungen in den Räumlichkeiten statt von Ausstellungen über Lesungen und Konzerte bis hin zu Trauungen von Verwandten und Freunden. Um den barrierefreien Zugang zum Obergeschoss des Schlosses nun endlich zu ermöglichen, hat es über Monate intensive Recherchen seitens der Verwaltung benötigt. „Unter Berücksichtigung der Belange des Denkmal- und Brandschutzes sowie weiterer technischer Details wurde die Entscheidung getroffen, einen Treppenlift an die historische Treppe anzubauen“, erklärt Bauamtsleiter Udo Reinbacher. Die Gesamtkosten betragen 41.600 Euro. Aus dem Topf der Europäischen Union fließen Fördermittel in Höhe von 19.200 Euro, ein Teil kommt durch Spenden von Privatleuten und Unternehmen, den Rest zahlt die Stadt.

Das eine Problem ist vom Tisch, doch Stolperfallen gibt es noch einige in der Stadt. „Das Kopfsteinpflaster auf dem Bleeck ist nach wie vor für alle Rollis, Geh- und Kinderwagenschieber eine große Herausforderung zum Überwinden des Platzes“, berichtet Uta Höch, Beauftragte für Menschen mit Behinderung. Als halsbrecherisch im wahrsten Sinne des Wortes empfindet sie auch die Ecke Glückstädter Straße/An der Beeckerbrücke. Weiterhin fehlt immer noch eine geeignte Einstiegshilfe für Rollstuhlfahrer im Schwimmbad, damit sie ins Wasser gehen können. Doch es gibt auch positive Beispiele in Bad Bramstedt. „Beim Bau neuer Gebäude wird verstärkt auf die Barrierefreiheit geachtet“, hat Höch festgestellt. „so wurde bei der Renovierung des alten Delf- Hauses im Bleeck eine Rampe gesetzt, ebenfalls an der Maienbeeckschule und vor dem Malereibetrieb Schroedter im Maienbeeck.

Auch der Seniorenbeirat zeigt sich in dem Thema äußerst aktiv. „Wir setzen uns ein für eine 30-km/h- Zone in der gesamten Innenstadt, begehbare Streifen im Kopfsteinpflaster des Bleecks, einen Bürgersteig in der Altonaer Straße und eine Erneuerung des Rad- und Gehweges in der Hamburger Straße zwischen Getränkemarkt und Kreisel nach den Baumaufbrüchen“, zählt Vorsitzende Karen Helmcke auf. Wir fragten bei den Parteien nach: Was muss über den bevorstehenden Einbau eines Treppenlifts im Schloss hinaus noch weiter passieren, damit Bad Bramstedt für Behinderte und Senioren attraktiv bleibt bzw. noch attraktiver wird? Worüber sind Sie zuletzt gestolpert?

CDU: Ärgernis Bleeck-Pflaster

Meinung und PolitikIm öffentlichen Bereich ist bei Neubauten und Renovierungen verpflichtend die Barrierefreiheit im Zugang zu Gebäuden und Einrichtungen zu beachten. Das ist gut so und ermöglicht die Teilhabe von Behinderten ob Jung ob Alt am öffentlichen Leben. Doch wie sieht es nun damit in Bad Bramstedt aus?

Der Treppenlift im Schloss ist ein Anfang. Die WC-Anlage hinter dem Rathaus, Behindertenparkplätze im öffentlichen Raum, an Schulen und vor Einkaufsmärkten sind eine weitere Hilfe für Betroffene. Nach wie vor ist der Belag auf dem Bleeck mit dem Pflaster ein großes Ärgernis für Menschen mit Gehwagen und Rollstühlen. Hier sollte weiter an einer Lösung für eine Verbesserung gearbeitet werden. In vielen Bereichen des alltäglichen Miteinander müssen aber auch Barrieren in den Köpfen der Menschen fallen. Eine Stadt gewinnt nur an Zuspruch und Lebensqualität, wenn wir auch die schwächsten Glieder in unser Leben mit einbeziehen. Die Erreichbarkeit für unkomplizierte Hilfe, ist durch Uta Höch als Beauftragte für Behinderte der Stadt anerkannt gut besetzt und wird gern angenommen. Die CDU Bad Bramstedt begrüßt aber auch die vielen Initiativen der Vereine, Kindergärten, Schulen und Verbände zur Umsetzung der UN-Konvention in der Behindertenarbeit. Wir sind auf dem richtigen Weg, doch es gibt noch immer viel zu tun.

SPD: Gehwege verbreitern

Meinung und PolitikSagen wir es einmal vorweg: In Bad Bramstedt brauchen sich weder Senioren noch Behinderte ernsthaft Sorgen zu machen, dass ihre Belange nicht berücksichtigt werden. Wir haben einen sehr aktiven Seniorenbeirat unter dem Vorsitz von Karen Helmcke und mit Uta Höch eine sehr aktive Beauftragte für Menschen mit Behinderung. Beide sind nicht nur Feuer und Flamme für ihre Aufgabe, sondern auch nicht schüchtern, ihre Anliegen vorzutragen und zu vertreten mit Ideenreichtum und viel Engagement. Beide verbindet, dass nicht nur gefordert, sondern etwas aktiv gemacht wird. Der Lift im Schloss oder die Sanierung der Mühlenbrücke sind tolle Beispiele für diesen Einsatz. Dafür danken wir an dieser Stelle und denken, dass von dort weitere Anregungen zum Beispiel zu barrierefreien Wegen und Zugängen zu Gebäuden kommen werden.
Wichtig ist uns, dass fast ein Jahr nach Eröffnung der Umgehungsstraße die Innenstadtgestaltung vorankommt und zum Beispiel die Gehwege im Maienbeeck oder am Rolandseck breiter werden und Fußgänger und Radfahrer mehr Platz bekommen. Das kommt allen zu Gute auch den Senioren. Die Aufenthaltsqualität am Bleeck und insbesondere hinter dem Schloss sind Anliegen des Seniorenbeirates, die wir gern und voll unterstützen, damit hier etwas Attraktives entsteht, das zum Aufenthalt und zum Ruhen einlädt. Wir freuen uns auf eine weiterhin gedeihliche Zusammenarbeit.

FDP: Cityverkehr nicht verbannen

Meinung und PolitikEine senioren- und behindertengerechte Stadt wird es in aller Vollkommenheit nicht geben können. Dennoch, dieses Thema hat die Stadtpolitik und die Verwaltung, Architekten und andere Planer schon immer beschäftigt. Vieles wurde erreicht und dennoch bleiben Wünsche immer offen. Dazu gehören barrierefreie Wohnungen und Häuser. Jeder weiß: Die Erfüllung eines solchen Wunsches ist häufig bis ins letzte Detail nicht finanzierbar. Vieles aber kann beim Bau gleich berücksichtigt werden und wird dadurch erschwinglich. Straßen, Gehwege und Einmündungen sollten abgesenkte Bordsteine haben. Dies ist weitgehend geschehen und wird laufend bei Reparaturen und Erneuerungen seit Jahren berücksichtigt. Der Zugang zu Behörden und Geschäften wurde weiter verbessert und wird auch dankbar angenommen.

Die FDP-Fraktion wünscht sich als weitere Verbesserung für alle Bürger eine Verkehrsberuhigung unserer Innenstadt. Wie das geschehen soll, wird bald entschieden. Allerdings: die Verwirklichung wird viel Zeit in Anspruch nehmen, da zur Zeit nicht ausreichend Haushaltsmittel dafür zur Verfügung stehen. Wir sind allerdings mit vielen Bürgern darin einig, dass das Auto aus der Innenstadt nicht verbannt werden soll. Es gibt jetzt schon genügend Parkplätze in der Nähe der Innenstadtbetriebe, die weiterhin mit dem Pkw erreichbar bleiben sollen, gerade für das bewegungseingeschränkte Publikum.

Bündnis 90/Die Grünen: Viele Bereiche noch gefährlich

Meinung und PolitikAuf dem Weg zu einer Stadt, die auch in baulicher und verkehrsmäßiger Hinsicht Rücksicht auf die Belange von Senioren und Menschen mit Behinderungen nimmt, steht Bad Bramstedt erst am Anfang. Der Einbau eines Treppenlifts ist ein erster Schritt. Gut ist auch, dass einzelne Geschäfte ihren Eingangsbereich rollstuhlgerecht gestaltet haben. Dagegen gibt es in der Stadt noch viele Bereiche, die nicht nur für Menschen mit Handicap gefährlich sind, wie etwa der Bürgersteig entlang der Beecker Brücke gegenüber der Sparkasse. Weiterhin gibt es an vielen Stellen Absätze, die nicht nur Rollstuhlfahrer behindern.
Aus unserer Sicht muss die Stadt bei allen Planungen ebene Oberflächen, Zugänglichkeit für jeden und sichere Erreichbarkeit berücksichtigen, um auf dem Weg zu einer Stadt, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen Rücksicht nimmt, voranzukommen. Es handelt sich um eine Querschnittsaufgabe, die von Politik und Verwaltung konsequent wahrgenommen werden muss. Hier gilt unser Dank Uta Höch, die sich seit langem für die Belange von Menschen mit Behinderungen einsetzt. Es ist darüber hinaus so, dass die Wahrnehmung dieser Belange uns allen nutzt. Auch Mütter und Väter mit Kinderwagen werden durch Treppenstufen vor dem Eingang eines Geschäftes behindert und jeder, der mit dem Fahrrad fährt, weiß, wie hinderlich Absätze auf dem Weg sein können.