Bad Bramstedt (em) Der Bad Bramstedter Heimatforscher Jan-Uwe Schadendorf hat bei seinen Recherchen ein vor über 150 Jahren erschienenes und vergessenes Buch über Wiebeke Kruse entdeckt, bearbeitet und in kleiner Auflage neu herausgegeben.

Das Buch erschien in Dänemark 1859 unter dem Titel „Christian den Fjierde og hans slaegt“ und wurde 1862 in Altona ins Deutsche übersetzt und erhielt den aus heutiger Sicht sperrigen Titel „Christian IV. und sein Geschlecht“. Da sich slaegt auch mit Familie übersetzen lässt, hat Schadendorf für die Neuauflage den Titel „Christian IV. und seine Familie“ gewählt.

Das Buch wurde sieben Jahre vor dem in Bad Bramstedt bekannten Roman Johanna Mestorfs „Wiebeke Kruse - eine holsteinische Bauerntochter“ veröffentlicht. Schadendorf fiel auf, dass das Motiv der Zigeunerin/Wahrsagerin als „running gag“, das sowohl bei Mestorf, wie im Jahr 2008 auch bei Katrin Burseg („Das Königsmal“) gebraucht wird, sich schon bei Meyer findet. Da könnte man, so Schadendorf, auf den Gedanken kommen, dass Johanna Mestorf das Buch Meyers kannte, als sie 1866 ihren Roman veröffentlichte. Da sie lange in Schweden weilte und sich mit nordischer Geschichte befasste, wäre das gut möglich.

Meyers Novelle beschränkt sich allerdings nicht auf die Beziehung Wiebekes zum dänischen König, sondern zeichnet Bilder weiterer Frauen im Umfeld Christian IV. wie seiner zweiten Ehefrau Christine/Kirsten Munk, der Lieblingstochter Leonora Christina aber auch der auf dem Schafott geendeten Dina Winhofvers - wahre Geschichten von Macht und Intrigen. So spannt die Novelle einen Bogen von ca. 1625 bis über Christians Tod (1648) hinaus und führt den Leser in eine spannende und ereignisreiche Zeit der dänischen und norddeutschen Geschichte. Dabei hält sich der Autor Edvard Meyer, ein dänischer Journalist, an viele historische Ereignisse. Diesen Text hat Jan-Uwe Schadendorf aus der Frakturschrift in unsere heutige Druckschrift überführt und den Text neu als Buch drucken lassen. Der Versuchung, den Text in heutige Sprech- und Schreibweisen zu überführen, ist er dabei nicht gefolgt. Das mag beim Lesen nicht ganz so flüssig sein, so Schadendorf, aber manche Formulierungen seien authentischer in der Sprache der Mitte des 19. Jahrhunderts, als Pathos und Königstreue eine ganz andere Rolle spielten und dem Empfinden des 17. Jahrhunderts, von dem die Novelle handelt, deutlich näher.

Meyers Novelle scheint in Deutschland keine große Verbreitung gefunden zu haben, sonst wäre sie in den großen Bibliotheken zu finden. Gefunden hat Schadendorf sie im Internet bei books.google.de als Digitalisierung der Bibliothek der Universität von Chicago. Da Jan-Uwe Schadendorf das Buch für eine lesenswerte Ergänzung zu dem Roman Mestorfs hält, hat er es nachdrucken lassen. Es kommt als Paperback mit über 320 Seiten in Kürze in die Buchhandlungen Bad Bramstedts zum Preis von 9,90 EUR.