Henstedt-Ulzburg (rj) 20 Monate ist der Journalist und Fotograf Oliver Lück mit seinem VW-Bus und seiner Hündin Locke durch Europa gefahren: Mehr als 50.000 Kilometer von Portugal bis Estland, von Norwegen bis Sizilien, von den Kanarischen Inseln bis zur russischen Grenze. Doch nicht, um Urlaub zu machen, sondern um Geschichten zu finden: von Abenteurern, Aussteigern und Ausnahmetalenten.
Mit seinem Buch „Neues vom Nachbarn 26 Länder, 26 Menschen“ (Rowohlt-Verlag, ISBN: 978 3499628412) ist dem Henstedt-Ulzburger eine kraftvolle, lustige und zugleich berührende Hommage an das Leben in Europa gelungen. Als würde man selbst mit ihm im Wohnmobil sitzen, so vertraut und aufrichtig sind diese Begegnungen mit besonderen Menschen aus 26 Ländern. Er trifft besessene finnische Goldsucher, den Weltfußballer Lionel Messi und eine Sizilianerin, die seit Jahren gegen die Mafia kämpft. Er besucht den besten Freund von Arnold Schwarzenegger und eine schwedische Biologin, die Leichen kompostieren will. Und er lernt, dass die Größe der Wodkagläser von West nach Ost zunimmt, bis ihm kurz vor Russland ganze Flaschen vorgesetzt werden.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Henstedt-Ulzburg?
Zwischen Ulzburg und Westerwohld lag bis vor kurzem noch ein schöner Findling am Feldrand. Dort habe ich gerne gesessen und nachgedacht. Nun ist der Stein verschwunden, eine Straße soll einmal quer über die Felder gebaut werden.
Wären Sie Bürgermeister, was würden Sie sofort ändern?
Der Umweltschutz kommt leider viel zu kurz in der Gemeinde. Wirtschaftliche Interessen stehen schon immer im Vordergrund. Es wird gebaut und gebaut, die Natur bleibt dabei auf der Strecke. Das ist dumm und viel zu kurz gedacht. Denn die Rechnung dafür müssen am Ende alle zahlen.
Woran arbeiten Sie gerade?
Ich schreibe eine Geschichte über einen Winzer, der nur mit Pferd und Pflug seine Weinberge beackert und außergewöhnliche Weine macht. So wie früher zurück zu den Wurzeln.
Wo sieht man Sie im Juli?
Auf Lesereise in Süddeutschland vorausgesetzt, mein VW-Bus, den ich gerade repariere, fährt wieder.
Wen würden Sie gerne mal treffen?
Janni Rödel das ist ein alter Freund, den ich seit acht Jahren nicht gesehen habe. Ich rufe ihn jedes Jahr zweimal an, doch er ruft nie zurück.
Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Ich habe Zeitungen ausgetragen.
Und wofür haben Sie es ausgegeben?
Für meine erste Schallplatte: AC/DC, „Highway to Hell“. Ich war sieben.
Was würden Sie gerne können?
VW-Busse reparieren.
Was stört Sie an anderen?
Wenn Leute zu viel reden, nur von sich sprechen und deshalb nicht mehr hören können, was andere zu erzählen haben.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über meinen Sohn. Er ist sieben Monate alt und sehr sehr lustig.
Bei wem möchten Sie mal Mäuschen spielen?
Bei den Red Hot Chili Peppers im Bandraum.
Was machen Sie nur heimlich?
Wenn im Supermarkt diese furchtbare Wohlfühl-Einkaufsmusik aus den Lautsprechern dudelt, macht mich das jedes Mal aggressiv allerdings nur innerlich. Gesünder wäre es wohl, dieses Gefühl auch mal irgendwie raus zu lassen.
Wer hat bei Ihnen zu Hause den Hut auf?
Ich will ganz ehrlich sein: Es gibt keinen einzigen Hut bei uns aber Hosen tragen alle.
Was kommt bei Ihnen auf den Tisch?
Zu 90 Prozent Bio, und auch immer mehr regionale Lebensmittel von den umliegenden Höfen. Manchmal sogar Füße.
Wofür möchten Sie endlich mal wieder genug Zeit haben?
Zum Schreiben.
Wen oder was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Diese Frage macht mir Angst.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„172,3“, den neuen Roman von Vincent Voss.
Welche Fernsehsendung verpassen Sie nie?
Ich habe keinen Fernseher.
Welchen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?
Immer den Nächsten.
Haben Sie einen Vogel?
Ich habe einen Hund das langt. Tiere in Käfige zu stecken, ist Quälerei.