Norderstedt (em) Die Stadt Norderstedt hat jetzt eine erste „Blitzer-Bilanz“ gezogen, nachdem man vor einigen Wochen damit begonnen hatte, in eigener Zuständigkeit Geschwindigkeits- und Rotlichtkontrollen im Stadtgebiet vorzunehmen.

Im Oktober, dem ersten kompletten Monat, in dem die inzwischen sieben fest installierten Messanlagen im Einsatz waren, wurden insgesamt 7.304 Geschwindigkeitsüberschreitungen registriert. „Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Überwachung des fließenden Verkehrs zur Umsetzung unserer Lärmschutzziele und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit im Stadtgebiet richtig und notwendig sind“, sagte Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Seit Beginn der Messungen in den ersten Septemberwochen wurden in Norderstedt summa summarum mehr als 10.800 Temposünder ermittelt.

Die meisten Geschwindigkeitsüberschreitungen (2.387) wurden im Oktober von der Messanlage an der Oadby-and-Wigston-Straße aufgezeichnet. An der Messstelle gilt Tempo 50. An der Poppenbütteler Straße, wo tagsüber eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde erlaubt ist und nachts aus Lärmschutzgründen nicht schneller als 30 gefahren werden darf, gab es im Oktober 2.381 Tempoverstöße. Mehrere Fahrer fuhren nachts mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde durch den Tempo-30-Bereich. An der Niendorfer Straße, wo von 22 bis 6 Uhr ebenfalls zur Lärmminderung ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde gilt, waren es innerhalb von 31 Tagen 1.688 Geschwindigkeitsüberschreitungen. An der Schleswig-Holstein-Straße, in Höhe des „Arriba“-Sommerparkplatzes, wurden 735 Temposünder geblitzt wobei die Anlage erst in den letzten Oktobertagen in Betrieb genommen wurde.

Die Messanlage an der Schleswig-Holstein-Straße ermittelte den Negativ-Spitzenreiter aller bisherigen Messungen: Ein Autofahrer fuhr statt der erlaubten 60 Kilometer pro Stunde mit Tempo 157 in die „Radarfalle“! „Das ist eines von vielen eklatanten Beispielen dafür, wie sich Menschen über die `Spielregeln´ unseres gemeinsamen Miteinanders hinwegsetzen und andere in hohem Maße gefährden“, sagte der Oberbürgermeister.

Geht man davon aus, dass alle 7.304 Geschwindigkeitsverstöße aus dem Oktober rechtskräftig geahndet werden können, werden 187.425 Euro an Bußgeldern fällig. Der Oberbürgermeister hatte wiederholt im Namen der Stadt erklärt, man wolle „mit der Überwachung des fließenden Verkehrs kein Geld verdienen“: Wenn wir die Geschwindigkeit der Autos überwachen und auf diesem Wege das Geschwindigkeitsniveau senken, verringern wir im Sinne der Menschen unserer Stadt die Lärmbelastung durch den Autoverkehr und erhöhen die Verkehrssicherheit.“

Es sei von Fachleuten erwiesen, dass mit jedem Stundenkilometer Unfallrisiko und Schwere der Verletzungen von Unfallopfern stark anstiegen. Experten sagten, dass es bis zu 15 Prozent weniger Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten gäbe, wenn die durchschnittliche Geschwindigkeit um zwei Kilometer pro Stunde gesenkt werde.

Eine Auffälligkeit der bisherigen Messungen in Norderstedt: An Freitagen und Sonnabenden steigt die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen stark an.

Zusätzlich zu den vier Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung sind in Norderstedt inzwischen an drei Standorten Messgeräte im Einsatz, die Rotlichtverstöße registrieren: an der Schleswig-Holstein-Straße/Einmündung Stormarnstraße, an der Poppenbütteler Straße/Einmündung Hummelsbütteler Landstraße und an der Niendorfer Straße (in Höhe Tesa). Eine erste Bilanz der Rotlichtverstöße kann nach den Messungen im laufenden Monat gezogen werden. Der Aufbau einer vierten Rotlicht-Überwachungs-Anlage an der Kreuzung Niendorfer Straße/Ohechaussee wird erfolgen.

Die Stadt Norderstedt hatte im September damit begonnen, den fließenden Verkehr im Stadtgebiet zu überwachen. Dabei werden zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen dient die Geschwindigkeitsüberwachung der verstärkten Umsetzung von Lärmminderungsmaßnahmen der Stadt Norderstedt. Zum anderen soll vor allem die Sicherheit an Schulwegen erhöht werden unter anderem auch durch eine Rotlichtüberwachung an neuralgischen Punkten. Das Land hatte mittels einer sogenannten Experimentierklausel die Überwachung des fließenden Verkehrs vom Kreis Segeberg auf die Stadt Norderstedt übertragen. Ein Vertrag, der die Modalitäten regelt, war zuvor vom Kreistag ebenso wie von der Norderstedter Stadtvertretung unterzeichnet worden.

Im ersten Jahr investiert die Stadt Norderstedt rund 405.000 Euro in die technische Ausstattung zur Überwachung des fließenden Verkehrs. Darin enthalten sind die Kosten für ein sogenanntes mobiles Blitzfahrzeug, das seit einigen Tagen im Einsatz ist. Zu den Kosten für die Technik kommen im laufenden Jahr annähernd 340.000 Euro für Personalkosten. So wurden unter anderem drei neue Arbeitsplätze in der Bußgeldstelle geschaffen.

An den größeren Einfallstraßen nach Norderstedt wird von Beginn an gut sichtbar auf die „Geschwindigkeits-Kontrollen“ hingewiesen.