Norderstedt (rj) Die Finanzkrise zeigt es: Das Wissen der Bürger ist schlecht in dem Thema. Wie sieht es aber mit dem vielbeschworenen Nachwuchs aus? Der Kreisverband der Jungen Union fordert nun ein neues Schulfach. Der „Finanzunterricht“ soll vermitteln, wann aus Schulden schnell mehr Schulden werden und wie man sein Geld gewinnbringend anlegen kann.
Mit der Meinung steht der CDUNachwuchs scheinbar nicht alleine dar: Laut Forsa ist die große Mehrheit der Deutschen (83 Prozent) der Überzeugung, dass Wirtschaft und Finanzen Schulfach werden soll. Wie sinnvoll ein solcher Unterricht wäre, zeigt zudem der „Schuldneratlas Deutschland 2010“. Im Ergebnis wurde eine deutlich wachsende Verschuldung unter Jugendlichen aufgezeigt. Demnach hat sich seit 2004 die Zahl der Betroffenen auf 197.000 Heranwachsende fast verdreifacht. Das Unterrichtsmodul soll ab der achten Klassenstufe aller Schulformen verpflichtend eingeführt werden. „Den Schülern sollen Alltagskompetenzen in den Bereichen Finanzen, Liquiditätsplanung und Vorsorge vermittelt werden“, erklärt Ole Plambeck, Kreisvorsitzender der Jungen Union. „Die eigene Versorgung durch kompetenten Umgang mit verdientem oder erwirtschaftetem Geld sichern zu können, muss als Bildungsziel stärker in den Vordergrund gerückt werden. Schon jeder zweite Jugendliche bekennt, sich in Geld- und Finanzfragen nicht auszukennen.“ Die Geldkompetenz im Alltag zu fördern und das ökonomische Verständnis zu schärfen, das könnte dazu beitragen, potenzielle Schuldnerkarrieren zu verhindern. „Das Elternhaus garantiert dies leider nicht“, so Plambeck. Nur: Wo liegt der Sinn, wenn ein Teil der Schüler nicht mal die Grundrechenarten beherrscht? Welche Inhalte sollte so ein Unterricht vermitteln und an welchem Schultyp? Wir fragten bei den Parteien nach.
CDU: Früher an später denken
Mit der Forderung, ein Unterrichtsmodul „Verbraucherschutz und Finanzen“ ab der achten Klassenstufe aller Schulformen verpflichtend einzuführen, verfolgt die CDU die Absicht, Schülern Alltagskompetenzen zu vermitteln. Der Umgang mit Geld ist den wenigsten jungen Menschen vertraut genug, als das dies weiter ignoriert werden sollte. Die alarmierenden Verschuldungsstatistiken junger Menschen offenbaren einen Handlungsdruck, dem sich auch die Politik nicht verschließen kann und will. Wichtig ist dabei die konkrete und lebendige Ausgestaltung des Unterrichts. So könnten zum Beispiel Mängel bei den Grundrechenarten und der Mathematik überhaupt durch solch eine Unterrichtsform mit behoben und ausgeglichen werden. Rechnen am konkreten, womöglich eigenen Beispiel ist eben weitaus attraktiver, als theoretische „Trockenübungen“. Jeder sollte daher in Geldfragen und über Begriffe wie Risiko und Rendite informiert sein. Dass es das Elternhaus nicht garantiert, zeigt die zunehmende Schuldnerquote der unter 20-Jährigen.
SPD: Guter Vorschlag, nicht umsetzbar
Die Einführung in den richtigen Umgang mit Geld ist immer sinnvoll. Wenn nicht schon im Elternhaus geschehen, kann und sollte Schule junge Menschen fit machen im Umgang mit Bargeld und über die Risiken beim ausschließlichen Bezahlen mit dem beliebten „Plastikgeld“ aufklären. Die vielen Fälle von Überschuldungen bei Jugendlichen sind erschreckend und müssen eingedämmt werden. Sobald das Taschengeld eine höhere Summe erreicht und kostspieligere Konsumwünsche damit erfüllt werden, ist es an der Zeit, an allen weiterführenden Schulen solche Angebote zu machen. Die Chance auf Umsetzung ist allerdings nahe Null denn die Landesregierung aus CDU und FDP hat gerade die Streichung von 300 Lehrerstellen für das kommende Schuljahr durchgesetzt. Somit fehlen an den entscheidenden Stellen die benötigten zusätzlichen Lehrer zur Vermittlung solcher wichtigen Inhalte. Betroffen sind insbesondere Regional- und Gemeinschaftsschulen und damit rund die Hälfte der Schüler eines Jahrganges.
Sommerpause bei der GALiN? Jedenfalls hätten wir an dieser Stelle gern die Meinung der Partei veröffentlicht, trotz Nachfrage kam jedoch keine Antwort.
FDP: Schulen nicht überfrachten
Unsere Schüler haben eine sehr gefüllte Stundentafel, um ihre Abschlüsse zu erreichen. Wirtschaft und Politik ist seit einigen Jahren ein Angebotsfach der weiterführenden Schulen. Immer wieder weisen wir Liberalen darauf hin, dass Lehrpläne schlanker werden sollen, dass mehr Methodenwissen vermittelt werden muss. Im bestehenden Lehrplan werden dabei auch die Grundbegriffe von Geld- und Finanzfragen behandelt. Wenn das zu wenig ist und Unsicherheit bei Jugendlichen besteht , kann die FDP nur auf das zukünftige Angebot der Ganztagsschule verweisen. Warum sollten nicht Ältere ähnlich den Wirtschaftssenioren gebeten werden Kurse zu geben, die sich mit der Verwaltung des eigenen Geldes, Geldanlagen und Zukunftssicherung beschäftigen. Hier kann die Erfahrung der vorherigen Generation genutzt werden. Vielleicht auch für die Frage „Wie komme ich mit meinem Geld aus?“.
Was die GALiN kann, das können wir auch, dachten sich wohl die Linken und hatten ebenfalls keine Meinung zu dem Thema. Vielleicht liegts daran, dass Sprecher Miro Berbig jetzt im Landesvorstand der Linken vertreten ist und weniger Zeit hat. Ob die Norderstedter Wähler so viel Verständnis haben?