Norderstedt (em) Versprochen ist versprochen. Theater Pur spendet 1.500 Euro an das Anne Frank Haus in Amsterdam. Ende August und Anfang September zeigte Theater Pur „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Frances Goodrich und Albert Hacket im Festsaal am Falkenberg. Dem aufmerksamen Leser der Plakate ist damals vielleicht folgender Hinweis aufgefallen: „Die Hälfte der Einnahmen wird dem Anne Frank Museum gespendet.“ Dieses Versprechen hält Theater Pur nun ein.

Die Idee zu der Spende entstand bereits sehr früh: „In den Proben haben wir uns dem Leben und Leiden realer Menschen genähert. Das war für uns alle eine besondere Erfahrung. Wir hatten den Wunsch, das Schicksal von Anne und ihrer Familie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Mit der Spende an das Anne Frank Haus können wir dazu einen weiteren Beitrag leisten“, sagt Regisseur Sven Boldt. Insgesamt haben mehr als 500 Zuschauer an den vier Aufführungstagen Boldts Regiedebüt gesehen. Fast 3.000 Euro Eintrittsgeld sind dabei zusammengekommen. Die Hälfte davon wurde nun gespendet. Der Vereinsvorstand hat die Summe auf 1.500 Euro aufgerundet. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein und müssen uns bei jeder Inszenierung anstrengen, um die Kosten für Bühnenbild, Requisiten, Kostüme etc. wieder einzuspielen. Das ist uns bei ‚Das Tagebuch der Anne Frank‘ auf Grund der Spende natürlich nicht gelungen. Trotzdem hat der gesamte Vereinsvorstand der Spendenidee gern zugestimmt. Wir sind sehr stolz auf das Ensemble und sein Engagement“, sagt Burga Jonas, Finanzvorstand von Theater Pur. Ein bewegender Abschluss.

Am 10. November fand das Theaterprojekt mit einem Besuch im Anne Frank Haus einen bewegenden Abschluss. Insgesamt vier Mitglieder des Ensembles sind übers Wochenende nach Amsterdam gereist, um sich vor Ort ein Bild des Verstecks zu machen, in dem die Familie Frank zwischen 1942 und 1944 untertauchte. Bei einer privaten Führung hatten die vier die Möglichkeit, auch Räume zu besichtigen, die normalerweise für Besucher gesperrt sind. So konnten sie Otto Franks ehemaliges Büro betreten und auch den Innenhof besichtigen, in den Anne durch ein Dachfenster blicken konnte. „Während der Probenzeit haben wir uns sechs Monate mit der Geschichte der Franks auseinandergesetzt. Wir wussten natürlich, dass das Stück auf einer wahren Geschichte beruht, aber erst hier vor Ort begreift man, was das bedeutet“, sagt Nadine Carstensen im Stück spielte sie Edith Frank, Annes Mutter. Am Ende der Führung überreichten die vier ihrem Gastgeber Jan Willem Dammer unter anderem zuständig für Gästebetreuung und Museumskooperationen ein gerahmtes Foto des Ensembles, als Dankeschön für die intensiven Eindrücke. Dieser bedankte sich mit den Worten: „Die schönsten Momente bei meiner Arbeit sind die, in denen ich erleben kann, wie die Botschaft von Anne die Menschen inspiriert.“ Alle vier verließen das Anne Frank Haus sichtlich bewegt.

„Wir freuen uns sehr über den großen Erfolg der Inszenierung von Theater Pur und fühlen uns geehrt, eine so großartige Spende zu erhalten“, sagt Barbara Ennik, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Anne Frank Haus. Die Spende wird laut Ennik in eine internationale Wanderausstellung fließen, die jungen Menschen die Geschichte von Anne Frank, des Holocausts und des Zweiten Weltkriegs näherbringen soll.
Die Geschichte von Anne Frank
Bereits 1934, kurz nach der Machtergreifung Hitlers, floh Otto Frank mit seiner Frau Edith und ihren Töchtern Anne und Margot aus Deutschland in die Niederlande. Die Franks waren Juden und hofften so der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Nach der Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht im Jahr 1940 verschärfte sich die Lage für die jüdische Bevölkerung jedoch auch dort. 1942 entschloss sich Otto Frank mit seiner Familie, sowie der jüdischen Familie Van Pels und dem jüdischen Zahnarzt Fritz Pfeffer ein Versteck in einem Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht zu beziehen, um den Krieg dort zu überstehen. Während dieser Zeit führte Anne ein Tagebuch, in dem sie das Leben auf engstem Raum zwischen Angst und Hoffnung genau dokumentierte. Im August 1944 wurde das Versteck gestürmt und alle Bewohner wurden in Konzentrationslager gebracht. Otto Frank überlebte als einziger. Nach dem Krieg kehrte er nach Amsterdam zurück und veröffentlichte die Aufzeichnungen seiner Tochter. Das Tagebuch der Anne Frank zählt heute zum Weltdokumentenerbe.
Foto: Ove Zwanck, Nadine Carstensen, Sven Boldt und Nico Schümann überreichen ihrem Gastgeber Jan Willem Dammer ein gerahmtes Foto des Anne Frank Ensembles. Von links: Ove Zwanck (Herr Kraler), Nadine Carstensen (Frau Frank), Jan Willem Dammer (Anne Frank Haus), Sven Boldt (Regie), Nico Schümann (Beleuchtung und Technik).