Norderstedt (em) In Kontakt mit anderen Kulturen zu treten, ist immer eine spannende Sache. Dazu gab es im November die Gelegenheit, als eine japanische Delegation im Rahmen der Deutsch-Japanischen Begegnungen unser BBZ besuchen kam. 18 Lehrer eines Wirtschaftsgymnasiums aus dem Raum Tokio nahmen an einer Informationsreise zum deutschen Berufsbildungssystem teil, acht von ihnen besuchten das BBZ.

Über Frau Blumenstengel, eine Japanerin, die in Deutschland lebt, war Kontakt zur Leiterin des Beruflichen Gymnasiums (BG) des BBZ Norderstedt, Maike Hellenkamp, aufgenommen worden, um das deutsche Schulsystem, pädagogische Konzepte, berufliche Ausbildung und das Berufliche Gymnasium kennenzulernen.

Daraufhin wurde ein Besuchstag organisiert. Nach einer Begrüßung durch die Schulleiterin und Geschäftsführerin, Frau Bogalski, stellte die Kollegin J. Hagedorn das BG vor. Anschließend gab es einen Rundgang durch die Schule und mehrere Unterrichtshospitationen. Den Abschluss bildeten ein gemeinsames Mittagessen im Bistro und eine Nachbesprechung der Hospitationen. Die Gäste stellten fest, dass sich der Unterricht doch beträchtlich von dem ihren unterschied.

So wunderten Sie sich über die engagierte Schüleraktivität. In Japan nehmen die Lehrer Schüler einfach dran, man meldet sich nicht. Das vorgestellte pädagogisch-didaktische Konzept mit seinen Bestandteilen des eigenverantwortlichen Arbeitens und des kooperativen Lernens beurteilten sie aber als sehr interessant und ansprechend. In Phasen der Partner-/ Gruppenarbeit schlossen sich die Gäste der unterrichtenden Lehrkraft zuerst nur zögerlich, dann immer mutiger an, als diese zwischen den Gruppen herumging und die Arbeitsergebnisse in Augenschein nahm.

Auch so ein Lehrerverhalten kannten die japanischen Lehrkräfte nicht - es gefiel ihnen dann aber gut. Das Niveau des Unterrichts wurde von Seiten der japanischen Lehrkräfte als sehr hoch, teils als universitär empfunden. Auch die praktische Arbeit in den Küchen wurde bewundert. Das eher rigide und autoritäre japanische Schulsystem unterscheidet sich gerade auch in Hinblick auf die Unterrichtsatmosphäre - doch stark von dem deutschen. Aus Sicht der Beteiligten hat der Besuch sehr viele Erkenntnisse erwartete und unerwartete gebracht und war für alle Beteiligten eine tolle Erfahrung.

Gleichzeitig haben sich alle Klischees erfüllt: auch unter den japanischen Besuchern interessierten sich nur die Frauen für das Fach Ernährung. Mit den mitgeführten Fotoapparaten, Handys und Tablets wurde stets so ziemlich alles sofort fotografiert. Kollektive Begeisterung brach regelmäßig aus, wenn etwas Neues oder Unerwartetes zu sehen war. Ein „Hooooohhh!“ schwoll dann vom leisen kollektiven Raunen zum lautstarken Begeisterungslaut! Vieles ist bei uns anders als in Japan. Dass Schulbücher kostenlos an die Schüler ausgegeben werden, sorgte für Verwunderung.

Dass „der Japaner an sich“ sehr höflich und formell ist, wurde u.a. bei der Übergabe der Visitenkarten deutlich, die mit beiden Händen und einer gleichzeitigen Verbeugung huldvoll übergeben wurden. Als Gastgeschenke gab es von seiten des BBZ Norderstedt CNC-gefertigte Teelichthalter und eine kleine selbstgefertigte Wasserwaage für den Reiseleiter. „Hooooohhhh.“ Im Gegenzug erhielten unsere Kollegen Essstäbchen, Postkarten und sehr schöne rote Lunchbox.

Fazit: Der Blick in eine andere Kultur war für alle Beteiligten sehr interessant. Auch die beteiligten Schülerinnen und Schüler der Hospitationsklassen empfanden den Besuch interessant. Dass auch bei ihnen interkulturelle Bewusstwerdungsprozesse angestoßen worden sind, wurde kurz darauf deutlich, als Schülerinnen und Schüler einen Artikel über das südkoreanische Schulsystem in der Presse fanden und dies plötzlich für sie ein interessantes Thema war. Die beteiligten Lehrkräfte des BBZ Norderstedt möchten nun natürlich liebend gerne zum Gegenbesuch nach Tokio aufbrechen.