Norderstedt (em) Es gibt Kosten, die hat man zu übernehmen. Was für den Privatverbraucher, der einen Fernseher oder ein Radio zu Hause hat, die GEZ ist, das ist für den Veranstalter die GEMA: In dem Moment, wo es aus den Lautsprechern tönt, erhebt die Behörde eine Ausgleichssumme dafür, dass Musikstücke von noch lebenden oder bereits verstorbenen Künstlern abgespielt werden.
Nun hat sich die GEMA etwas Neues ausgedacht und damit die gesamte Eventbranche ins Koma gelegt: Der Schock über die Nachricht, dass die GEMA „ihr Tarifsystem ändert“ ist riesig. Mit dieser Botschaft ist ein Tornado durch die Branche gefegt, die Schäden sind noch unabsehbar.
„Derjenige, der sich das neue Tarifsystem ausgedacht hat, muss einen solarbetriebenen Taschenrechner im Dunkeln benutzt haben“, sagt Rajas Thiele. Er ist seit sechs Jahren Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt. Zu diesem Unternehmen gehört die TriBühne Norderstedt, mit über 200 Events im Jahr eines der führenden Veranstaltungszentren Schleswig-Holsteins. Von Theater und Comedy über Klassik bis hin zu Musical, Oper und Bällen immer, wenn sich die Türen zu den Sälen öffnen, wird Musik gespielt, ob nun live von einer Band, mit oder ohne DJ vom Laptop oder von Originaltonträgern.
Bisher wurden die GEMA-Gebühren nach der genutzten Raumgröße in Kombination mit der Besucheranzahl berechnet, nunmehr soll ausschließlich die Raumgröße angegeben werden. Rajas Thiele wundert sich: „Es ist also allem Anschein nach egal, ob in einem 700 qm großen Saal 50 Personen oder 400 Personen die Musik hören.“ Neu ist außerdem, dass Veranstaltungen bzw. Partys, die länger als fünf Stunden dauern, teurer sind als kürzere. „Ich habe noch nie eine Gala oder einen Abi-Ball erlebt, der weniger als fünf Stunden dauert“, ärgert sich Rajas Thiele. „Das riecht ganz gehörig nach Abzocke, die offensichtlich hinter dem Argument versteckt wird, dass durch die Änderungen alles einfacher werden soll. Dieses Vorgehen wird auch sicherlich nicht im Interesse der Künstler sein.“
Nach den neuen Tarifen würde sich beispielsweise ein Abi-Ball (mit Band und DJ/kopierten Tonträgern) von 1.040,99 Euro auf 4.186,00 Euro und damit um über 400 Prozent erhöhen. Für den jährlich in der TriBühne stattfindenden „Ball der Kultur“ müssten 360 Prozent mehr an die GEMA gezahlt werden. Vor diesem Hintergrund wird es in Zukunft keine Abi-Feiern und viele andere Bälle und Feiern nicht mehr geben. „Die GEMA begründet die hohen Kosten damit, dass sie sich um die Abwicklung mit den Künstlern im In- und Ausland kümmert“, sagt Rajas Thiele, „aber für diese Summen können wir selbst jemanden einstellen, der nichts anderes macht, als die Künstler anzuschreiben und ihnen die Tantiemen zu überweisen“, ärgert sich Thiele weiter.
Diese willenslos festgesetzten Tarife bringen nicht nur die Diskothekenbesitzer an den Rand des Ruins, sondern sie beeinträchtigen das gesamte kulturelle Leben kolossal. Die TriBühne Norderstedt ist Mitglied in den Verbänden Dehoga, im evvc sowie messe & event nord.
www.stadtmagazin-norderstedt.de/media/TriBuehne-Berechnungsbeispiele-GEMA.pdf
www.stadtmagazin-norderstedt.de/media/TriBuehne-GEMA-Tarife-im-Vergleich.pdf