Norderstedt (rj) Die Termine für den Ausbau der Grundschulen zu Offenen Ganztagsgrundschulen waren zu optimistisch: Der Start an de Grundschule Glashütte wird auf das Schuljahr 2014/2015 verschoben, an der Grundschule Harksheide-Nord sind nun erst ab 2016 Nachmittagsaktivitäten möglich.

Die Umstellung in den Grundschulen Falkenberg, Heidberg und Gottfried-Keller-Straße erfolgt zum Schuljahr 2014/15, Immenhorst ein Jahr danach, Niendorfer Straße 2016/2017, im Anschluss dann noch Glashütte-Süd, Harkshörn, Lütjenmoor und Pellwormstraße.
Im November 2008 wurde im Ausschuss für Schule und Sport der Umwandlungsprozess in Gang ge-setzt. Es dauerte bis zum Juni 2012, als die Stadtvertretung be-schloss, alle Norderstedter Grundschulen in offene Ganztagsschulen umzuwandeln. Ein Konzept für die zentrale Organisation und Trägerschaft der Betreuungsangebote außerhalb des Unterrichtes wurde von der Verwaltung vorgeschlagen. Schnell bestand Einigkeit darüber, dass die zu gründende Trägergesellschaft allen Schulen, also auch den weiterführenden Schulen, zur Seite stehen soll. Nun, im Februar 2013, hat der Hauptausschuss in seiner Sitzung mit den Stimmen von CDU und FDP die Gründung der gemeinnützigen Ge-sellschaft Bildung-Erziehung-Be-treuung in Norderstedt, kurz BEB, abgenickt. Die finale Entscheidung hat die Stadtvertretung im März.
Ist das der richtige Träger, warum dauerte das so lange? Und hinkt Norderstedt beim Thema Ganztagsbetreuung anderen Kommunen hinterher? Wir fragten bei den Parteien nach.

CDU: BEB ist eine Idee vorausMeinung und Politik
Der Hauptausschuss beschloss mit den Stimmen von CDU und FDP die Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft Bildung-Erziehung-Be-treuung in Norderstedt (BEB). Als geeignete Gesellschaftsform be-grüßt die CDU-Fraktion die gemeinnützige GmbH. Wir schaffen eine städtische Gesellschaft, die als Dienstleister für unsere Schulen agieren wird. Als Kontrollgremium wird ein Aufsichtsrat installiert, dem neben der Dezernentin und Vertretern der Politik auch Fachleute wie die Schulrätin sowie Vertreter der derzeitigen Hortträger angehören. Ein beratender Fachbeirat soll ebenfalls einberufen werden. Diese fachlich breit aufgestellte Gesellschaft wird in Kooperation mit den Schulen die pädagogische Konzeption für Ganztagsschulen mitgestalten und weiterentwickeln. Die noch ausstehende Beschlussfassung in der Stadtvertretung im März sieht die CDU-Fraktion als reine Formsache. Dass Norderstedt mit dieser Vorgehensweise mal wieder eine Idee voraus ist, zeigt sich in entsprechenden Anfragen aus anderen Kommunen im Land.

SPD: Mehr Geld für UmbautenMeinung und Politik
Was den politischen Willen zum Ausbau der Ganztagsangebote be-trifft, sind sich alle Norderstedter Parteien einig. Verglichen mit unseren Umlandgemeinden sind wir sicherlich mehr als gut im Rennen, wenn nicht sogar beispielgebend. Im Punkt Geschwindigkeit wird allerdings deutlich, dass die CDU/FDP-Mehrheit auf die Bremse tritt.
Die Bereitschaft mehr Geld für die notwendigen Umbauten in den Schulen bereitzustellen ist so gut wie nicht vorhanden. Bauliche Bil-liglösungen werden am Ende we-der dem Betreuungskonzept noch den Schülern, Lehrern und Betreuern gerecht. Gleiches gilt für die Trägerschaft. Was wir in keinem Fall wollen, ist eine „Hire-and-Fire-Mentalität“ beim Arbeitgeber für die Betreuungskräfte. Die dort ar-beitenden Menschen sollen an-ständig bezahlt, qualifiziert und verlässlich beschäftigt werden. Daran darf es aus unserer Sicht keine Zweifel geben. Die Beschlussvorlage der Verwaltung ließ dabei noch eine Menge Fragen offen, die wir unbedingt beantwortet haben wollten.

GALiN: Eigenbetrieb als TrägerMeinung und Politik
Der Prozess der Umstellung der bisherigen verlässlichen Grundschulen zu offenen Ganztagsgrundschulen ist derzeit in vollem Gange. An diesem Vorgang sind neben den Grundschulen selbst noch eine ganze Reihe von anderen Trägern, Vereinen und Institutionen beteiligt. Schulkollegien müssen neue Konzepte entwickeln
und umsetzen. Teilweise sind Baumaßnahmen notwendig, da in den Schulen Mittagsverpflegung angeboten werden muss. Eine derartige Mammutaufgabe ist nicht ohne Rückschläge oder Verzögerungen umzusetzen. Ein Grund zur Beunruhigung liegt trotzdem nicht vor. Der Plan, bis 2020 alle Grundschulen in Norderstedt in offene Ganztagsgrundschulen umgewandelt zu ha-ben, ist unverändert realistisch. In der Frage der Trägerschaft bevorzugt die GALiN-Fraktion für die zu gründende BEB die Form des Eigenbetriebs, weil hier die Mitwirkung aller Beteiligten am besten gesichert ist. Nein, Norderstedt hat, nach jahrelangem Tiefschlaf unter dem Vorgänger der jetzigen Dezernentin, die Herausforderung angenommen.

FDP: Richtige Antwort ist eine gGmbHMeinung und Politik
Offene Ganztagsschulen brauchen Unterstützung bei der Organisation des außerschulischen Angebotes. Kurse müssen für die unterschiedlichen Altersstufen entwickelt werden, die passenden Anbieter ge-sucht, Honorarverhandlungen ge-führt, Räume reserviert, Abrechnungen erstellt und nicht zuletzt das Mittagessen organisiert werden. Für die offenen Ganztagsgrundschulen diskutieren der Fach- und Hauptausschuss seit einem Jahr über die Gründung einer Gesellschaft, die diese Arbeit übernimmt. Zwischen den Fraktionen waren zwar der Umfang der Tätigkeit einschließlich der von der FDP geforderten Einbeziehung der weiterführenden Schulen unstrittig, nicht aber die Rechtsform. Da-mit die Schulen nun endlich unterstützt werden können, hat die FDP im Hauptausschuss die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft beantragt und gemeinsam mit der CDU durchgesetzt. Wenn die Stadtvertretung zustimmt, bekommen die Schüler, Eltern und Lehrer jetzt die notwendige Hilfe flexibel und unter Beibehaltung bewährter Strukturen.

Die Linke: Beteiligte auf Weg mitnehmenMeinung und Politik
Die Gründung der gemeinnützigen Gesellschaft Bildung-Erziehung-Betreuung in Norderstedt ist vollzogen worden. Wir hätten uns eine Wahrnehmung der Aufgaben auch innerhalb bestehender städtischer Gesellschaften (z.B. Nobig) vorstellen können. Die Einführung der Offenen Ganztagsgrundschulen wurde politisch im Juni 2011 und eine entsprechende Rahmenkonzeption im Mai 2012 beschlossen. An der Grundschule Friedrichsgabe wurde die OGGS bereits erfolgreich eingeführt. Das Thema Ganztagsbetreuung ist sehr vielschichtig. Ohne, dass alle Beteiligten mitgenommen werden, kann die Einführung nicht gelingen. Die Realität hat gezeigt, dass diese Abstimmungsprozesse und die erforderlichen Umbauten der Schulen den geplanten Zeitrahmen durcheinanderbringen. Jetzt gilt es den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Landesregierung dem Anspruch der Kommunen an das Land gerecht wird, eine auskömmliche Landesförderung an den Betreuungsangeboten sicherzustellen.