Quickborn (em) Quickborn gehörte in den 30er Jahren zu den Hochburgen der Nationalsozialisten. Hier erlangte die NSDAP bei den Reichstagswahlen im Sommer 1932 mit einem Stimmenanteil von 62 Prozent einen besonders großen Zuspruch in der Bevölkerung.
Ein Zuspruch, der noch lange nachwirkt, wie aus dem Schweigen vieler Zeitzeugen zu erkennen ist. Um diesem Schweigen etwas entgegenzusetzen und an das Unrecht der NS-Zeit zu erinnern, hat der Kölner Künstler Gunter Demnig die Verlegung von STOLPERSTEINEN ins Leben gerufen. Auf 10 x 10 cm großen Pflastersteinen sind auf kleinen Messingplatten die Namen und das Todesdatum von Opfern des Nationalsozialismus eingestanzt.
Die Steine werden in der Regel vor den letzten Wohnhäusern der verstorbenen Personen verlegt. Über 50.000 sind es inzwischen in Europa. Am 1. Dezember wird Gunter Demnig um 10.00 Uhr den achten STOLPERSTEIN in Quickborn verlegen. Dieser erinnert an den 35-jährigen Schlachter Paul Thomsen, der bei seinem Vater in der Kieler Straße lebte und am 14. Mai 1944 in der Gauheilanstalt Tiegenhof, im heutigen Polen, umkam.
Als psychisch Erkrankter entsprach er nach der biologistischen NS-Ideologie nicht dem gewünschten Rasse-Ideal, vielmehr galt er - wie tausende andere Menschen auch - als eine „Belastung“ für die „Volksgemeinschaft“. Ca. 5.000 hilfebedürftige Menschen waren im Rahmen der nationalsozialistischen „Euthanasie“ in Tiegenhof umgekommen.
Viele hiervon durch Medikamentenvergiftung und bewusste Unterversorgung. 71 Jahre nach dem Tod von Paul Thomsen laden wir die Quickborner Bürgerinnen und Bürger und die Pressevertreter ein, an der STOLPERSTEIN-Verlegung teilzunehmen und an dieses bisher „vergessene“ Opfer des NS-Regimes zu erinnern.
Die Projektgruppe Quickborn des Fördervereins Spurensuche engagiert sich für die Aufarbeitung der verdrängten Ortsgeschichte der Jahre 1933 bis 1945. Auf der Webseite Spurensuche sind bisher über 70 Beiträge zur lokalen Geschichte der NS-Zeit veröffentlicht. Weitere sind in der Planung.
Der genaue Leidensweg von Paul Thomsen ist unter: http://www.spurensuche-kreis-pinneberg.de/durch-einen-sanften-tod-erloest-paul-thomsen-und-die-krankenmorde-in-der-gauheilanstalt-tiegenhof/ nachzulesen.