Bad Bramstedt (em) Gott sei Dank ist niemandem etwas passiert! Es ist ein Wunder, dass am Montag, 2. Juli, niemand verletzt wurde, als plötzlich der 250 Kilo schwere Kronleuchter in der Maria-Magdalena-Kirche, in Bad Bramstedt, zu Bode stürzte. Beim Putzen sollte der Leuchter, für den Küster Hans-Joachim Gooden, ein Stück heruntergelassen werden. Als plötzlich das Stahlseil riss und der 313 Jahre alte Kronleuchter zu Boden fiel. Der Leuchter ist für die Gemeinde und den Pastor Rainer Rahlmeier ein Herzensstück, der den Namen „Krone des Jürgen Fuhlendorf“ trägt. Dieser verbinde die Kirchengemeinde in besonderer Weise mit der Fleckensgilde von 1677.

Leider ging bei dem Sturz die untere große Kugel des Leuchters sowie andere kleine Teile zu Bruch. „Bei diesem Absturz ist es ebenso erstaunlich, dass nicht mehr von diesem kostbaren Kronleuchter kaputt ging“, erklärt der Architekt Gunnar Seidel, der am Mittwoch den Schaden begutachtete. Für den Architekten aus Kiel war es selbstverständlich, dass er so schnell wie möglich kommen musste, denn die Kirche liegt ihm besonders am Herzen. Denn schon in den Jahren 1989 und 1990 leitete er, gemeinsam mit dem Gürtelmeister Eckhard Sellmann, die Renovierungsarbeiten an der schönen Bad Bramstedter Kirche.

Der Beruf des Gürtelmeisters ist heute schon ein fast ausgestorbener Beruf, bei dem Gürtler mit Buntmetallen arbeiten. Aber auch das Bauen von Leuchtern, Türklinken und Kaminbesteck gehören mit zu diesem Aufgabenfeld. Kirchen gehörten früher viel zu Eckhard Sellmanns Kunden, da ihnen mittlerweile das Geld fehlt, sind die Aufträge für den Gürtelmeister seltener geworden. Laut Sellmann gibt es in Schleswig-Holstein nur noch vier Gürtelmeister. Als er von dem Vorfall in der Kirche hörte, war ihm klar, dass er sich den Schaden nicht nur anschauen, sondern ihn auch beheben soll. „In meinem Leben hatte ich noch nie einen abgestürzten Kronleuchter erlebt und konnte das gar nicht glauben", erklärt der Gürtelmeister Eckhard Sellmann. Wieso das Seil diesen wertvollen Kronleuchter nicht mehr halten konnte, ist selbst nach der Begehung noch unklar. Die beschädigten Teile wird Sellmann mit in seine Werkstatt nach Rathjensdorf bei Plön nehmen und diese gemeinsam mit seinen Kollegen aufarbeiten. Außerdem wird er eng mit der Denkmalpflege des Landes zusammenarbeiten. Die Kugel des Leuchters braucht einen neuen Deckel, da dieser beim Aufprall zerschlagen wurde. Durch das beachtliche Alter des Leuchters ist es nicht leicht, denn die Messing-Legierung ist porös, wie der Gürtelmeister nach dem ersten Augenschein feststellen musste. Schweißen geht deswegen nicht aber der Meister hat bereits eine andere Lösung, bei der das denkmalgeschützte Stück bewahrt werden und auch bald wieder sicher in der Kirche hängen kann.

Ende August werden die Kerzen des 313 Jahre alten Kornleuchters wieder leuchten
Diesen Sommer muss die Maria-Magdalena-Kirche in Bad Bramstedt einmal ohne ihren großen Leuchter auskommen. „Bereits in zwei Monaten wird der Leuchter wieder erstrahlen“, so Sellmann. Wie hoch die Kosten sind, lässt sich aber noch nicht sagen. Neben dem großen Deckel wird sich der Gürtelmeister auch die kleinen Teil genauer angucken, bei den es sich um trompetende, gehelmte Meermänner und Lanzen tragende Gestalten in spanischer Hofkleidung handelt. Diese stützen am Montag aber nicht ab, da sie vor der Reinigung bereits abgenommen wurden. Einige kleine Teile waren schon vorher beschädigt.

Nun ist die Hoffnung groß, dass der Kronleuchter zum 100. Geburtstag des Gemeindehauses am Schlüskamp bereits Ende August wieder leuchtet. Gemeinsam mit Architekt Seidel bestehen bereits Ideen zur besseren Sicherung. Ein Gegengewicht, das dafür sorgen soll, dass der Leuchter ohne große Kraftanstrengung hoch und runter gelassen werden kann, erleichtert gleichzeitig auch die Arbeit des Küsters Goode.