Torquay/Allansford (sv/lm) Die Feiertage in einem anderen Land zu verbringen ist eine Sache, aber Weihnachten bei 40° C im Pool zu verbringen eine andere. Ich befürchte, jeder, der mich fragt wie Weihnachten war, bekommt das Gleiche zu hören: Es ist kein richtiges Weihnachten, wenn es nicht zu mindestens ein bisschen kalt ist.

Die Hitze hier hält die Australier aber nicht davon ab, Santa in einen warmen Wintermantel zu hüllen und Weihnachtskarten mit Schnee und Rentieren darauf zu verschicken. Auch auf einen Weihnachtsbaum musste ich nicht verzichten, allerdings war unserer aus Plastik. Wie in England wird hier bei den meisten am 25. Dezember morgens gefeiert. Allerdings gibt es aufgrund des gemischten Ursprungs der australischen Vorfahren auch viele, die am 24. Geschenke auspacken. Wir trafen uns also mit dem Rest der Familie zu einem späten Frühstück, packten Geschenke aus und hatten dann zu Mittag einen Weihnachtsbraten. Auch üblich sind Meeresfrüchte und Fisch. Zum Essen dazu gab‘s Knallbonbons mit Weihnachtswitzen und Papierkronen, die während des Essen getragen werden mussten. Silvester haben wir ähnlich wie zu Hause gefeiert, allerdings gibt es wenig privates Feuerwerk, da es in den meisten Gebieten aufgrund der großen Gefahr von Buschbränden verboten ist.

Um die Zeit bis Weihnachten zu überbrücken, die ich hier in einer australischen Familie verbringen konnte, habe ich die wahrscheinlich bekannteste Touristenroute in Australien in Angriff genommen.

Die Great Ocean Road führt von Torquay nach Allansford. Was ich nicht bedacht hatte war, dass viele Australier in der Ferienzeit die gleiche Idee hatten, so dass an den Stränden und Ausflugsorten sehr viel los war. So ergab es sich, dass die Hauptattraktionen der Great Ocean Road die meiste Zeit überfüllt waren. Um den Menschenmassen aus dem Weg zu gehen, bin ich zum Beispiel für die Twelve Apostles sehr früh aufgestanden, um vor allen anderen Fotos von den einzigartigen Steinformationen zu machen.

Abgesehen von den Twelve Apostles ist „The Grotto“ definitiv einen Besuch wert. Der Name beschreibt einen natürlichen Pool, der bei hohem Wasserstand mit Wasser gespeist wird, ansonsten aber abgetrennt vom restlichen Ozean liegt. Eine Frage die oft gestellt wird ist, wie viel Zeit man für die Great Ocean Road einplanen sollte. In reiner Fahrtzeit kann man sie sicherlich in einem Tag hinter sich bringen. Für den Besuch der Sehenswürdigkeiten sollte man aber auf alle Fälle zwei bis drei Tage einplanen. Und sobald man Surfen geht oder andere Aktivitäten wie Ziplining, Strandausritte oder Rundflüge plant, kann man locker eine Woche und mehr hier verbringen.

Als Backpacker versucht man natürlich, so wenig Geld wie möglich auszugeben, besonders für Campingplätze. Die meisten Plätze an der Great Ocean Road sind mittlerweile kostenpflichtig, allerdings kann man kostenlose Buschcampingplätze finden, wenn man die Road verlässt und etwas ins Inland fährt. Ich hatte einen Platz rausgesucht, der mitten im Wald einige Kilometer von der Küste entfernt lag. Was in der Beschreibung nicht stand war, dass man ein Allradantrieb braucht, um dahin zu gelangen.

Nachdem ich den ersten Anstieg noch ohne geschafft hatte, musste ich für den nächsten Berg auf 4WD umstellen. Vollkommen erledigt erreichte ich den Campingplatz mit der Erwartung alleine zu sein dort traf ich zehn andere Backpacker Gruppen, die exakt das gleiche erwartet hatten.

Im Endeffekt trotzdem eine tolle Atmosphäre mit zahmen Papageien und einem Koala im Baum über unserem Esstisch.

Freizeit-Tipp
Auch wenn ich die Spielregeln noch nicht zu 100% verstanden hab, lohnt es sich auf alle Fälle, zu einem Cricket-Spiel zu gehen. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass man nicht zu einem Testspiel geht, denn diese können bis zu fünf Tage dauern. Ansonsten ist ein Cricket-Spiel für Australier eine wunderbare Gelegenheit, ein wenig mehr dem Alkohol zuzusprechen und Spaß zu haben. Dass das Spiel dabei zuweilen in den Hintergrund rückt, scheint niemanden zu stören.