Bad Bramstedt (em) Der amtierende Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG), PD Dr. Werner Hofmann vom Klinikum Bad Bramstedt/Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neu- münster, holte die wichtigste altersmedizinische Veranstaltung Deutschlands nach Bad Bramstedt. Insgesamt 231 Moderatoren und Referenten aus der Schweiz, Österreich und Dänemark freuten sich auf ca. 600 Teilnehmer aus In- und Ausland.

Zum Kongressauftakt am Donnerstagmittag trafen u. a. die Politiker Knut Fleckenstein, Hamburg und Brüssel, MdEP, Dr. Rolf Koschorrek, Bad Bramstedt und Berlin, MdB, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestags, Dr. Bettina Bonde, Kiel, Staatssekretärin im Sozialministerium Schleswig-Holstein, Dr. Franz-Josef Bartmann, Bad Segeberg, Präsident der Äztekammer Schleswig-Holstein, und Jens Ritter, Geschäftsführer des gastgebenden Hauses, sowie Hans-Jürgen Kütbach, Bürgermeister der gastgebenden Stadt, ein.

Auf dem Kongress wurden neueste, internationale und deutsche Forschungsergebnisse vorgestellt. Dabei richtete sich der Kongress wenngleich eine medizinisch-wissenschaftliche Veranstaltung vor allem für Ärzte auch an medizinische „Laien“ und nicht-ärztliche Berufsgruppen.

Aktuelle internationale Studien bestätigen die Annahme, dass körperliche Betätigung und Bewegung das Auftreten nicht nur von Pflegebedürftigkeit, sondern auch der Demenz um Jahre hinauszögert. Auch Frührehabilitation in einer Geriatrie ist wirksam trotz schon bestehender Demenz. Darauf wies PD Dr. Klaus Hauer, Bethanienkrankenhaus, Heidelberg, hin. Seine Studienergebnisse belegen die Erfolge körperlicher Trainierbarkeit sogar bei kognitiv vorgeschädigten Älteren.

Neben vielen anderen Themen sprach der ebenfalls international ausgewiesene Prof. Cornel Sieber, Universität Erlangen-Nürnberg, über Ernährung sowie über Demenz. Er führte mit seinem Team vor, wie plötzlich aufgetretenes Altern aussieht.

Risiken, aber auch Chancen der neuen „Gerontotechnologie“ standen ebenso im Fokus wie ethische Fragen (Prof. Heiner Raspe, Universität Lübeck, und Frau Prof. Gabriela Stoppe, Basel).

Die Veranstaltung schloss am Samstag, 24. September, um 14.15 Uhr mit einer Fragestunde für die Bevölkerung. Hier standen die Bramstedter Ärzte Prof. Wolfgang-Ludwig Gross und Prof. Wolfgang Rüther, PD Dr. Werner Hofmann sowie Dr. Jochen Steinmetz für Fragen von Patienten und Angehörigen zur Verfügung.

Das Klinikum Bad Bramstedt hat sich mit seiner Kompetenzaussage „Leben in Bewegung“ dem Kongress-Motto „Leben ist Bewegen!“ in besonderer Weise verschrieben. Schon seit den 90er Jahren wird sich im Klinikum (ehemals Rheumaklinik) den individuellen Behandlungsanforderungen älterer Menschen mit Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) angenommen.

Seit dem 1. Januar 2009 gibt es nun die Klinik für Geriatrie unter der Leitung von PD Dr. Werner Hofmann. Ziel der Klinik ist es, diagnostische, therapeutische und pflegerische Verfahren speziell für ältere Menschen weiter zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Lebensqualität und Autonomie des alten Menschen zu verbessern. Dabei erfordert die Behandlung in der Altersmedizin ein optimales Zusammenspiel aller therapeutischen und medizinischen Maßnahmen; ein fachübergreifender und ganzheitlicher Behandlungsansatz ist unvermeidlich. Diese Bündelung von Kompetenzen besonders im Bereich der Physiotherapie und den rehabilitativen Angeboten getragen durch das Fächerspektrum Orthopädie, Neurologie und Rheumatologie wird im Klinikum Bad Bramstedt erfolgreich umgesetzt.

„Die Geriatrie wird in der Versorgung immer wichtiger“, sagt der Präsident der Fachgesellschaft, Dr. med. Werner Hofmann. Aber immer noch werde eine geriatrische Behandlung vielen Patienten vorenthalten. „Geriatrie ist an nicht einmal zehn Prozent der medizinischen Fakultäten Deutschlands vertreten. Das ist im internationalen Vergleich ein Skandal“, so Hofmann.

Die 1985 gegründete Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist mit 1.600 Mitgliedern die heute größte Fachgesellschaft auf dem Gebiet der Geriatrie. Sie ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen auch Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben.