Bad Bramstedt (em) ADHS Deutschland e. V., die größte Selbsthilfe-Vereinigung des Landes für Menschen mit ADHS, hat Dr. Roy Murphy in den therapeutisch-pädagogischen Expertenbeirat berufen. Der Leitende Psychologe der Schön Klinik Bad Bramstedt wird den Verein in dieser Funktion künftig ehrenamtlich bei der Informations- und Aufklärungsarbeit zum Krankheitsbild ADHS unterstützen.

„Ich freue mich sehr darauf, ADHS Deutschland e. V. bei dieser wichtigen Aufgabe durch Öffentlichkeitsarbeit, Therapie, Fortbildungen und Supervisionen zu unterstützen“, sagt Dr. Murphy. „Denn Vorurteile und Unkenntnis diesem Krankheitsbild gegenüber sind enorm. Dabei ist die Erkrankung nicht nur weit verbreitet, sondern auch immer besser zu diagnostizieren und zu behandeln.“ Schätzungen zufolge haben rund 4-5 Prozent aller Deutschen ein Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS), etwa die Hälfte von ihnen mit behandlungsbedürftiger Ausprägung. Die Schön Klinik Bad Bramstedt gilt als eine der führenden Einrichtungen Deutschlands zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ADHS. Knapp 200 Patienten kommen jährlich mit dieser Diagnose in die psychosomatische Fachklinik.
Keine Kinderkrankheit
Dass es sich bei ADHS um eine reine Kinderkrankheit handelt, ist ein Mythos. „Diese Krankheit beginnt immer im Kindes- oder Jugendalter, sie wächst sich jedoch nicht einfach raus, nur weil jemand volljährig wird“, so Dr. Murphy. „Bei etwa einem Drittel der Betroffenen bleibt die ADHS-Symptomatik bestehen.“ Dagegen bleiben viele Menschen mit ADHS jahre- oder jahrzehntelang ohne Diagnose mit allen Schwierigkeiten, die diese Erkrankung unbehandelt mit sich bringt: Betroffene sind in der Regel unaufmerksam und sprunghaft, können sich schwer konzentrieren, haben starke Stimmungsschwankungen. Ein strukturierter Lebensweg und langjährige Partnerschaften sind ohne Therapie oft nicht möglich. „Bei der Diagnosestellung hilft oft ein Blick in Schulzeugnisse und Lebenslauf“, erklärt Dr. Murhpy. „Schulabbrüche und Jobwechsel sind bei ADHS-Patienten eher die Regel als die Ausnahme.“

„Nicht-Behandlung kann unterlassene Hilfeleistung sein“
Die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als wirksame Behandlungsmethode von ADHS-Patienten herausgestellt. Ganz ohne Medikamente kommen diese Patienten jedoch nicht aus. „Steht die Diagnose ADHS fest, ist eine Behandlung, idealerweise als Kombination zwischen Psychotherapie, Coaching und ggf. einer Medikation nicht nur ratsam, sondern entscheidend für das Wohlbefinden der Betroffenen. Wenn es zum Leidensdruck und zu Funktionsbeeinträchtigungen im Alltag der Betroffenen kommt, ist eine Nicht-Behandlung unterlassene Hilfeleistung,“ sagt Dr. Murphy. Tatsächlich empfinden die Patienten eine Therapie meist als unermesslichen Zuwachs an Lebensqualität. Denn sie lernen, ihr Verhalten einzuschätzen, damit umzugehen und das Potenzial zu nutzen, das diese Erkrankung mit sich bringt. „Die Betroffenen sind in der Regel äußerst kreative, einfallsreiche und inspirierende Persönlichkeiten“, sagt Dr. Murphy. „Unbehandelt überwiegen jedoch Chaos und Strukturlosigkeit.“