Bad Bramstedt (rj) Soll es zwischen Lohstücker Weg, Bahntrasse, Segeberger Straße und der neuen Umgehungsstraße bald Bohrmaschinen, Tierfutter, Fernseher und vor allem Lebensmittel zu kaufen geben? Das geplante Fachmarktzentrum spaltet die Gemüter.
Hinter dem Projekt steckt die Quantum Immobilien AG aus Hamburg. Die Unternehmensgruppe ist äußerst aktiv am Markt. So erwarb sie zuletzt ein 1,7 Hektar großes Areal in Düsseldorf, ein City-Parkhaus in Lüneburg und über 250 Wohnungen in Hannover. Großes Interesse besteht auch an der grünen Wiese hinter Famila. Dort soll, geht es nach Quantum, ein sogenanntes Fachmarktzentrum mit bis zu 14.000 Quadratmetern entstehen. Details zum Sortiment will das Unternehmen im Februar bekannt geben. Fest steht, dass ein Baumarkt fest eingeplant ist, ergänzt durch Fachgeschäfte im Non- Food-Bereich mit Unterhaltungselektronik, Bekleidung oder Tiernahrung und einen Supermarkt.
Quantum deutet bereits an, einen Fachmarkt nur mit einer Lebensmittelverkaufsmöglichkeit realisieren zu wollen. Genau das ist der Knackpunkt.
Einige Kommunalpolitiker wollen keine weiteren Angebote zulassen. Auch Famila schlägt bereits Alarm: Mit Hilfe eines eigenen Gutachtens weist man auf die „angespannte Lage im Bereich des Lebensmittelvertriebs in Bad Bramstedt“ hin. „Ein Anwachsen der mittlerweile 9500 Quadratmeter Lebensmittelverkaufsfläche auf 11.000 Quadratmeter wird nicht spurlos an der Stadt vorüber gehen“, gibt Famila zu verstehen. Von zahlreichen Anliegern der Segeberger Straße und Siggenweg wird mehr Immission durch heranrückendes Gewerbe und eine Verkehrsbelastung durch eine geplante Verbindungsstraße Lohstücker Weg/Segeberger Straße befürchtet. Quantum, das als Projektentwickler die Interessen der Ketten und Gewerbetreibenden für das Vorhaben bündelt, will nun die Details zum Fachmarktzentrum den Parteien vorlegen. Der Planungsausschuss am 20. Februar soll dann über das Thema Sortimente entscheiden. Mit einem Baustart in 2012 wird jedoch nicht gerechnet. „Momentan sind wir dabei, den Flächennutzungsplan zu ändern, auf dieser Basis würde ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erstellt werden, der auf einer vertraglichen Grundlage mit dem Erschließungsträger basiert. Erst dann könnte eine Baugenehmigung erteilt werden“, erklärt Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. „Das Planverfahren wird sicher bis Herbst dauern.“
CDU: Wichtiger Frequenzbringer
Die Innenstadtentwicklung und das Fachmarktzentrum bewegen die Menschen. Eine sehr engagierte Kaufmannschaft und Gastronomie ist durch vielfältige Angebote dicht am Kunden und doch ist ein steter Rückgang zu verzeichnen. Wir Kunden sind es, die sich verändert haben und auf der Suche nach dem Besonderen, dem Schnäppchen und dem Einkaufserlebnis Großstadt zum Veröden der Innenstädte beitragen. Die CDU will gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, der Gastronomie und den Bürgern die Innenstadt lebendiger machen. Ein Fachmarktzentrum muss dabei nicht als Konkurrenz, sondern als wichtiger Frequenzbringer für das Fachgeschäft, die Boutique mit der besonderen Zielgruppe und die gute Beratung im Werkzeughandel oder Blumengeschäft gesehen werden. Das Einkaufserlebnis mit einem guten Angebot der Gastronomie, dem Wochenmarkt und Veranstaltungen zu verquicken, ist unabdingbar. Die Rahmenbedingungen für begehbare Plätze, barrierefreie Eingänge und Wege sollten das Ziel sein, um auch den nicht so mobilen Bürgern den Aufenthalt in der Stadt angenehm zu machen. Der Tagesgast oder Patienten der Kurkliniken erwarten ein gutes Parkplatzangebot und den Ausbau der Anrufsammeltaxis. Unschöne Ecken sollten beseitigt und stille Ecken zum Verweilen entstehen. Verkehrsberuhigt, aber nicht ohne das Auto, wäre ein erster Schritt die Menschen wieder in die Innenstadt zu bringen.
SPD: Fachmarkt ohne Lebensmittel
Wir freuen uns sehr, dass mit der Fertigstellung der Ortsumgehung auch endlich Bewegung in die gewerbliche Entwicklung unserer Stadt kommt. Nachdem wir fast drei Jahrzehnte ziemlich allein mit der Meinung gestanden haben, dass man das Gebiet zwischen AKN, Lohstücker Weg und Segeberger Straße als kurortverträgliches Gewerbegebiet ausweisen sollte, haben sich nun glücklicherweise alle Parteien darauf verständigt. Insofern begrüßen wir auch den Ansiedlungswunsch eines Fachmarktzentrums, das nach bisheriger Kenntnis neben einem großen Baumarkt noch weitere große Handelsflächen beherbergen soll. Einem Ort unserer Größe steht das gut zu Gesicht und bindet mehr Kaufkraft. Wir sagen als SPD aber auch klar, dass wir in diesem Gebiet keinen weiteren Lebensmittelhandel zulassen wollen keinen Supermarkt, keinen Discounter. Das würde die bisherigen Standorte gefährden und damit die gesamte Innenstadtentwicklung mit den gewachsenen, alt eingessenen Geschäften. Wir wollen aber eine lebendige Innenstadt behalten und deswegen muss dort ein Mix aus Dienstleistern, Gastronomie und attraktiven Geschäften behaupten können. Für die Gastronomie müssen wir überlegen, dass die anstehende Neugestaltung des Ortskerns zum Beispiel für mehr nutzbare Außenflächen sorgt. Wir sehen viele Chancen für eine positive Entwicklung unseres Ortes nutzen wir sie gemeinsam!
FDP: Angebot weiter ausbauen
Es gibt zwei unterschiedliche und gleichwertige Ansatzpunkte. Der eine ist die Ansiedlung von neuem Gewerbe. Wir Rolandliberalen wollen, dass Bad Bramstedt seinen Versorgercharakter weiter ausbaut und damit auch wir Bad Bramstedter eine breitere Produktpalette vor Ort zur Verfügung haben. Dazu gehört auch, dass die Parteien nach Jahren der Werbung nun nicht dem Fachmarktzentrum die Tür vor der Nase zuschlagen. Stillstand hat noch niemanden aufs Siegertreppchen gebracht. Es geht um Arbeitsplätze, Steuern und eine Stadt mit reichhaltigem Angebot. Der andere Punkt ist die Innenstadtentwicklung. Hier wird die Stadt keine großen baulichen Sprünge wagen können, möchte sie vom Schuldenberg endlich runter. Aber der gute Branchenmix in der Innenstadt hat Potentiale. Die Ansiedlung weiterer interessanter Gastronomie- und Einzelhandelsgeschäfte, die Begrünung und Verschönerung des Bleecks und der anliegenden Geschäftsstraßen durch Geschäftsleute, Stadtverwaltung und Bürger macht die Innenstadt auch für Besucher attraktiver. Eines muss klar sein: Ganz gleich, ob man für oder gegen das Fachmarktzentrum ist, die Innenstadt ist das natürliche Herz Bad Bramstedts. Ganz gleich, wie sich die umliegende Situation gestaltet, sind wir gehalten, die Innenstadt weiter zu entwickeln. Mit der von uns geförderten Initiative „Neue Geschäfte am Bleeck“ möchten wir den Einzelhandel bei seinen Aufgaben unterstützen.
Bündnis 90/Die Grünen: Fachmarkt nur als Ergänzung
Es ist aus unserer Sicht nötig, die Attraktivität unserer Stadt zu erhöhen, um ihre Zukunft als Ort für Gesundheit und Erholung zu sichern, aber auch um die Lebensqualität für die Bürger kontinuierlich zu verbessern. Dabei wollen wir an den vorhandenen Stärken ansetzen, nämlich die wunderschöne Lage Bad Bramstedts an den Auen und eine, wenn auch in der Vergangenheit stark durch Verkehr belastete, gewachsene Innenstadt. Die Zugänge vom Bleeck zur Hudau über die Schlosswiese und zur Osterau über die Osterauinsel müssen gestärkt werden, um Gästen und Tagestouristen eine attraktive Umgebung zu bieten. Damit könnte die Gastronomie auf dem Bleeck ein noch besseres Fundament erhalten und das Angebot könnte hier eventuell sogar noch verbreitert werden. Unser Bleeck ist schön, wenn man sich die starke Verkehrsbelastung wegdenkt. Auch die Aufenthaltsqualität von Kirchenbleeck, Maienbeeck und Landweg wollen wir weiter erhöhen. Wo immer es möglich ist, sollen nach unserer Meinung die Gehwege verbreitert werden. Gewonnener Raum kann genutzt werden für die Anpflanzung von Bäumen. Wenn es Spaß macht, dort zu bummeln und einzukaufen, dann werden die anliegenden Geschäfte gestärkt. Demgegenüber sehen wir das Fachmarktzentrum an der AKN gegenüber Famila nur als Ergänzung an. Keineswegs darf dessen Angebot zu einer weiteren Verödung der Innenstadt führen!