Bad Bramstedt (rj) Die Stadt überlegt, die Gemeinschaftsschule Auenland um eine gymnasiale Oberstufe zu erweitern. Das Problem: Die Schülerzahlen sind seit Jahren rückläufig und werden mit Blick auf die demografische Entwicklung vorerst auch nicht wieder steigen.

Der Schulentwicklungsplan des Kreises Segeberg von 2012 malt sogar ein düsteres Bild. Demnach ist bis 2028/2029 von einem 29- prozentigem Rückgang der Schülerzahlen an der Schule auszugehen. Hinzu kommt, dass die Gemeinschaftsschule Kellinghusen ab dem Schuljahr 2013/2014 das Abitur nach neun Jahren anbieten wird, die Leibnitz-Privatschule Hitzhusen ähnliche Absichten verfolgt. Gibt es dann noch genügend Schüler für einen zweiten Abi-Weg in Bad Bramstedt neben dem G8- Angebot an der Jürgen-Fuhlendorf- Schule? Entscheidet sich die Stadt dafür, alles beim Alten zu belassen, könnte es die Existenz der Schulen bedrohen. Oder aber sie nutzt die schulgesetzlichen Möglichkeiten und stellt die Weichen auf Zukunft.

Landesregierung will zweite Säule in der Schullandschaft
Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach, zugleich Schulverbandsvorsteher, setzt auf die zweite Variante. Immerhin stellt die neue Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag ein „flächendeckendes G9- Angebot an Gemeinschaftsschulen“ in Aussicht. Kütbach wartet in diesen Tagen auf die Ergebnisse eines von der Stadt in Auftrag gegebenen Schulentwicklungsgutachtens von Wolf Krämer-Mandeau von der Projektgruppe Bildung und Region aus Bonn-Bad Godesberg. Die Zeit drängt. „Damit in zwei Jahren an der Gemeinschaftsschule Auenland eine neue Oberstufe eingerichtet werden kann, muss in diesem Jahr ein Antrag des Schulverbandes an das Bildungsministerium gestellt werden“, erklärt der Bürgermeister.

Gutachten im April erwartet
Derzeit werden dort nur der Hauptund Realschulabschluss angeboten, soll sich aber zu einer Schule für Kinder aller Begabungen entwickeln. Mit allen Abschlüssen. Während die Jürgen-Fuhlendorf- Schule eine betont wissenschaftliche Bildung anbietet, könnte die Gemeinschaftsschule sowohl eine an der Berufspraxis als auch an der Wissenschaft orientierte Bildung ermöglichen. Die Politik hofft dann auf mehr Unterstützung als bei den Investitionen am Gymnasium. Mit den Unterlagen des Schulentwicklungsplaners rechnet Kütbach im Laufe des Monats April. Darin enthalten sein sollen auch die Auswirkungen der neuen Oberstufe in Kellinghusen und die der Privatschule Hitzhusen. „Es sieht aber nach wie vor danach aus, dass der beabsichtigte Antrag aus Bad Bramstedt durch das Ministerium genehmigt werden kann“, so Kütbach. Bisher ist der Plan, dass die Schulverbandsvertretung noch in alter Zusammensetzung also in diesem Halbjahr darüber abstimmt.

CDU: Entwicklung mit Augenmaß Meinung und Politik
Bad Bramstedt kann sich mit seinem Bildungsangebot sehen lassen. Unser Schulentwicklungskonzept mit den Ganztagsangeboten trägt Früchte, darüber freuen wir uns als CDU sehr. Als wachsende Stadt müssen wir mit Augenmaß unsere Schulen weiterentwickeln und den künftigen Anforderungen gerecht werden. Daher unterstützen wir selbstverständlich den Wunsch der Eltern, der Schüler, der Lehrer und des Schulverbandes, eine gymnasiale Oberstufe an der Auenlandschule einzurichten. Nur durch eine möglichst große Angebotsvielfalt können wir unseren Kindern optimale Bildungschancen bieten. Der Ausbau wird jedoch nur realisierbar sein, wenn wir unsere Kräfte bündeln ohne aber die anderen Schulen zu benachteiligen. Wir prüfen derzeit, wie und in welchem Umfang eine Kooperation mit dem Jürgen-Fuhlendorf-Gymnasium möglich ist. Eine Zusammenarbeit hätte nicht nur den Vorteil, dass wir die Investitionen in die Raumund Sachausstattung gering halten können, sondern beiden Schulen die Möglichkeit geben, ihr Angebot zusätzlich zu erweitern. Eines aber ist für die CDU maßgeblich: Die Oberstufe an der Auenlandschule darf nicht zu einer Schwächung des Gymnasiums führen weder in der Ausstattung noch in der Lehrerversorgung. Hier steht das Land in der Pflicht. Wir werden streng darauf achten, dass unsere Schulen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

SPD: Weg eröffnet mehr Chancen Meinung und Politik
Die Bad Bramstedter SPD begrüßt den Antrag der Gemeinschaftsschule Auenland, eine gymnasiale Oberstufe einzurichten. Wir werden die Schule und den Schulverband dabei unterstützen, den Antrag zu realisieren. Nicht alle Kinder erreichen derzeit den für sie bestmöglichen Schulabschluss und die Abiturquote eines Schülerjahrgangs ist in Schleswig-Holstein noch immer unterdurchschnittlich. Daher ist es ein guter Weg, mehr Möglichkeiten zu eröffnen. Durch langjähriges gemeinsames Lernen steigt für viele Kinder die Chance zu einer optimalen Weiterentwicklung. Sie können ihre Potentiale besser entfalten und damit eine gute Grundlage für ihren persönlichen und beruflichen Weg legen. Eine Kooperation mit dem Gymnasium können wir uns sehr gut vorstellen. Sie sollte in einer Bildungslandschaft, wie wir sie anstreben, stets möglich sein. Die SPD hofft sehr, dass die anderen Parteien weiterhin zum Konzept der Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe stehen. Ein Verweis auf weiterführende Schulen in anderen Orten sowie die Berufsbildungszentren ist als Ergänzung wichtig und richtig, ersetzt aber nach Meinung der SPD nicht die Notwendigkeit eines breiten Bildungsangebotes vor Ort. Dieses wollen wir mit G8 an der Jürgen-Fuhlendorf-Schule und G9 an der Auenlandschule schaffen. Ein breites Schulangebot ist nicht zuletzt ein wichtiger Standortfaktor unserer Stadt.

FDP: Schulen mehr in Ruhe lassen Meinung und Politik
Nach langen Jahren der ständigen Veränderungen und Entwicklung der Schulen, auch in Bad Bramstedt, haben wir jetzt einen Zustand erreicht, der uns eigentlich zufrieden machen sollte. Die Auenlandschule hat einen baulichen Zustand erreicht, wo Lehrer und Schüler erfolgreich arbeiten. Ähnliche Anstrengungen der Stadt haben unser Gymnasium ähnlich gut entwickelt. Nun kehrt endlich Ruhe ein, so hofften wir. Aber unsere Schulen werden weiter von Änderungswünschen des Bildungsministeriums in Kiel, der Landeselternvertretung und auch der örtlichen Akteure in Unruhe gehalten. Die FDP wird sich für den Bestand des Gymnasiums mit G8-Ausrichtung einsetzen und auch einen Antrag befürworten, eine gymnasiale Oberstufe in der Auenlandschule einzurichten, vorausgesetzt, dass Schulverband, die Elternschaft und die Lehrer diesen Antrag befürworten und genügend Schüler die Voraussetzungen erfüllen, die gymnasiale Oberstufe zu besuchen. So ist es mehrfach in den Beschluss- und Beratungsgremien in Aussicht gestellt worden. Die Entscheidung wird nach Prüfung aller Fakten vom Bildungsministerium in Kiel gefällt. Angesichts der begrenzten Zahl zur Verfügung stehender Gymnasiallehrer ist nach unserer Einschätzung noch nicht sicher, welche Entscheidung die Bildungsministerin für Bad Bramstedt fällen wird. Die FDP wird sich dafür einsetzen, diesen Antrag nach Kiel zu senden.

Bündnis 90/Die Grünen: Oberstufe ist wichtig Meinung und Politik
Bündnis 90/Die Grünen werden den Antrag des Schulverbandes auf Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Auenland auf jeden Fall unterstützen. Dazu wurde vom Schulverband ein Schulentwicklungsgutachten in Auftrag gegeben. Erst damit wird unsere Schule zu einer gleichwertigen Säule im zukünftigen zweigliedrigen Schulsystem. Die eine Säule bildet das Gymnasium, das in einer achtjährigen Ausbildung hauptsächlich auf ein Hochschulstudium hinführt. Die andere Säule wird die Gemeinschaftsschule darstellen, die eine Schule für alle ist und Kinder unterschiedlicher Fähigkeiten und Neigungen aufnimmt. Sie vergibt alle möglichen Abschlüsse allgemeinbildender Schulen vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur in neun Jahren. Um diese Aufgabe wahrnehmen zu können, braucht auch unsere Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe. Eine Restschule, die alle diejenigen Schüler aufnimmt, die auf dem Gymnasium keine Chance haben, halten wir nicht für sinnvoll, denn durch eine solche Schule würde die ungleiche Chancenverteilung im deutschen Bildungswesen noch vertieft. Wenn es dann zwei gymnasiale Oberstufen gibt, ist aus unserer Sicht eine Kooperation auf Augenhöhe durchaus sinnvoll. So könnten die Schüler beider Schulen aus vielen Profilen das für sie geeignete aussuchen. Dazu müssten sie nur die Schule innerhalb der Stadt wechseln.