Bad Bramstedt (em) Mit viel Liebe zum Detail hat die Synode des Ev.-Luth. Kirchenkreises Altholstein sich am vergangenen Mittwoch unter anderem mit der Pfarrstellenplanung und der Änderung verschiedener Satzungen auseinandergesetzt.

Freigemacht hat sie auf ihrer Sitzung in Kiel-Holtenau auch den Weg für den Trägerwechsel von sieben Kindertagesstätten in Bad Bramstedt - von der örtlichen Kirchengemeinde zum Kindertagesstättenwerk des Kirchenkreises. Außerdem standen Berichte auf der Tagesordnung, darunter von Propst Stefan Block zur Propstei Mitte.

"Wir haben Stapel, haben Berge von Papier durchgearbeitet", schildert Alexandra Mallon aus Neumünster den Synodalen das zeitweilige Vorgehen im "PEP-Ausschuss". PEP steht für Pfarrstellenentwicklungsplanung. Knapp ein Jahr lang haben in diesem Ausschuss sechs Synodale - mit Unterstützung von außen - die Verteilung der Pfarrstellen im Kirchenkreis Altholstein überprüft. "Wir haben auch eine Fragebogenaktion unter den Kirchengemeinden gestartet, um uns ein umfassendes Bild über die Ist-Situation zu machen und ausführlich diskutiert", erläutert Mallon. Hintergrund ist ein Beschluss der Synode aus dem Mai 2012, wonach die Pfarrstellen nach einem Schlüssel mit unterschiedlichen Kriterien berechnet worden sind. Enthalten sind beispielsweise die Zahl der Kirchenmitglieder im Verhältnis zur Wohnbevölkerung oder die Amtshandlungen wie Taufen oder Beerdigungen. "Die bisherige Planung ist in unserer Umfrage von den Kirchengemeinden durchweg positiv bewertet worden", stellt Mallon fest.

Deshalb ist die Arbeitsgruppe zu diesem Ergebnis gekommen: "Die bisherige Pfarrstellenplanung hat sich bewährt, sie ist nachvollziehbar und schafft einen weitgehend fairen Ausgleich", trägt Christian Kuhlmann aus der Kirchengemeinde Schulensee der Synode vor, auch er ist Mitglied des PEP-Ausschusses. Schriebe man das Modell so fort, könne das allerdings nach Auswertung des aktuell vorliegenden Zahlenmaterials in Zukunft dazu führen, dass Pfarrstellen reduziert würden. "Das erscheint angesichts der hohen Arbeitsbelastung im pastoralen Bereich wenig sinnvoll", findet Kuhlmann. Unter anderem darum schlägt der Ausschuss der Synode vor, die Gesamtzahl der Pfarrstellen von 92 auf 93 zu erhöhen. Mit nur einer Gegenstimme und drei Enthaltungen nimmt das Kirchenparlament diese Änderung an, so dass es bis zu einer erneuten Überprüfung der Planung im Jahr 2020 zu keiner Reduzierung der Pfarrstellen in den Kirchengemeinden Altholsteins kommen soll. Mit vielen Einzelheiten setzt sich die Synode auch bei der Änderung der Finanzsatzung auseinander.

"Es geht darum, ein gelungenes Werk noch gelungener zu machen und im Hinblick auf die Nordkirche zu vereinheitlichen", erläutert Matthias Gemmer, Mitglied im Kirchenkreisrat und im Finanzausschuss. Allerdings eröffnen kleinere Korrekturen auch die Aussicht, die Kitafinanzierung in Altholstein neu zu ordnen. Erste Überlegungen zielen darauf ab, dass Träger von Kindertagesstätten in Zukunft möglicherweise nicht mehr einen pauschalen Zuschuss vom Kirchenkreis erhalten, sondern an den tatsächlichen Kosten orientiert. Die Änderung der Finanzsatzung findet schließlich die Zustimmung der Synodalen genauso wie Übernahme von sieben Kindertagesstätten aus Bad Bramstedt von der Kirchengemeinde ins Kindertagesstättenwerk Altholstein. Letzteres nimmt die Synode mit klarer Mehrheit, ohne Gegenstimmen und bei zwei Enthaltungen, an.

Auf großes Interesse der Synodalen stößt der detailreiche Bericht von Propst Stefan Block über die Propstei Mitte. Sie reicht von Neumünster bis in den Süden Kiels. In seinen Ausführungen geht Block unter anderem auf den engagierten und kompetenten Umgang mit den Flüchtlingen ein. Auch in Zeiten der "Willkommenseuphorie" sei die Besorgnis der Menschen durchaus ernst genommen worden, nicht in die rechte Ecke geschoben, sondern mit dem Evangelium in Verbindung gesetzt: "Jesus lehrt uns, in den Fremden Bruder und Schwester zu erkennen und ohne Vorurteil anzunehmen. Aber Gottes Geist lehrt uns ebenso die Nüchternheit, auch die Größe und die Komplexität der Aufgabe nicht zu unterschlagen", ist der Propst überzeugt. Er dankt engagierten Gemeinden wie Einzelpersonen.

Hingegen hat sich der christlich-muslimische Dialog mit den schon lange in Neumünster lebenden Muslimen in Blocks Augen nicht unerheblich erschwert. Der älteste Dialogkreis dieser Art in Schleswig-Holstein, er existiert seit fast 25 Jahren, bekomme die Verschlechterung des Klimas innerhalb der Migranten aus dem türkisch-kurdischen Raum zu spüren. Ursachen sieht der Block in der politisch-gesellschaftlichen Situation in der Türkei. "Und da ist nicht zuletzt ein ,theologisch-kultureller' Rechtsruck auch in den Moscheegemeinden", bemerkt der Neumünsteraner Propst.

Darauf habe der Runde Tisch für Demokratie und Toleranz in Neumünster mit werteorientierten Leitlinien reagiert und mit einer Arbeitsgruppe "Religiöser Extremismus in Neumünster", in der die Kirche ebenfalls präsent ist. Einen Einblick gibt Block auch darin, welche Impulse die Kirche in seiner Propstei an die Öffentlichkeit sendet. Er erwähnt beispielsweise für Neumünster die Erinnerung an die 300-jährige Glocke der Vicelinkirche und das dazu initiierte Live-Hörspiel sowie das Gedenken an die Zerstörung der Anscharkirche vor 70 Jahren.

Auch die Jugendkirche und die Diskussion um den Gottesbezug in der Landesverfassung zählt er zu den zahlreichen Impulsen an die Öffentlichkeit. "Und darauf sollten wir bei allem Quengeln über unseren vermeintlichen Relevanzverlust auch manchmal ein bisschen stolz sein", meint Block. Für das Jubiläum "500 Jahre Reformation", das vom 30. Oktober 2016 an ein Jahr lang gefeiert wird, kündigt er für Neumünster ein koordiniertes Jahresprogramm an. Schließlich beschreibt der Propst die Kirchengemeinden als Heimat, in denen sich viele Menschen zu Hause fühlten. Das habe er unter anderem bei vielen Besuchen erfahren und teilen dürfen. So kommt Block in seinem Bericht zum Schluss: "Diese Welt und Zeit ist im Glauben tatsächlich nichts, was uns Angst machen könnte. Sondern was wir getrost aus Gottes Hand nehmen dürfen."

Foto: Ausführlich haben sich die Synodalen des Ev.- Luth. Kirchenkreises Altholstein auf ihrer jüngsten Sitzung mit verschiedenen Satzungen und Planungen befasst.