Bad Segeberg (em) Die große Zahl von Flüchtlingen macht vielerorts in Schleswig-Holstein den Neubau von Wohnungen erforderlich. In Bad Segeberg setzt man dabei auf nachhaltige Lösungen anstelle von Containerbauten und realisiert in Zusammenarbeit mit der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein ein Projekt nach dem sogenannten Kieler Modell, das gleichzeitig das erste dieser Größenordnung in Schleswig-Holstein ist.

Das Konzept sieht zwei Nutzungsphasen vor: In der ersten Phase von etwa 5 Jahren können hier Asylbewerber einziehen, in der zweiten Phase werden diese Wohnungen zu barrierefreien Altenwohnungen umgebaut. Heute wird der Grundstein für die Wohnanlage gelegt und schon Ende November dieses Jahres können die ersten Flüchtlinge einziehen. Die wankendorfer errichtet über ihre Tochtergesellschaft, die Wankendorfer Gesellschaft für kommunale Stadtentwicklung (Kiel), neben Bad Segeberg auch in Bad Bramstedt, Lütjenburg und Preetz Wohnungen in konventioneller Bauweise für Flüchtlinge. Dazu werden Nachverdichtungsgrundstücke im eigenen Wohnungsbestand genutzt und mit Gebäuden des sogenannten Kieler Modells bebaut.

Bürgermeister Dieter Schönfeld und Helmut Knüpp, Vorstandsvorsitzender der wankendorfer, möchten keine Ghettos schaffen, deshalb wurden freie Grundstücksflächen in stabilen Wohnquartieren der Genossenschaft gesucht. Bei der Auswahl achtet die Genossenschaft insbesondere auf die geplante spätere Nutzung des Gebäudes, denn, so Knüpp, es kommt auf die langfristige Perspektive der Wohnanlage an. Zunehmenden Bedarf an barrierefreien Wohnungen sieht die wankendorfer auch in Bad Segeberg. Bürgermeister Schönfeld und Knüpp sind sich einig, wenn sie feststellen: „Zunächst können wir gute Integrationsarbeit in gewachsenen und stabilen Wohnquartieren leisten und langfristig das Angebot an barrierefreien Altenwohnungen in Bad Segeberg erhöhen“.

Mit der Wohnanlage in Bad Segeberg nach dem „Kieler Modell“ setzt das Land Schleswig-Holstein das Förderprogramm „Erleichtertes Bauen“ um, dieses Programm hat das Land Schleswig-Holstein als Antwort auf den gestiegenen Bedarf an Neubauwohnungen entwickelt, es geht hierbei um die Schaffung von nachhaltigem Wohnraum, in konventioneller Bauweise, der nur übergangsweise auch von Flüchtlingen genutzt werden kann. Die Investitionsbank Schleswig-Holstein hat in intensiver Zusammenarbeit mit der wankendorfer die praktischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Mittel in Bad Segeberg für das Tochterunternehmen der wankendorfer zum Einsatz gelangen können.

So funktioniert das „Kieler Modell“
Die ARGE-SH Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen hat im Auftrag des Innenministeriums das „Kieler Modell“ entwickelt. In Zusammenarbeit mit den Architekten Zastrow + Zastrow entstand ein Gebäudekonzept, das die Standards des sozialen Wohnungsbaus erfüllt und zwei Phasen der Nutzung vorsieht: Zunächst die Unterbringungen von Flüchtlingen, anschließend Wohnraum für Studenten, Familien oder Senioren. In Bad Bramstedt, Bad Segeberg, Lütjenburg und Preetz können so schon bald Asylbewerbe in zeitgemäße Unterkünfte in gewachsenen Wohnquartieren einziehen.

Das „Kieler Modell“ ist eine Wohnanlage auf typisierter Basis, was von der Planung bis zur Fertigstellung Zeit und Kosten spart. Gleichzeitig können die Häuser individuell an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Es handelt sich um zwei mehrgeschossige Wohngebäude, die mit einem Flachbau verbunden sind. Zunächst finden pro Ebene bis zu 24 Flüchtlinge Platz, wobei sich jeweils zwei Personen ein 12 Quadratmeter großes Zimmer teilen. Im Mittelbau sind Küchen, Bäder und Räume untergebracht, die gemeinschaftlich genutzt werden. Die Ausstattung ist zweckmäßig und schlicht, es gibt zum Beispiel keine Balkone oder Aufzüge, die sind aber für die spätere Nutzung vorgesehen und werden schon jetzt mitfinanziert. Für eine Zeit von fünf bis zehn Jahren pachtet die jeweilige Kommune das Objekt für die Flüchtlingsunterbringung, danach übernimmt die wankendorfer den Umbau und die Bewirtschaftung.

Auch im Alter im vertrauten Wohnquartier leben
Das Gebäude baut die wankendorfer auf eigenem Grundstück in Bad Segeberg, Theodor-Storm-Str. 71. Die die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp 2 Mio. Euro. Zunächst werden hier 56 Flüchtlinge einziehen. Danach wird die wankendorfer den Umbau in 15 altengerechte Wohnungen für Zielgruppen der sozialen Wohnraumförderung vornehmen. Die Umbaukosten werden mit etwa 265.000 Euro veranschlagt. Hierzu Knüpp: „Gerade ein Angebot für preisgünstige barrierefreie Wohnungen wird in Bad Segeberg benötigt.“

Foto: Visualisierung „Kieler Modell“ Bildquelle: Zastrow + Zastrow