Henstedt-Ulzburg (em) Der Ratssaal war gut gefüllt. Zahlreiche Gäste aus Gemeindepolitik und Verwaltung sowie die in der Integrationsarbeit hauptamtlich tätigen Diakonie-Mitarbeiterinnen folgten der Einladung zu einem ganz besonderen Termin. Auf Initiative des Integrationsbeauftragten Wenzel Waschischeck kamen Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Ministerin für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, sowie Aminata Touré (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung, nach Henstedt-Ulzburg. Auf dem Podium nahmen sie neben Bürgervorsteher Henry Danielski und Bürgermeisterin Ulrike Schmidt Platz, welche die Veranstaltung moderierte. Die beiden Schleswig-Holsteinischen Ministerinnen lobten die gute Integrationsarbeit der Gemeinde Henstedt-Ulzburg und stellten Fördermöglichkeiten für den Bau von Unterkünften vor.

„Wir freuen uns sehr über den heutigen Besuch der beiden Ministerinnen, um über Themen bezüglich zu uns geflüchteter Menschen – sowohl über die Herausforderungen als auch über mögliche Lösungen – zu sprechen“, begrüßte Ulrike Schmidt die Gäste. „An verschiedenen Stellen zeigt sich, dass wir in unserer Gemeinde Migration auch als Chance gegen den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel sehen.“ Wie sie erklärte, lebten in Henstedt-Ulzburg beispielsweise viele Familien, deren Kinder sich mittlerweile in der Ausbildung befinden beziehungsweise die schon ausgebildet in Betrieben tätig sind. Um dorthin zu kommen, seien sozialpädagogisches Personal, eine gute Angebotslandschaft, ein interaktives Netzwerk sowie eine integrationsfördernde Unterbringung inklusive sozialer Versorgung der geflohenen Menschen erforderlich. „Das aufrecht zu erhalten, ist für alle Beteiligten äußerst herausfordernd – wir sind dahingehend am Anschlag und ohne Unterstützung werden wir das langfristig nicht mehr leisten können“, so die Bürgermeisterin. „Wir befassen uns in Henstedt-Ulzburg fortlaufend intensiv mit der Unterbringung geflüchteter Menschen.“ Der Bedarf an 200 weiteren Bettplätzen sei politisch anerkannt worden, konkret beschlossen werden konnte jedoch lediglich der Bau einer in der Norderstedter Straße geplanten Unterkunft mit 30 bis 40 Bettplätzen. „Bislang hat sich in unserer Gemeinde die dezentrale Unterbringung bewährt, aber derzeit erfolgt eine politische Diskussion darüber, ob nicht auch eine ‚große Lösung‘ an zentraler Stelle sinnvoll wäre“, so Ulrike Schmidt. Die Ministerinnen bat sie nicht nur um ihre Einschätzungen bei der Frage nach der besten Form der Unterbringung und möglichen Förderungsmöglichkeiten beim Bau von Unterkünften, sondern auch zum Betreuungsschlüssel, der derzeit in Henstedt-Ulzburg bei 1 zu 222 liegt. 

Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack lobte gleich eingangs die gute Integrationsarbeit in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg. „Wir sehen hier wirklich ein großes Engagement, und wenn jede Kommune bei der Unterbringung von Geflüchteten so gut wäre, hätten wir weniger Probleme“, sagte sie. „Wir wissen aber auch, was das für eine große Herausforderung sowohl für Hauptamtliche als auch Ehrenamtliche ist – deswegen ist uns solch ein direkter Austausch sehr wichtig, denn nur zusammen können wir besser werden.“ Wie sie erklärte, gebe es beim Bau von Unterkünften durch verschiedene Landesmittel Förderungsmöglichkeiten. Derzeit werde die sogenannte Herrichtungsrichtlinie überarbeitet, die auch bei kleineren, dezentralen Lösungen greife. Zudem stellte sie das Förderprogramm Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen, das unter anderem Geflüchtete umfasst, vor.

Viel Anerkennung für die Gemeinde gab es auch von Integrationsministerin Aminata Touré. Wie sie erklärte, sei es nicht nur notwendig, dass das Land die Kapazitäten in den Landesunterkünften aufstockt, sondern auch, dass in den Kommunen weitere Plätze geschaffen werden. „Natürlich wünsche ich mir – wenn Sie mich persönlich fragen – generell die dezentrale Unterbringung, denn nur so können wir langfristig gesellschaftlich zusammenwachsen, alles andere hemmt die Integration. Aber die Realität sieht leider anders aus, denn bei den derzeitigen Gegebenheiten und Zahlen ist das nicht immer umsetzbar“, sagte Aminata Touré, die insbesondere bei der Unterbringung von Geflüchteten in größeren Gemeinschaftsunterkünften oder auch temporären Unterbringungslösungen einen verstärkten Bedarf an guter Integrationsarbeit sehe. „Derzeit orientieren wir uns dabei an einem Betreuungsschlüssel von 1 zu 65.“ 

Beide Ministerinnen freuten sich über einen regen Austausch mit den Politiker:innen aller Fraktionen sowie den Verwaltungsmitarbeiter:innen – und boten der Gemeinde Henstedt-Ulzburg an, sich bei konkreten Problemen jederzeit direkt an sie wenden zu können. „Vielen Dank für dieses Angebot. Über Wenzel Waschischeck, dem ich noch einmal ganz herzlich für das Engagement, das Sie heute zu uns gebracht hat, danken möchte, haben wir einen guten Kontakt zu Ihnen aufgebaut“, resümierte Ulrike Schmidt. „Vielen Dank für Ihren Besuch. Wir haben von Ihnen viele konkrete Informationen und Einschätzungen bekommen, die wir jetzt in die politische Diskussion mitnehmen können.“