Kaltenkirchen (em) Gebrauchte Waren sind in der Regel vom Umtausch ausgeschlossen. Beim WZV gilt das nicht. Zur Routine der Profis in Orange gehört es, gebrauchte Abfallbehälter, die nicht mehr einwandfrei funktionieren, aus zu tauschen. Während dieser Tausch sonst täglich in kleinen Stückzahlen und fast unbemerkt passiert, steht nun eine generalstabsmäßig geplante Aktion in einer unüblichen Dimension an: 10.000 neue und größere Biotonnen werden den WZV-Kunden angeboten.

Mit dem Angebot von zunächst 10.000 Testbehältern setzt der WZV zahlreiche Erkenntnisse und Kundenwünsche aus dem Vorjahr um. Auslöser im vergangenen Jahr waren die Überlegungen und Planungen zu einer neuen Entsorgungsstruktur nach nunmehr 12 Jahren mit konstanten Preisen. Eine Hausmüllanalyse brachte an den Tag, dass im Restabfall noch verwertbare Bioabfälle „schlummern“. Dazu passend hatte der WZV-Kundendialog gezeigt, dass viele Kunden gern besonders für die Gartensaison - eine größere Biotonne hätten.

Und hier schließt sich der Kreis zu der „Aktion Bioabfall“: Mit den 10.000 Testbehältern, will der WZV sich an ein neues Behältersystem herantasten, mehr Bioabfall einsammeln und in Erfahrung bringen, wie sich das auf den Restabfall auswirkt. „Unsere Kunden wissen genau, wie Wertstoffe zu trennen sind. Wenn wir größere Biotonnen anbieten, bin ich sicher, dass noch mehr Bioabfall zum ökologischen und ökonomischen Vorteil verwertet wird“, meint WZV-Verbandsvorsteher Jens Kretschmer bei der Vorstellung der Aktion. Er verweist dabei auf das positive Beispiel der Einführung der Papiertonne, die mehrere tausend Tonnen zusätzliches Papier in die Verwertung geleitet hat.

Torsten Höppner, der Leiter der WZV-Abfallwirtschaft, fügt einen weiteren Aspekt hinzu, der für den Test der 120-Liter Biotonnen spricht: „Auch die Abfallwirtschaft kann einen deutlichen Beitrag zur beschlossenen Energiewende nach Fukushima leisten, bei der dem Bioabfall eine wichtige Rolle zukommt. Statt zunehmend landwirtschaftliche Flächen mit Monokulturen zur Energiepflanzenproduktion zu nutzen, setzen wir auf die Energie, die aus jedem Haushalt mit der Biotonne zu uns kommt.“

Bei der Verarbeitung von Bioabfall gab es in den letzten Jahren große technische Fortschritte. Die Verfahren sind soweit ausgereift, dass sich der in seiner Zusammensetzung nicht leicht zu behandelnde Bioabfall, jetzt störungsfrei technisch zu Biogas verarbeiten lässt. Für die Energiewende ein großes Plus. Bis jetzt entstehen aus 30.000 Tonnen Bioabfall im Kompostwerk in Neumünster rund 15.000 Tonnen Kompost, der als Dünger und zur Bodenverbesserung in der Landwirtschaft eingesetzt wird. In Zukunft wird vor der Kompostierung Energie aus dem Bioabfall gewonnen immerhin soviel, dass der Energiebedarf von 2.500 Haushalten gedeckt werden kann. Zusammen mit den Stadtwerken Neumünster hat der WZV die Bioabfallverwertungsgesellschaft „BAV“ gegründet. Die Experten suchen derzeit intensiv nach einem technischen Anlagenkonzept, das im rauen Arbeitsalltag überzeugt. Die Planungen sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.

„Im Zeichen der Energiewende brauchen wir jedes Gramm Bioabfall. Wir haben bei unserer Hausmüllanalyse festgestellt, dass noch ein großes Potenzial an Bioabfall in den Restmülltonnen schlummert.“ so der WZV-Bereichsleiter für die Abfallwirtschaft Torsten Höppner. Die Hausmüllanalyse der Technischen Universität Hamburg Harburg hat gezeigt, dass der Restabfall im Durchschnitt aus 28 Prozent nutzbarem Bioabfall besteht. Im ländlichen Bereich sind es sogar 33 Prozent.
Von den 188 Kilogramm, die jeder Einwohner im Kreis Segeberg über die Restabfallbehälter entsorgt, kann somit bis zu rund einem Drittel, wenn in der Biotonne gesammelt, zur Energie- und Komposterzeugung genutzt werden.

Bei der Bioabfall-Erfassung geht es daher in diesem Frühjahr beim WZV um ganz neue Dimensionen. So stellt der WZV erstmals Biotonnen mit einem Fassungsvolumen von 120 Litern zur Verfügung somit rund ein Drittel größer als die bisherige Standard-Biotonne. Zudem hat WZV-Chef-Logistikerin Katja Finnern auf einen Schlag 10.000 neue Behälter im Rahmen einer Ausschreibung bestellt und damit die Voraussetzungen für den ersten Teil der „Aktion Bioabfall“ im Jahr 2012 geschaffen. Die neue „120-bio“ bietet der WZV jetzt seinen Biotonnen-Kunden im Tausch gegen die kleineren alten Biobehälter zum kostenlosen Test an.

Der WZV wendet sich an alle Kunden, die derzeit eine 80-Liter Biotonne nutzen und weiteren Entsorgungsbedarf für Bioabfälle haben. Der Behältertausch ist kostenlos und das Entgelt bleibt unverändert. Das Test-Angebot reicht für ein Viertel aller Biotonnen-Kunden.

Auch wenn die Behälter erst Mitte April beim WZV eintreffen, können diese ab sofort von allen Kunden, die jetzt die kleine Biotonne nutzen, bestellt werden; dieser Vorlauf ist notwendig für Vorbereitungsplanungen der Auslieferung und der eindeutigen Dokumentation. Ein Anruf bei der Biotonnen-Hotline 0 45 51 - 90 92 22 genügt, um in die Liste für den Biotonnen-Tausch aufgenommen zu werden. Mitte April, wenn die Behälter geliefert werden, beginnt die große Tauschaktion. Ende Juli sollen alle Behälter ausgeliefert sein. Die alten Behälter werden, egal wie stark sie befüllt sind, mitgenommen.

Die ausgetauschten Behälter werden auf dem Betriebshof des WZV für den zweiten Teil der „Aktion Bioabfall“ vorbereitet. Sie werden geprüft, ob sie wieder verwendbar sind, dann gereinigt und stehen Ende Mai für den zweiten Teil der Aktion Bioabfall 2012, die sich an alle Eigenkompostierer wenden wird, zur Verfügung.

Bild: (v. li.) Charlyn Nehring, Marie-Lena Rose und Lena Beisert aus dem WZV Service Center freuen sich auf die Bestellungen der 120-Liter-Biotonnen.