Kaltenkirchen (em) Von Kaltenkirchen aus soll Gleichstrom nach Bayern und Baden-Württemberg abtransportiert werden. Strom aus Dänemark, Schweden und von On-Shore Windanlagen soll über neue 380 kV Leitungen im Raum Kaltenkirchen gebündelt werden. Der so am geplanten "Umspannwerk Kaltenkirchen" ankommende Wechselstrom soll in riesigen Konverteranlagen in Gleichstrom (HGÜ) umgewandelt und dann in Richtung Süden geleitet werden. Die Konverteranlagen sind durch die Kühlaggregate nicht nur extrem laut sondern auch strahlungsintensiv. Diese Planungen sind trotz Stellungnahme der Stadt und vieler Bürger auch im überarbeiteten Netzentwicklungsplan Strom 2012 (NEP) weiterhin enthalten.
Am 2.10.2012 hatte die Bundesnetzagentur zu einer ganztägigen Informationsveranstaltung nach Hamburg eingeladen. Es wurde nicht nur über den geplanten Netzausbau informiert, es bestand auch Gelegenheit für Fragen der Teilnehmer. Reinhard Bundschuh, Vorsitzender der Wählergemeinschaft Pro-Kaki, nutzte die Möglichkeit für die zentrale Frage aus Kaltenkirchener Sicht: „Welche Notwendigkeit besteht für ein Umspannwerk und Konverteranlagen in Kaltenkirchen?“
Dipl. Ing T. Dederichs erläuterte, dass wahrscheinlich zu viel Leistung am Knotenpunkt in Brunsbüttel ankommt. Dadurch wird Kaltenkirchen als Zusatzstandort notwendig. Bei einem Ausfall von Brunsbüttel ist außer der Anlage in Wilster auch die neue Anlage in Kaltenkirchen als Ausweichstandort vorgesehen. Möglicherweise ist ein weiterer Standort für ein Umspannwerk wichtig. Aber die Antwort ist keine Begründung warum der zusätzliche Standort nun gerade in Kaltenkirchen entstehen soll. Bis Ende September 2011 waren Umspannwerk und HGÜ Konverteranlagen noch im Raum Quickborn-Norderstedt geplant. Im Oktober 2011 haben dann Gespräche zwischen der Tennet und Kaltenkirchen über ein Umspannwerk an der A7 stattgefunden. Es drängte sich erneut der Gedanke auf, dass der Standort Kaltenkirchen durch die Möglichkeit eines Grundstückserwerbs überhaupt erst ins Spiel gekommen ist. Werden wir die Geister die man rief jemals wieder los?
Grundlage für die Planungen mit "Strom-Autobahnen" von Nord nach Süd ist doch nur die Annahme, dass Windenergie aus Schleswig-Holstein nach Bayern und Baden-Württemberg abtransportiert wird. Nun besteht aber in diesen Bundesländern eine ganz andere Interessenlage. Gerade in Baden-Württemberg, mit einem grünen Ministerpräsidenten, wird derzeit der Ausbau der Windenergie im eigenen Bundesland forciert. Es ist daher keineswegs sicher, dass Anlagen in Kaltenkirchen in Zukunft überhaupt notwendig wären. Pro-Kaki wehrt sich gegen Planungen und Investitionen für die nächsten Jahrzehnte ohne verlässliche Kenntnisse über die zukünftige Preisentwicklung und eine langfristige bundesweite Bedarfsanalyse. Am Nachmittag wurde dann der Umweltbericht vorgestellt und die Grundprinzipien der Untersuchung erläutert. Pro-Kaki forderte, dass eine derartige Industrieanlage nicht in der Nähe der Kaltenkirchener Wohnbebauung entstehen sollte. Außerdem sind das FFH-Gebiet "Kaltenkirchener Heide" und weitere Naturschutz-Aspekte nicht berücksichtigt worden.
Die Lebensräume von uns Menschen und der Natur werden sinnlos zerstört. Gewinner sind die Planungsgesellschaften, die Grundstücksbesitzer und Anlagenbauer. Wir Bürger bezahlen mit unserer Lebensqualität und der Stromrechnung die Zeche. Die Stellungnahme der Stadt und vieler Bürger vor zwei Monaten an die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB's), also an die Tennet, zeigte nur geringe Wirkung. Bis zum 2. November besteht nun erneut die Möglichkeit Einwendungen direkt bei der Bundesnetzagentur einzureichen, hoffentlich mit größerem Erfolg.