Neumünster (em) Der Neumünsteraner Propst Stefan Block und der Einfelder Pastor Christian Dahl sind von ihrer siebentägigen Reise aus dem Kongo zurückgekehrt. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Altholstein und der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Kongo haben sie dort ein umfangreiches Besuchsprogramm absolviert. Außerdem haben sie sich vor Ort überzeugt, dass die Spenden aus Neumünster in Afrika ankommen.

Ein Mädchen schaut Pastor Christian Dahl mit großen Augen an, als er sich über das kleine, blaue Plastiktischchen beugt und ihr einen Becher Milch hinstellt. Auch ihre Freundinnen mit den Rasterzöpfchen sind fasziniert von dem Mann aus Deutschland. Eine Vorschule im Südosten des Kongo. Hier unterstützt die Kirchengemeinde Einfeld ein Projekt, bei dem rund 50 Kinder täglich einen Becher Schulmilch erhalten. Bei seinem Besuch teilt Christian Dahl selbst aus. „Ich habe das Gefühl, dass unser Geld gut ankommt“, erzählt er nach seiner Rückkehr aus Afrika. „Das läuft gut.“

Ein Eindruck, der sich für Dahl auch in einer weiteren Schule in der Region Lubumbashi bestätigt. Dort finanziert die Kirchengemeinde Neumünster-Gartenstadt mit Spenden nicht nur Schulmilch sondern auch das Schulgeld für acht Kinder. Es gibt ein großes Hallo als Dahl das Klassenzimmer betritt und Zeichnungen und Bilder verteilt. Die Konfirmanden aus der Gartenstadt haben sie ihm mitgegeben. Darauf stellen sie sich ihren Freunden im Kongo kurz vor. Die afrikanischen Schüler lassen Dahl nicht wieder eher gehen, bevor nicht auch er einen Stapel mit Zeichnungen für die Konfis in Neumünster mitnimmt.

Noch einmal Szenenwechsel: Das Staatsgefängnis in Kasapa. Wer hier einsitzt, erzählt Propst Stefan Block, muss sehen wie er satt wird. Regelmäßige Mahlzeiten gibt es nicht, die Familien der 800 bis 1.200 Häftlinge bringen Lebensmittel ins Gefängnis wenn sie denn welche haben. Deshalb finanziert der Kirchenkreis ein Projekt, bei dem Frauen aus ev.-luth. Gemeinden einmal pro Woche eine Suppe für die Gefangenen kochen. „Das ist eine Art rote Bohnensoße und darin schwimmt dann Fufu“, erklärt Block. Fufu sind landestypische Grießklöße. „Die sind sehr kompakt und sehr nahrhaft“, weiß der Propst, er hat sie selbst einmal probiert.

Die Besucher aus Altholstein sind aber nicht allein der Projekte wegen in den Kongo geflogen. In ihren Funktionen Stefan Block als Propst, Christian Dahl als Vorsitzender des Kirchenkreis-Finanzausschusses haben sie gemeinsam mit Synodenpräsidentin Ina Koppelin an einer zweitägigen Sitzung des „JCC-Joint-Committee Congo“ teilgenommen. „Dabei treffen sich die überseeischen Partner der ev.-lutherischen Kirche im Kongo. Wir informieren uns über die Situation der Kirche und beraten, wie wir sie unterstützen können“, erläutert Block. Die Partner kommen aus der Nordelbischen Kirche, aus Bayern, Finnland und Tansania. Sie erfahren, dass die Lage der ev.-luth. Kirche im Kongo, kurz Eelco, ernst ist. „In den letzten zehn Jahren hat die Eelco ein Demokratisierungsprozess durchlaufen, weg vom Chief-Denken hin zu mehr Demokratie“, sagt Block. Das wollen manche Kirchenmitglieder in ehemals hohen Positionen nicht akzeptieren, was schließlich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen führt. „Das schwächt eine kleine Kirche wie die Eelco und führt sie finanziell an den Rand des Abgrunds“, stellt der Neumünsteraner Propst fest. Umso wichtiger ist es für Block, dass Altholstein zu den Partnern im Kongo steht und sie bei der Demokratisierung unterstützt.

Unterstützung heißt auch Ringen um Glaubensinhalte. So haben die Gäste aus Deutschland ein gemeinsames Seminar vorbereitet, in dem es um das Gebet geht. „Man kann sich hier nur schwer vorstellen, wie engagiert sich die Christen im Kongo mit solchen Themen auseinandersetzen. Wir hatten teilweise hitzige Debatten“, beschreibt Propst Stefan Block die Atmosphäre im Seminar. Auf dem Besuchsprogramm der Altholsteiner Delegation standen außerdem intensive Gespräche mit dem leitenden Bischof der Eelco Mwamba Sumaili und dem Partnerschaftsreferenten Masumbuku Leya. Darüber hinaus erlebten die deutschen Gäste einen Gottesdienst und ein Chorkonzert, was Pastor Christian Dahl noch immer ins Schwärmen bringt: „Diese Lebendigkeit! Da springt die Gemeinde im Gottesdienst auf, singt und klatscht mit dem Chor, der nicht einfach so da steht, sondern beim Singen tanzt.“ Im Rückblick auf die Reise ziehen die Altholsteiner ein positives Fazit. „Trotz aller Probleme, die unsere Partner im Kongo haben, es geht aufwärts, es entwickelt sich positiv“, bringt es Propst Stefan Block auf den Punkt. Er unterstreicht, dass die Partnerschaft nicht nur für die Altholsteiner den Horizont weitet.

„Auch für die Kongolesen ist es ganz wichtig zu wissen, dass wir an sie denken, dass wir sie‚ Brüder und Schwestern‘ nennen.“ Der Kirchenkreis Altholstein, vormals der Kirchenkreis Neumünster, unterhält seit den 80er Jahren Kontakte in den Kongo. Direkte partnerschaftliche Beziehungen gibt es in den Kirchengemeinden Neumünster-Einfeld, Gartenstadt, Johannes in Wittorf und Dietrich-Bonhoeffer. Über die Stadtgrenzen hinaus außerdem in Bordesholm, Boostedt, Kisdorf und vom Jugendwerk Altholstein ausgehend.

Bildunterschrift: Pastor Christian Dahl teilt Milch an einer Vorschulklasse aus