Neumünster. Die „Mütter des Grundgesetzes“ im Gruppenporträt, der Fahrbereitschaftsdienst im Wartemodus, „Zaungäste“ beim Festakt: Im Sommer 1948 beauftragt die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Fotografin Erna Wagner-Hehmke, die Arbeit des Parlamentarischen Rats zu dokumentieren. Der Parlamentarische Rat, bestehend aus 65 Mitgliedern, die von den Landtagen der westlichen Besatzungszone gewählt worden waren und fünf Vertretern West-Berlins, verabschiedet am 8. Mai 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Erna Wagner-Hehmke ist zu dieser Zeit bekannt als erfahrene Fotografin, geübt in Porträt-, Sach- und Werbefotografie.
Sie hält wichtige Meilensteine der schwierigen Verhandlungen über das Grundgesetz fest, zeigt aber auch den Alltag der verfassungsrechtlichen Arbeit. Ihre rund 4000 Aufnahmen fangen mit großer Nähe den historischen Vorgang ein, die beteiligten Menschen und die Atmosphäre. Wagner-Hehmke arbeitet im Stil der klassischen Reportage-Fotografie der 1920er Jahre, wählt oft ungewöhnliche Perspektiven. Sie zeigt auch die informellen Runden in Cafés und Biergärten am Rhein. Für die bildliche Dokumentation der entstehenden Demokratie sind ihre Fotografien ein Glücksfall: Denn nur etwa zehn Minuten Filmaufnahmen und wenige Tonaufzeichnungen existieren von der Arbeit des Parlamentarischen Rats. Die Aufnahmen von Erna Wagner-Hehmke gehören zum Sammlungsbestand der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Die Ausstellung zeigt 22 Schwarz-Weiß-Fotografien, die aus diesen Beständen zusammengestellt sind. Sie ist vom 24. Oktober 2025 bis zum 15. Februar 2026 zu sehen. Informationen zum Rahmenprogramm für Einzelpersonen, Gruppen und Schulklassen gibt es auf www.tuchundtechnik.de.
Ausstellung „Der Weg zum Grundgesetz. Fotografien von Erna Wagner Hehmke“
vom 24. Oktober 2025 bis zum 15. Februar 2026
Museum Tuch + Technik in Neumünster