Neumünster (em) An neun Orten in Neumünster heißt es am Freitag, 6. Oktober, um 19 Uhr: Türen auf und willkommen zur ersten Nacht der Kirchen! Mit dabei sind sowohl lutherische, als auch katholische und freikirchliche Gemeinden. Programm unter der Überschrift „Erlebnisraum.Kirche“ gibt es bis Mitternacht, in den Innenstadtkirchen genauso wie draußen in den Stadtteilen. Vier kostenlose Shuttlebusse bringen jeweils zur halben Stunde die Besucher auf Wunsch vom Kleinflecken zu den Kirchen.

„Manche kennen unsere Kirchen vielleicht nur von außen. Wir möchten sie neugierig machen, hereinzukommen“, sagt Anscharpastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann. Und warum ausgerechnet dann, wenn es dunkel ist? „Die Nacht birgt etwas Besonderes. Man kommt zur Ruhe und die Sinne öffnen sich für Neues“, erklärt Simone Bremer, Pastorin an der Vicelinkirche. Die beiden Theologinnen sind Teil des Vorbereitungsteams, das so vielfältig zusammengesetzt ist wie die Kirchen und wie die Angebote in dieser ersten Nacht der Kirchen in Neumünster.

Da ist beispielsweise Björn Hattenbach. Der Diakon vom Jugendwerk Altholstein hat mit jungen Leuten ein Programm für junge Leute ausgearbeitet. Gemeinsam machen sie aus der Versöhnungskirche in der Gartenstadt eine Jugendkirche. „Eine Band und die Theatergruppe Lampenfieber werden auftreten, später am Abend geben Imke & J ein Konzert“, kündigt Hattenbach an. Besonders freut er sich auf die angesagte Poetry-Slammerin Lena Iwersen. „Sie zeigt in einem Workshop, wie man Texte schreibt und wer mag, trägt seine danach auf der Bühne vor.“ Dazwischen gibt es Kerzen ziehen, Crossboule spielen und Chillen bei alkoholfreien Cocktails.

Ein völlig anderes Setting erwartet die Besucher an diesem Abend in der Anscharkirche. „Sie kommen in eine dunkle Kirche. Sie sind eingeladen, sich die Augen zu verbinden und sich so auf einen Weg durch den Raum zu machen“, erzählt Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann. Was die Gäste dabei erleben, fasst sie mit den Gefühlen „Verwirrung - Anfechtung - Getragen sein“ zusammen. Kantor Sven Thomas Haase untermalt diese Aktion mit eigener, unkonventioneller Musik, so setzt etwa eine Gruppe bei einer Bodypercussion ihren Körper ein, um Klang zu erzeugen.

Die Musik in der Vicelinkirche versetzt die Besucher akustisch ins Barock. In der Turmkapelle spielt Esther Morales Cañadas auf dem Cembalo Werke von Telemann, Bach und dem franco-italienischen Komponisten Royer. Danach steigen die Besucher hinauf zu den Glocken. „Sie können die Glocken anfassen, sie hören und vom Turm aus Neumünster bei Nacht bestaunen“, erläutert Pastorin Simone Bremer. Währenddessen läuft in der Kirche eine Aufzeichnung des Hörspiels „Auf die Glocke“. In Episoden erzählt es von der Geschichte der Stadt.

An den meisten Orten wiederholt sich das Programm (mit leichten Variationen) zur vollen Stunde, damit man mehrere Kirchen an diesem Abend erleben kann. Das gilt auch für die Johanniskirche Wittorf, wo sich die Besucher auf Begegnungen mit den Engeln freuen können. Bei den Adventisten wechseln sich Führungen und Kurzvorträge zur Ausstellung „Keilschrift - Gutenberg - Google“ halbstündlich ab. Durchgängig lodert hingegen in der Erlöserkirche Gadeland das Lagerfeuer bei Segens- und Abendliedern. Das interkulturelle Abend-Mahl in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche wird von Musik und Tanz begleitet.

In der katholischen Kirche St. Maria- St. Vicelin steht die Namensgeberin Maria im Mittelpunkt des Abends. Kaplan Gábor Kant gibt Impulse: „Ich möchte den Besuchern näher bringen, was Maria heute für uns sein kann“, sagt Kant. „Sie ist ein Vorbild, weil sie mit Gott spricht, bevor sie Verantwortung übernimmt und Dinge tut, die sie selbst übersteigen.“ Sinnliche Eindrücke beschert der Kirchenchor mit Marienliedern. Schließlich führt Wolfgang Fricke die Gäste durch die Kirche und erläutert den Marienaltar.

Die Neuapostolische Kirche (Franz-Rohwer-Platz 13-15) stellt an diesem Abend die Facetten der Musik im Gottesdienst vor. „Wir singen bei uns sonntags schon vor dem Gottesdienst zur Einstimmung“, berichtet Norbert Madle, in seiner Gemeinde ehrenamtlich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Die Lieder im Gottesdienst selbst sind nicht fest, sondern der Chorleiter sucht sie spontan und passend aus.“ So singen die Besucher in der Neuapostolischen Kirche zur Nacht der Kirchen also klassische Choräle, sie hören Erläuterungen zu den Liedern, lauschen dem Chor und zum Ausklang der Klaviermusik bei Kerzenschein.

Das komplette Angebot fasst ein Flyer zusammen. Er liegt in den Kirchen und an vielen öffentlichen Orten in Neumünster aus.

Foto: Zum ersten Mal Gastgeber zur Nacht der Kirchen in Neumünster: Keyvan Yavarizadeh, Angelika Doege-Baden-Rühlmann, Björn Hattenbach, Norbert Madle, Simone Bremer, Gábor Kant (v. l.)