Neumünster. Wie passt sich Neumünster an den Klimawandel an? Antworten auf diese Frage bot die Fahrradtour „Klimaanpassung erfahren“ am Mittwoch, 13. August 2025. Im Rahmen dieser zeigte die Stabsstelle Klima und Umweltqualität gemeinsam mit Fachreferentinnen und Fachreferenten der Stadtverwaltung und Stadtwerke, wie sich Neumünster auf Hitze und Starkregen vorbereitet und was die Bürgerinnen und Bürger selbst tun können, um sich und ihr Eigentum zu schützen. Die ursprünglich geplante Begleitung durch die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein musste krankheitsbedingt leider entfallen.
Entlang der rund sechs km langen Strecke wurden vier Stationen angefahren, an denen Themen wie die Entstehung des geplanten „Parks am ehemaligen Rangierbahnhof“, der Umgang mit Starkregen und Hitze sowie die Kombination von Gründächern und Photovoltaikanlagen vorgestellt wurden.
Wie hilft Stadtgrün bei der Verbesserung des Stadtklimas?
An der ersten Station zeigte Herr Ruhland aus der Abteilung Grünflächen, dass der geplante „Park am ehemaligen Rangierbahnhof“ künftig nicht nur zur Naherholung dienen, sondern auch wichtige klimatische Funktionen erfüllen wird: Schon heute fungiert die aktuell noch größtenteils freie Fläche als Kaltluftleitbahn. Auf dieser kann in den Nachtstunden kühlere Luft aus dem Norden in Richtung Innenstadt fließen. So wird die Belüftung des stark versiegelten Innenstadtbereichs unterstützt und somit dem Wärmeinseleffekt entgegengewirkt. Durch die zukünftige Gestaltung der Fläche als Park wird diese Funktion erhalten bleiben und durch zusätzliche Begrünung noch verstärkt.
Wie schützt die Stadt sich und die Bürgerinnen und Bürger vor Starkregen?
Zum Thema Starkregen erklärte Herr Rowehl von der Unteren Wasserbehörde an der zweiten Station, wie das Kanalnetz aufgebaut ist und wie Regen- und Mischwasser kontrolliert abgeleitet werden können, um die Kanalisation vor einer Überlastung zu schützen. Ein besonderes Highlight war der Blick den Schacht – eine seltene Gelegenheit, einen sonst verborgenen Teil des Untergrunds zu sehen. Darüber hinaus informierte die Stabsstelle Klima und Umweltqualität über Möglichkeiten der Eigenvorsorge für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, etwa durch die Anlage von versickerungsfähigen Materialien oder Retentionsräumen auf dem Grundstück sowie bauliche Maßnahmen am Haus wie der Installation von Rückstauklappen.
Welche Folgen hat Hitze für die Gesundheit?
Auch das Thema Hitze und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit spielt eine immer größere Rolle. Frau Dr. Jentzen vom Fachdienst Gesundheit informierte darüber, welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Hitze entstehen können und welche Bevölkerungsgruppen besonders betroffen sind. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren zudem, wie man sich im Alltag vor Hitzebelastungen durch beispielsweise ausreichend Flüssigkeitszufuhr, richtiges Lüften und das Aufhalten im Schatten schützen kann.
Warum setzt die Stadt auf Gründächer mit Photovoltaikanlagen?
Zum Abschluss der Radtour stand an der Rudolf-Tonner-Schule das Thema Dachbegrünung in Kombination mit Photovoltaikanlagen im Mittelpunkt. Herr Buck von den Stadtwerken Neumünster zeigte, dass Schulen wie die Rudolf-Tonner-Schule, Elly-Heuss-Knapp-Schule und die Wilhelm-Tanck-Schule bereits mit einer Kombination aus Gründach und Photovoltaik ausgestattet sind. Begrünte Dächer verbessern das Mikroklima, speichern Regenwasser und schützen die Bausubstanz, während die Photovoltaikanlagen gleichzeitig erneuerbaren Strom liefern. Durch die kühlende Wirkung der Vegetation arbeiten Solarmodule effizienter und liefern unter optimalen Bedingungen eine höhere Leistung als auf unbegrünten Dächern.
Die Klima-Fahrradtour wurde von der Stadt bereits zum zweiten Mal angeboten und stieß auf positive Resonanz bei den ca. 15 Teilnehmenden. Das Freie Radio Neumünster hat die Fahrradtour mit dem Aufnahmegerät begleitet und wird Ausschnitte der Kurzvorträge in seinem Programm senden.