Neumünster (red) Die Mühlenhofschule hat Probleme: höchste Rate an Erstklässler-Wiederholern in ganz Neumünster, zu wenig Räume, feuchte Klassen im Kellergeschoss. Die Stadt sieht die Lösung in einer Um-wandlung in eine Ganztagsgrundschule. Nur: Lehrer und Eltern lehnen das ab.

Neumünsters erster Stadtrat Günter Humpe-Waßmuth hat dringenden Handlungsbedarf angemeldet. Das nötige Geld für die Weiterentwicklung der Mühlenhofschule zu einer offenen Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2015/2016 wurde bereits für den im Januar verabschiedeten Haushaltsentwurf an-gemeldet. Insgesamt rund 1,7 Millionen Euro.

Stadt sieht Standort als geeignet an
Anhand eines mit der Schule abgestimmten Musterraumprogrammes für eine zweizügige Grundschule mit offenem Ganztagsbetrieb wurde die Umsetzbarkeit be-reits geprüft. Der Fachdienst Zentrale Gebäudewirtschaft Mühlenhofschule sieht die Möglichkeit, durch Sanierungs- und Umbaumaßnahmen und den Bau einer Mensa, dass eine Schule mit offenem Ganztagsbereich am Standort möglich ist.
In der Ratversammlung am 12. Februar stand das Thema auf der Tagesordnung. Die Stadtverwaltung wollte sich das Ziel aus dem Schulentwicklungsplan der Stadt politisch absegnen lassen, die Schule zu einer offenen Ganztagesschule weiterzuentwickeln. Gegen die Stimmen von SPD und Grünen setzten CDU, FDP und das Bündnis für Bürger (BfB) eine Rück-stellung des Tagesordnungspunktes durch. Der Rat der Stadt muss sich nun erneut, innerhalb von sechs Monaten, mit der Mühlenhofschule befassen.
Das Stadtmagazin hat bei den fünf im Rat vertretenen Parteien nachgefragt: Soll die Mühlenhofschule zu einer offenen Ganztagsschule weiterentwickelt werden?

SPD: Der richtige Weg für die SchuleMeinung und Politik
Eine gute Bildung ist der Schlüssel für eine gute Zukunft jedes Menschen in unserer Gesellschaft. Orientiert an diesem Grundsatz, hat die SPD-Rathausfraktion vor Erstellung des Schulentwicklungsplanes einen Antrag in die Ratsversammlung eingebracht, wonach alle Grundschulen unserer Stadt schrittweise in offene Ganztagsschulen umgewandelt werden sollen. Dieses Konzept ist aus Sicht der SPD auch für die Mühlenhofschule der richtige Weg. Aufgrund der Sozialstruktur ihrer Schülerinnen und Schuler sollte das Angebot der offenen Ganztagsbetreuung an der Mühlenhofschule unbedingt umgesetzt werden, damit die Kinder die richtige Förderung erhalten.
Mit großer Sorge verfolgt die SPD die Diskussion der letzten Wochen zu diesem Thema innerhalb der Schule sowie auch in Teilen der Politik. Wir befürchten, dass hier auf Spielfeldern neben der eigentlichen Diskussion um gute Bildungschancen, die Interessen Kinder in der Hintergrund gedrängt wurden.
Die SPD wird sich deshalb in der Ratsversammlung weiter dafür einsetzen, dass die Mühlenhofschule in eine offene Ganztagsschule um-gewandelt wird. Und wir wünschen uns, dass sich auch die Schulkonferenz für diesen Weg entscheidet.

CDU: Lehrer & Eltern zuerst gefragtMeinung und Politik
Eine offene Ganztagsschule ist ein zukunftsorientiertes Projekt. Es soll ergänzend zu der verlässlichen Schulzeit Betreuungsangebote in einem festen zeitlichem Rahmen vorhalten und dazu dienen, Kindern bestmögliche Förderung und Forderung zukommen zu lassen. Die Kinder sollen soziale Kontakte aufbauen und pflegen sowie eine Mittagsversorgung erhalten. Durch die Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe sowie außerschulischen Partnern soll der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule unterstützt werden. Er-gänzend zum planmäßigen Unterricht sollen die Bildungschancen junger Menschen nach ihren individuellen Fähigkeiten und Interessen gefördert werden, um Benachteiligungen abzubauen. Aber nur durch neue Räumlichkeiten, einer Mittagsversorgung und einem freiwilligen Betreuungsangebot kann die Qualität nicht wirklich verbessert werden. Für die Mühlenhofschule, mit einem Migrationsanteil von 60 Prozent, wäre das ein mögliches Projekt. Das kann jedoch nur funktionieren, wenn sich die Schu-le, also Lehrkräfte, Eltern und Schüler, mehrheitlich dafür aussprechen und das Projekt unterstützen. Es bedarf der Ausarbeitung eines pä-dagogischen Konzeptes und der Zustimmung der Schulkonferenz. Die Schulkonferenz der Mühlenhofschule hat die offene Ganztagsschule deutlich abgelehnt.
Aufgrund der vielen nicht beantworteten Fragen der Lehrkräfte und Eltern ist diese Entscheidung zu akzeptieren. Auch die CDU hat noch viele Fragen und kann daher zur Zeit zu keiner Entscheidung kommen. Die Verwaltung sollte nicht ohne Zustimmung der Schule die offene Ganztagsschule durchsetzen wollen.

Bündnis für Bürger: Offene Fragen sind zu klärenMeinung und Politik
Es ist dem BfB wichtig, alle Schulen zu offenen Ganztagsschulen weiter zu entwickeln. Dies gilt auch für die Mühlenhofschule, allerdings nicht per Dekret! Und nicht ohne alle Beteiligten an diesem Projekt mitnehmen zu können. Das BfB möchte, dass alle Beteiligten, auch die Entscheidungsträger der Politik sich an einen Tisch setzen und eine Lösung entwickeln, die allen Beteiligten gerecht wird.
Und genau da liegt das Problem. Die Schulkonferenz hat kein Votum für die Weiterentwicklung gegeben. Ohne dieses Votum und Konzept ist laut Schulgesetz kein Ge-nehmigungsverfahren möglich. Viele offene Fragen sind vorab noch zu klären, wie Denkmalschutz oder Platzangebot des Schulhofes.
Das BfB ist der Meinung, am An-fang muss eine einvernehmliche Planung stehen, erst dann können wir Entscheidungen treffen. Lehrer, Eltern und Schüler müssen sich in diesem Konzept wieder finden, nur so hat diese Schule mit der Weiterentwicklung zur offenen Ganztagsschule Aussicht auf Erfolg. Wir stehen nicht für Politik, die der Schule etwas überstülpen will, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht mittragen will.

Die Grünen: Schule muss Konzept vorlegenMeinung und Politik
Ja, die Mühlenhofschule soll zu ei-ner offenen Ganztagsschule wei-terentwickelt werden, denn wir stimmen überein mit der Begründung aus der Verwaltungsvorlage: „Ein Ziel der Schulentwicklungsplanung in Neumünster stellt die Weiterentwicklung weiterer Grundschulen zu Offenen Ganztagsschulen dar. Als konkrete Maßnahme wurde mit der Priorität 1 vorgeschlagen, die Weiterentwicklung der Mühlenhofschule zu einer offenen Ganztagsschule und die Schaffung der räumlichen Voraussetzungen zu prüfen. (...) An der Mühlenhofschule bestehen als Innenstadtstandort aufgrund der Zusammensetzung der Schülerschaft spezifische soziale Bedingungen. Über 60 Prozent der Schüler stammen aus Familien mit Migrationshintergrund. Durch eine Weiterentwick-lung zur offenen Ganztagsschule werden Rahmenbedingungen ge-schaffen, um die Bildungschancen der Kinder zu erhöhen, deren Fä-higkeiten und Neigungen zu fördern sowie Benachteiligungen ab-zubauen. (...) Aufgrund der genannten Gründe besteht auch bei der Mühlenhofschule der grundsätzliche Wunsch, sich zu einer offenen Ganztagsschule weiter zu entwickeln.“
Zum Schuljahr 2015/2016 ist es nun an der Mühlenhofschule, eine auf Dauer angelegte pädagogische Konzeption einer offenen Ganztagsschule zu erarbeiten.

FDP: Projekt wichtig für die ZukunftMeinung und Politik
Mit dem ablehnenden Beschluss und der Stellungnahme der Schulkonferenz vom 30. Oktober 2012 sind sehr viele Unklarheiten im Zu-ge der geplanten Weiterentwick-lung zur offenen Ganztagsschule aufgetreten. Da diese Unklarheiten noch nicht ausgeräumt waren, vertagten der Schul-, Kultur- und Sportausschuss am 22. November und die Ratsversammlung am 11. Dezember jeweils einstimmig die Vorlage zur Weiterentwicklung. Am 6. Februar kam die Vorlage dem SKS-Ausschuss erneut zur Ab-stimmung und wurde dort und mit großer Mehrheit in der Ratsversammlung am 12. Februar abgelehnt.
Bisher sind alle Bemühungen, eine positive Sichtweise für dieses Projekt bei den Lehrern der Mühlenhofschule und den mittlerweile sehr verunsicherten Eltern zu entwickeln, fehlgeschlagen, und wir hoffen sehr, dass der nächste Schritt der Schule, ein erneuter ge-meinsamer Termin mit den Elternbeiräten und dem Lehrerkollegium zum Austausch der anstehenden Planungen zur Weiterentwicklung, ein positives Ergebnis zeigt.
Die Mühlenhofschule braucht für die Zukunft sicher eine Weiterentwicklung mit einer am Bedarf orientierten nachmittäglichen Betreuung, die den Schulkindern und deren Familien gerecht wird, doch sollte dieses Projekt gemeinsam von allen Beteiligten der Schule getragen sein und nicht einfach von Verwaltung und Politik „übergestülpt“ werden.