Neumünster. „Es muss den Menschen damals wie ein Traum vorgekommen sein, als sie vor dieser Kirche aus Stein standen“, glaubt Pastor Lutz Damerow. Vor genau 70 Jahren, am 18. Dezember 1955, ist seine Wichernkirche im Neumünsteraner Stadtteil Faldera eingeweiht worden. Für die Ev.-Luth. Wicherngemeinde ist das Anlass für ein Jubiläumsfest, gleich über mehrere Monate hinweg. Denn nicht nur die Kirche feiert Geburtstag, sondern auch die Kirchengemeinde, die vor 80 Jahren in Faldera ihren Anfang nahm.
Neumünster 1946: In Faldera leben Tausende Heimatvertriebene und Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern in einfachen „Nissenhütten“ aus Wellblech. Ein Pastor scharrt die Menschen in ihrer bitteren Not um sich. Am 18. April 1946 erhalten sie eine „Kapelle“ in einer Holzbaracke. Dieser Tag gilt als Geburtstag der Wicherngemeinde. Sie wird zur Heimat vieler Menschen.
„Hier kannst du ein Zuhause finden. Du bist willkommen, egal ob du arm oder reich bist. Das macht bis heute unsere Gemeinde aus“, sagt Pastor Damerow. Und für junge Menschen gilt das noch einmal besonders: Die Wicherngemeinde ist stolz auf eine blühende Kinder- und Jugendarbeit.
Kein Wunder, dass auch das große Jubiläum mit einem Krimispiel für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren beginnt. Am Freitag, 12. Dezember, um 16 Uhr, wird die Kirche zum Schauplatz eines ungewöhnlichen Diebstahls: Der Adventskranz ist verschwunden. Die Kinder sollen den Fall lösen. Dafür streifen sie durch einen „Marktplatz aus dem 19. Jahrhundert“, in den sich das Gemeindehaus verwandelt. Dort begegnen sie Gewürzhändlern, Fischern, einer Schneiderin und Waisenkindern.
„Diese Geschichte hat einen historischen Hintergrund“, erklärt Gemeindepädagogin Svea Behrend, die das Krimispiel mit ihrem Team vorbereitet. „Der Namensgeber unserer Gemeinde, Johann Hinrich Wichern, hat den Adventskranz erfunden.“ Während die Kinder Hinweise suchen, warten auf die Eltern Kaffee und heiße Waffeln.
Kaffee, Kuchen und Adventsatmosphäre gibt es auch am Sonntag, 14. Dezember, ab 14.30 Uhr. Im Anschluss verspricht die Gruppe Farvenspeel Weihnachts-Evergreens und gefühlvolle eigene Kompositionen. Das Konzert beginnt um 16 Uhr in der Kirche, der Eintritt ist frei.
Nach Weihnachten setzt sich das Jubiläum fort. Autor Karl Siebig liest am Freitag, 17. Januar, um 15 Uhr aus seinem autobiografischen Buch „Mein Exer“, in dem er von den Nachkriegsjahren rund um die Wicherkirche erzählt. Außerdem stehen auf dem Festprogramm im neuen Jahr eine Kidsbörse, eine interaktive Zeitreise zum Namensgeber Johann Hinrich Wichern, Gottesdienste und eine biblische Impulswoche, die sich auch der Liebe Gottes im Alltag widmet. Sie gehört für Pastor Damerow zum Kern der Wicherngemeinde: „Seit unserer Gründung, der Not der frühen Jahre, leben wir hier die Hoffnung, dass sich Gott in Liebe zu uns wendet, in Jesus.“
Das komplette Jubiläumsprogramm findet sich im Internet unter www.wicherngemeinde-nms.de.
