Neumünster (em) Solidarität. Das ist das große Thema am kommenden Wochenende in der Neumünsteraner Anscharkirche. Zuerst ist am Sonntag, 30. April, von 12.30 bis 15 Uhr die Ausstellung „Vom Wert der Mitbestimmung“ der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zu sehen.
Am Montag, 1. Mai, feiern dann Gewerkschaften und Kirche in Neumünster gemeinsam Gottesdienst. Er beginnt ausnahmsweise schon um 8.30 Uhr in der Anscharkirche, damit die Besucher im Anschluss an der traditionellen Maikundgebung teilnehmen können. Als Aufhänger für den Gottesdienst hat sich das Vorbereitungsteam für „Wir sind viele - wir sind eins“ entschieden. Das ist Motto des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für den Tag der Arbeit 2017. „Es geht uns in diesem Zusammenhang darum, was Solidarität für das Leben und Arbeiten bedeutet“ erklärt Propst Stefan Block, der im Gottesdienst auch predigen wird.
In kleinen Spielszenen wollen er und seine Mitstreiter beispielhaft Arbeits- und Lebensbedingungen dreier klassische Berufe durchleuchten. Es geht um Friseure, Erzieherinnen und Leiharbeiter in der Metallindustrie. „Wir fragen, ob man vom Lohn als Friseurin leben kann, ob die Arbeit des Erziehers auf Dauer womöglich krank macht oder nach Konkurrenz zwischen Leiharbeitern und Stammbelegschaft“, zählt Propst Block Beispiele auf. Die Texte im Gottesdienst teilen sich Gewerkschaftler und Kirchenleute auf. Die moderne Musik machen zwei Lehrer aus der Gemeinschaftsschule Brachenfeld: Christian Schröder (Klavier) und Christoph Rohlfing (Trompete).
Solidarität zieht sich auch durch die Predigt. Propst Stefan Block hat ein biblisches Gleichnis ausgewählt, wo alle Arbeiter in einem Weinberg den gleichen Tageslohn erhalten, egal ob sie seit morgens früh schuften oder sich erst am späteren Nachmittag dazu bequemt haben. „Der Text hat in unserem Vorbereitungsteam durchaus Diskussionen hervorgerufen“, erzählt Block. „Ist sowas denn erstrebenswert, ist das Solidarität? Oder ist das der Anfang von Gleichmacherei, die Leistungsträger enttäuscht?“
Vor dem Gottesdienst und auch schon am Sonntag widmet sich in der Anscharkirche eine Wanderausstellung der Mitbestimmung in Betriebs- und Aufsichtsräten. Auf 30 Infotafeln geleiten Fotos und historische Dokumente die Besucher von den Anfängen nach dem Krieg bis heute durch die Geschichte. Im Angebot ist um 14 Uhr eine Führung mit der Sozial- und Wirtschaftshistorikerin Heike Jäger. In die Anscharkirche geholt hat die Ausstellung Inge Kirchmaier. Sie ist beim Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Nordkirche für den Kirchenkreis Altholstein zuständig.
Auch am Gottesdienst wirkt Inge Kirchmaier mit. Die weiteren Beteiligten aus dem Vorbereitungsteam sind Hans-Jochen Tombarge und Alexander Dunzik von der IG Metall, Sabine Heidebrecht-Rüge (Personalrat Stadt Neumünster/ver.di), Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann und Propst Stefan Block.