Neumünster (rj) Ein altes Thema, neu verpackt, beschäftigt in diesen Wochen wieder die Gremien der Stadt sowie die Neumünsteraner: das Nadelöhr Wasbeker Straße.
Insbesondere jedoch stehen die Anlieger der Straße im Mittelpunkt, denn im September wurde von der Stadtverwaltung eine Vorlage in die Sitzung des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses eingebracht, die vorsieht, die bisher als Einbahnstraße stadtauswärts geführte Wasbeker Straße als Zweispurstraße in beide Richtungen zu öffnen.
„Nur so sei eine optimale Erreichbarkeit der Innenstadt von Westen her gewährleistet“, lautet der Tenor aus der Bauverwaltung. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss jedoch lehnte diese einseitige Änderung ab, unter anderem mit der Begründung, dass die Anlieger der Wasbeker Straße im Jahr 2007 schon einmal, in einer gemeinsamen Sitzung der Stadtteilbeiräte Faldera und Innenstadt, über diesen Punkt abgestimmt und sich mit großer Mehrheit gegen einen Zweispurverkehr ausgesprochen hatten. Der damals dort abgestimmte Vorschlag sah zwar den dringenden Ausbau der Straße inklusive Sanierung des maroden Kanalsystems vor, doch sollte die Einbahnstraßenführung wie bisher erhalten bleiben.
Umgebaut und saniert wurde bisher nicht. Auf Antrag des Bau- Planungs- und Umweltausschusses werden nun den Bürgern drei neue Umbauvarianten mit der Änderung des Verkehrsflusses in einen Zweispurverkehr vorgeschlagen.
Das Stadtmagazin hat nachgefragt: Wie stehen die in der Ratsversammlung vertretenen Parteien zu dieser Aufhebung des ursprünglichen Beschlusses? Wie kann die Meinung der Anlieger am besten in das Verfahren eingebracht werden? Steht eine weitere Einbahnstraßenführung wirklich den Plänen des neugeplanten Innenstadteinkaufscenters entgegen? Gibt es Alternativen?
SPD: Ausbau nicht um jeden Preis
Der 2007 mit den Stadtteilbeiräten Faldera und Innenstadt sowie den Anliegern der Wasbeker Straße gefasste Beschluss, die Einbahnstraßenführung nicht in einen Zweispurverkehr zu ändern hat für die SPD einen hohen Stellenwert. Für die Innenstadt und das dort geplante Einkaufszentrum ist eine optimale Verkehrsführung, gerade der auswärtigen Besucher in die City zwar wichtig, die Meinung der Anwohner und Gewerbetreibenden in der Wasbeker Straße sollte man jedoch trotzdem nicht übergehen. Außerdem stehen noch eine Vielzahl von Fragen im Raum, gerade in Hinblick auf eine optimale Verkehrssicherheit. Nicht zuletzt dient die Wasbeker Straße unter anderem auch als Schulweg für die Schüler der Johann-Hinrich-Fehrs- Schule in der Wilhelmstraße. Für uns stellt sich die Frage: Lassen sich die zwei Brennpunkte für einen Zweispurverkehr der Eisenbahntunnel und die Einmündung vom Ring in den unteren Teil der Wasbeker Straße überhaupt so gestalten, dass die sicher noch zunehmende Anzahl an Auto-, Fahrrad- und Fußgängerbewegungen optimal abgehändelt werden kann? Die SPD-Fraktion sowie unsere Mitglieder in den beiden Stadtteilbeiräten werden diese Frage in den Gremien, aber auch mit den Bürgern diskutieren. Ziel muss es sein, eine Verbesseung der Erreichbarkeit der Innenstadt zu erhalten, ohne dass die Verkehrssicherheit und die Anliegersituation sich dramatisch verschlechtert. Gegebenenfalls ist mit der Richtungsänderung der Einbahnstraßenführung auch schon ein Schritt in Richtung besserer Innenstadterreichbarkeit getan. Einen Änderung in einen Zweispurverkehr um jeden Preis wird es mit der SPD nicht geben.
Gerne hätten wir an dieser Stelle die Meinung der CDU abgedruckt, bis Redaktionsschluss erreichte uns jedoch keine Stellungnahme.
Bündnis für Bürger: Bürger sollen mitentscheiden
Wir vom Bündnis für Bürger stehen dem Zweispurverkehr in der Wasbeker Straße zu Gunsten der Innenstadt skeptisch gegenüber. Unserer Meinung nach ist diese Variante überaus kostspielig und für die Anwohner sowie für die ansässigen Geschäfte unzumutbar, insoweit, dass die Grundstücke nicht ohne Verkehrsbehinderungen anfahrbar sind, wahrscheinlich Parkplätze verloren gehen und es zu erhöhten Lärmbelästigungen kommt. Eine Verkehrsführung über die Öffnung der Wasbeker Straße zur Innenstadt und Abfluss des Verkehrs stadtauswärts über den Schleusberg erscheint uns sinnvoller, da weniger Umbauarbeiten erforderlich wären und die Kosten überschaubar blieben. Dies allerdings auch nur mit einem schlüssigen Gesamtverkehrskonzept für die Innenstadt. Auch würde das BfB gerne die Meinungen der Stadtteilbeiräte Mitte und Faldera abwarten und danach in seine Überlegungen einfließen lassen. Außerdem halten wir es für sinnvoll, zu diesem Thema eine Bürgerversammlung mit allen Betroffenen durchzuführen, um den Bürgerwillen einzubeziehen, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden.
Die Grünen: Schleusberg mit einbeziehen
Auf Grund der geringen Breite der Wasbeker Straße zwischen dem Ring und der Stadthalle erscheint eine Wiedereinführung der Zweispurigkeit problematisch. Die Wasbeker Straße würde dann Teil einer beidseitig befahrbaren Ost-West- Achse quer durch die Stadt. Es ist davon auszugehen, dass eine solche Öffnung zu deutlich mehr Verkehr entlang dieser Achse und durch die Innenstadt führen würde. Im Bereich der Bahnüberführung der Wasbeker Straße würde durch die dortige Enge der Straßenführung möglicherweise ein neuralgischer Punkt der Verkehrssicherheit entstehen. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass durch die Fehrs-Schule die Wasbeker Straße hier auch Teil des Schulwegs vieler Kinder ist. Gleichzeitig wäre eine bessere Anbindung der Innenstadt vom Westen her wünschenswert. Eine solche ergäbe sich durch eine Umkehr der bisherigen Einbahnstraßenregelung in der Wasbeker Straße vom Ring bis zur Stadthalle, wobei für Radler beide Richtungen möglich sein sollten. So wäre die gesamte Innenstadt mitsamt der Stadthalle vom Westen her deutlich besser zu erreichen. Da der Verkehr auch wieder abfließen könnte, bedürfte es weiterer Änderungen wie der gleichzeitigen Umkehr der Einbahnstraßen- Regelung im Schleusberg. Insgesamt erscheint es an der Zeit, die verkehrliche Erreichbarkeit der Innenstadt in Gänze zu durchdenken und neu anzugehen. Die Nord-Süd-Querung über den Großflecken hat zu deutlich mehr Durchgangsverkehr in der Innenstadt geführt. In Kombination mit der Querung von Tungendorf nach Westen ist der gesamte motorisierte Verkehr in der Innenstadt deutlich größer als er sein müsste.
FDP: Entscheidung nicht übereilen
Zugegeben ist bei dem aktuellen Straßenzustand und vor allen auch dem Kanal unter der Straße eine Sanierung dringend notwendig. Aber welches ist die beste Lösung für die Anwohner? Welches ist die beste Lösung für die Entwicklung der Stadt? Einrichtungsverkehr Richtung Innenstadt? Einrichtungsverkehr aus der Stadt raus? Zweirichtungsverkehr? Wie sollen die Knotenpunkte an den jeweiligen Enden ausgebaut werden? Ein Kreisverkehr könnte sich an der Einmündung Wasbeker Straße/ Bahnhofstraße anbieten. Welche Variante wäre für die Stadt und die Anwohner im Zusammenhang für das geplante Einkaufscenter die beste? Können wir zu diesem Zeitpunkt bereits eine zukunftsweisende Entscheidung treffen? Nein, das können wir nicht. Eine übereilte Entscheidung sollte man nicht treffen, damit tun sich auch die Mitglieder in der FDP schwer. Eine zukunftweisende Innenstadt-Verkehrsplanung findet im Zusammenhang mit den Planungen für das Innenstadteinkaufszentrum statt und beleuchtet dann nicht nur die Wasbeker Straße, sondern unter anderem auch den Schleusberg. Beispielsweise könnte man die eine Straße für den Weg in die Stadt nehmen, die andere führt aus der Stadt heraus. Bei der Abkehr von einer Einbahnstraßenregelung ist im Interesse der Anwohner zwingend darzulegen, warum diese in welcher Richtung auch immer nicht möglich ist. Bereits 2007 waren die Straße und der Kanal marode und dringend sanierungsbedürftig. Hoffen wir, dass sie noch so lange hält, bis die Verkehrsplanung für das Einkaufszentrum steht. Die Frage der Ausbauvariante entscheidet sich nicht alleine in der Wasbeker Straße.