Norderstedt (em) Der Flugverkehr am Airport Hamburg hat nach der Corona-Epidemie wieder deutlich zugenommen. Etwa 80 Prozent der Auslastungswerte des Jahres 2019 werden statistisch betrachtet inzwischen wieder erreicht. Bei der Abwicklung der Flüge in Hamburg kommt es momentan zu vielen Verspätungen, dies gilt zunehmend auch für den Zeitraum der ab 23 Uhr geltenden Nachtflugbeschränkungen, die die Gesundheit der im Umfeld des Flughafens lebenden Menschen gewährleisten sollen.

Die Fluglärmschutzkommission (FLSK) fordert vom Flughafenbetreiber daher eine signifikante Verbesserung der Situation. Nur durch eine Verbesserung könne die Gesundheit der im Umfeld des Flughafens lebenden Menschen gesichert bleiben und auch die Sicherheit am Flughafen selbst.

Bis zum 23. Juni dieses Jahrs sind bereits 267 Verspätungen nach 23 Uhr am Airport Hamburg registriert worden, davon 59 Starts und 208 Landungen. Das ist ein deutliches Plus gegenüber den Werten des Jahres 2019. Für Juni und Juli 2022 werden für den Hamburger Flughafen derzeit Verspätungszahlen erwartet, die vermutlich wieder ähnlich hoch oder noch höher ausfallen werden, wie im Jahr 2018, in dem die Lärmbelastungen besonders hoch waren. Die herausfordernde Situation konnte anhand der auf dem damaligen Luftverkehrsgipfel vereinbarten Maßnahmen bereits im darauffolgenden im Jahr 2019 deutlich verbessert werden. Die damals vereinbarten und erfolgreich umgesetzten Maßnahmen greifen jetzt leider nicht mehr, konstatiert die Kommission. Als Hauptgrund für die vielen Verspätungen wird die fehlende Personalausstattung aller Beteiligten zur Abwicklung des Flugverkehrs genannt.
Die aus Sicht der betroffenen Kommunen nicht zufriedenstellende Situation wurde in der FLSK eingehend diskutiert. Die Fluglärmschutzbeauftragte (FLSB), die Bundesvereinigung gegen Fluglärm und die überwiegende Anzahl der Vertreter*innen der vom Fluglärm betroffenen Städte- und Gemeinden beurteilten die jetzige Situation als sehr kritisch.

Aus der Sicht der Mitglieder der FLSK stellt sich die Frage, ob die bestehende Verspätungsregelung die vom Fluglärm betroffenen Menschen in Hamburg, Norderstedt und auch die anderen umliegenden Kommunen ausreichend gegen Fluglärm schützt. Das Thema wird auf der nächsten Sitzung der FLSK weiter diskutiert. Die FLSB wird den Antrag von 2017, der eine Änderung der Verspätungsregelung vorsah, erneut der FLSK vorlegen. „Dies ist dringend notwendig, da anders keine Besserung der Situation erreicht werden kann“, so die Fluglärmschutzbeauftragte Frau Dr. Gudrun Pieroh-Joußen.

„Es ist unstrittig, dass der Flughafen in Hamburg und auch die Luftfahrtgesellschaften wirtschaftlich betrieben werden müssen und dass die Krisensituation für alle weiterhin herausfordernd ist“, sagt die Vorsitzende der Fluglärmschutzkommission, Elke Christina Roeder. „Dennoch muss auch vom Airport Hamburg und den Fluggesellschaften der Gesundheit der Menschen, die im Umfeld des Flughafens leben und die vom Lärm direkt betroffen sind, Rechnung getragen werden. Und natürlich muss auch die Gesundheit derer, die im Luftfahrtsektor arbeiten geschützt werden. Deswegen sehen wir nun dringenden Handlungsbedarf.“

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