Norderstedt (em) Dem Mediator, der über eine spezielle gerade auch psychologisch geschulte Ausbildung verfügt, kommt bei der Konfliktlösung eine Schlüsselrolle zu. Seine Aufgabe besteht darin, die tatsächlichen Interessen der Konfliktpartner herauszuarbeiten, Blockadesituationen aufzubrechen und so die häufig gestörte Kommunikation wieder in Gang zu bringen.

Die große Chance für die Mandanten, aber auch die Herausforderung an den Mediator, besteht darin, dass in der Mediation nicht mehr wie vor Gericht die Rechtspositionen im Vordergrund stehen, sondern danach gefragt wird, was die Mandanten wirklich wollen. Liegen diese Interessen erst einmal auf dem Tisch und werden vom „Gegner“ (an)erkannt, sind häufig gemeinsame Lösungsoptionen möglich, die im Gerichtssaal ob des Streitens um rechtliche Ansprüche noch unmöglich erschienen.

Ein Beispiel: Eine Mutter hat zwei Kinder, die sich um eine Orange streiten. Von der Mutter gefragt, was sie denn wollen, antworten beide Kinder: „Die Orange“. Die Mutter schneidet die Orange in der Mitte durch und gibt jedem Kind eine Hälfte. Sie wundert sich, dass beide Kinder schmollend abziehen. Der Mediator hätte gefragt: „Was wollt Ihr denn mit der Orange machen?“ Das eine Kind hätte geantwortet, dass es Kuchen backen wolle und dafür die Schale brauche. Das andere Kind hätte geantwortet, dass es Limonade machen wolle und dafür das Fruchtfleisch brauche. Die Lösung liegt jetzt klar zutage. Der Mediator ist dabei unabhängig und neutral. Das bedeutet, er gehört keiner der Parteien an, sondern verfolgt das Ziel beiden Seiten gleichermaßen den Weg zu bahnen, eine einvernehmliche und verbindliche Lösung zu finden. Ein Mediator, der zugleich Rechtsanwalt ist, hat dabei das Know-how, die Lösung in einen Vertrag umzusetzen, der bei Bedarf als Anwaltsvergleich oder notarielle Urkunde auch wie ein Urteil vollstreckt werden kann.

Haben Sie vor Klageerhebung schon einmal darüber nachgedacht, dass beispielsweise bei einem Streitwert von 10.000 Euro die Kosten für Gericht und Rechtsanwälte über 7.000 Euro betragen, wenn Sie Ihren Prozess in zwei Instanzen verlieren? Jetzt - oder spätestens nach Inanspruchnahme des Prozesskostenrechners sind Sie möglicherweise erschrocken. Wir sprechen diese Gebühren nicht etwa an, weil wir mit unseren Mandanten immer wieder die Erfahrung machen, dass Sie gerade auch in punkto Liquidität einen Pluspunkt in der Mediation sehen. Wir legen Ihnen das Kostenrisiko in erster Linie offen, weil wir mit Ihnen gerne über Ihre Möglichkeiten reden möchten: Ihre Chance zum Beispiel, Ihre Erfolgsaussichten für sich angemessen gewichten zu können. Das bedeutet für uns, Ihnen gegenüber auch den möglicherweise negativen Ausgang eines Prozesses anzusprechen. Genau das verstehen wir nicht als Pessimismus, sondern als Teil einer ebenso umfassenden wie seriösen Beratung.

Dass Prozesse im übrigen auch nach Jahren nicht immer den gewünschten Erfolg bringen, hat jüngst der Berliner Senat in seiner Klage vor dem Bundesverfassungsgericht nachhaltig erfahren dürfen. Oder denken Sie daran, welche negative Wirkungen das in der Öffentlichkeit zur Schau gestellte Victory-Zeichen von Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann für sein Bankhaus und das deutsche Top-Mangement entfaltete. Allein diese drei Beispiele dürften deutlich machen, dass man diese Konflikte zumindest rückblickend besser außergerichtlich gelöst hätte. Neben dem möglichen Imgageschaden, der kostbaren Zeit und dem unbefriedigenden Ergebnis stellen sich gerade auch nach der Berechnung der Kosten immer mehr Mandanten die Frage, warum sie erst zu spät über eine Mediation nachgedacht haben. Sie haben erfahren müssen, dass Prozessrisiken viel mehr als nur eine Bilanz belasten können.

In unseren Ausgangsfällen war es ähnlich: Der Handwerksmeister und sein Sohn sprachen sich in der Mediation richtig aus. Dem Vater wurde klar, dass sein Sohn den Betrieb eigentlich gar nicht übernehmen und etwas ganz anderes machen wollte und sich bei der Übergabe des Betriebes vom Vater über den Tisch gezogen fühlte. Dem Sohn wurde klar, dass es seinem Vater nicht darum ging, den Betrieb unbedingt in der Familie weiterführen zu wollen, sondern dass er für seinen Sohn und seine Enkel eigentlich nur eine wirtschaftliche Basis bieten wollte. In der Mediation der Schwestern kommt heraus, dass sich die eine von der Mutter immer zurückgesetzt gefühlt hat. Das Verhältnis der Schwestern zueinander ist von jeher von Rivalität und gegenseitigen Verletzungen geprägt. Dies alles lässt sich in der Mediation aufarbeiten. Die aus den Emotionen heraus weit überzogene Forderung lässt die eine Schwester fallen und man erzielt sogar Einigkeit über die Gegenstände aus dem persönlichen Nachlass der Mutter, an denen den Schwestern persönlich gelegen ist.

Foto: Jörgen Breckwoldt, Rechtsanwalt und Mediator von der Kanzlei Lotz und Schmidt.