Norderstedt (em) „Wir müssen die Digitalisierung der Verwaltung in der Fläche erreichen“, so Norbert Weißenfels, Leiter EDV im Rathaus Norderstedt.
„Man sollte beachten, dass der Trend zu mehr Digitalisierung von Bürojobs massive Auswirkungen nicht nur auf Bürgerinnen und Bürger haben wird, sondern auch auf die Beschäftigten der Stadtverwaltung“, so Manfred Ritzek, der Vorsitzende der EUROPA-UNION Norderstedt. Die Gefahren der Automatisierung und Digitalisierung werden in der aktuellen Fachliteratur sehr intensiv behandelt. Beruhigend ist das alles nicht.
Praktisch jeder Beruf, bei dem es in erster Linie um die Verarbeitung von Informationen geht, die also mehr oder weniger Routinearbeiten sind, ist gefährdet bei Weiterentwicklung der technischen Innovationen wie auch mit der Digitaltechnik. Roboter übernehmen die Arbeiten. Wenn der IBM-Computer „Deep Blue“ z.B. den Schachwettkampf gegen den ehemaligen Schachweltmeister Garri Kasparow in sechs Partien gewinnen konnte, sagt das ja etwas über die Leistungsfähigkeit der Roboter aus.
Stadtverwaltungen werden leerer, sie sind ja digitalisiert. Wollen die Bürgerinnen und Bürger wirklich nur noch von zu Hause, aus dem Sessel heraus, auf Computerleisten oder auf Smartphone drücken, um sich die Unterlagen für Wahlen, für Führerschein, für Ausweise, Schul- und Kindergartenan- und Abmeldungen u.s.w. ausdrucken zu lassen? „Das Rathaus wird zum leeren Steingebäude, es kommt ja keiner mehr. Man kann ja alles mit der „Digitalisierung der Verwaltung in der Fläche“ bekommen. Man braucht kein Gespräch mehr, keine persönliche Beratung.
„Hier soll nicht die Nostalgie der guten alten Analogzeit heraufbeschworen werden. Die Welt ist digital und wird es bleiben, auch wenn man schon mal fragen darf, wo eigentliche die Produktivitätssteigerungen bleiben, die uns dauernd versprochen werden. Das in U-Bahnen, Kneipen und Büros omnipräsente Handy-Gedaddel, das nicht mehr endende Posten, Liken, Streamen und Downloaden kann`s ja nicht gewesen sein“, so formuliert in einem jüngsten Artikel des Handelsblattes.
„Es wäre gut, wenn bei allem Respekt vor der Digitalisierung auch auf die Gefahren für die Stadt und für die Bürgerinnen und Bürger hingewiesen wird. Das würde das Thema Digitalisierung und Automatisierung umfassend und verantwortungsvoll behandeln“, so Ritzek abschließend.