Norderstedt (em) Nachdem die Hoffnung auf eine Auffanglösung für 11.000 Schlecker-Beschäftigte am Nein der Liberalen in Bund und Ländern geplatzt ist, kritisiert die Norderstedter SPD-Vorsitzende und Landtagskandidatin für den Wahlkreis 28, Katrin Fedrowitz, auch das Verhalten der FDP im Kreis Segeberg scharf. Im gesamten Kreisgebiet wurden sechs Schlecker-Filialen geschlossen. Landesweit haben bislang 370 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren.

„Während Herr Kubicki als FDP-Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender im Kieler Landtag die Verweigerungshaltung seiner Parteifreunde in den anderen Bundesländern schönredet, lässt er unerwähnt, dass seine Minister im schwarz-gelben Landeskabinett vorsichtshalber den Mund gehalten haben aus purer Angst vor der nächsten Wahlumfrage. Ganz wie ihr Landesvorsitzender Heiner Garg hat sich auch die FDP im Kreis Segeberg entschieden auf Tauchstation zu gehen und öffentlich keine Stellung zu beziehen. Ich empfinde dieses Verhalten als unwürdig und feige. Es war also nichts anderes als ein halbherziger Versuch von Arbeitsminister Garg gemeinsam mit Arbeitnehmervertreterinnen von Schlecker und der Bundesagentur für Arbeit nach Lösungen zu suchen. Garg wusste um die Sprengkraft des Themas für die schwarz-gelbe Regierungskoalition.

Die „Drecksarbeit“ wurde schließlich von seinen eigenen Parteifreunden in Sachsen, Bayern und Niedersachsen erledigt. Die in Aussicht gestellte Beteiligung Schleswig-Holsteins an der Bürgschaft war damit vom Tisch.“ „Man darf nicht vergessen, dass es in der Sache Schlecker nicht um bares Geld, sondern um eine Bürgschaft gegangen wäre. Eine Auffanggesellschaft hätte nicht nur den jetzt gekündigten Frauen Chancen eröffnet, sondern durch das Ausbleiben von Kündigungsschutzklagen und Abfindungsforderungen auch dem Insolvenzverwalter genutzt. Jetzt steht zu befürchten, dass die entlassenen Verkäuferinnen vor Gericht ziehen. Sollten sie Erfolg haben, würde das zur finanziellen Belastung für den künftigen Schlecker-Eigentümer führen. Der 70-Millionen-Euro-Auffangbetrieb hätte den gekündigten Mitarbeiterinnen bis zu sechs Monate den Gang zur Arbeitsagentur erspart und bei Qualifizierung und Stellensuche geholfen. Wenn bei Schlecker nur Männer arbeiten würden, hätte es eine Transfergesellschaft gegeben“, ist Katrin Fedrowitz überzeugt. Die Kette beschäftigt fast nur Frauen.

Für die Hilfe hätte zudem gesprochen, so Fedrowitz weiter, dass 24.000 Beschäftigte ohne eigenes Verschulden in Not geraten sind und nun darauf gesetzt haben, die „soziale Marktwirtschaft“ beim Wort nehmen zu können. „Glauben Herr Kubicki und seine Kollegen, es hilft, irgendein abstraktes Prinzip zu verteidigen, statt sich konkret um Menschen zu kümmern? Kämpfen sie für die bloß deshalb nicht, weil Schlecker-Frauen sowieso keine FDP-Wählerinnen sind und die Firma ihren Sitz im grün-rot regierten Baden-Württemberg hat? Derselbe bayerische FDP-Minister, an dem die Schlecker-Transfergesellschaft scheiterte, hielt es unmittelbar vorher für gut, bei der in Not geratenen bayerischen Bäckereikette Müller-Brot Hilfe zuzusichern. Es zeigt sich, dass die FDP gnadenlos und mit allen Mitteln Profil gewinnen will, das Schicksal der Schlecker-Mitarbeiter interessiert Kubicki und Co nicht!“