Norderstedt (em) Gilla Cremer brilliert in ihrem Solo „Die Dinge meiner Eltern“ Zeitreise in eine Kindheit der 60er-Jahre. Ihr gelingt die punktgenaue Balance zwischen anrührenden und komischen Momenten.

Am Ende hat der Tisch die Unterhaltung eingestellt, das Besteck schweigt. Die Dinge haben ihre Sprache verloren. Es sind einfach nur noch Dinge. Agnes hat den Haushalt ihrer Eltern aufgelöst. Vor der Haustür steht der vollgepackte Container des Entrümpelungsunternehmens. Was bleibt, sind Erinnerungen. Gilla Cremer ist Agnes in ihrem wunderbaren Bühnensolo „Die Dinge meiner Eltern“ in den Kammerspielen.

Agnes ist eine von vier Schwestern, die nach dem Tod der Eltern vor der Aufgabe stehen, deren Haushalt aufzulösen. Drei der Schwestern müssen schnell wieder fort, zu ihren Familien, zu ihren Jobs, zurück bleibt Agnes und mit ihr ein Haus voller Geschichten, in dem die Eltern 60 Jahre gelebt haben und die Kinder aufgewachsen und groß geworden sind. Ein Haus, in dem die Dinge zu sprechen beginnen. Auf der Bühne stehen Umzugskartons, aufeinander gestapelt in Form eines Hauses, und eine plüschige Stehlampe. Agnes hat sich einen Entrümpelungsratgeber besorgt, der ihr dabei helfen soll, den Haushalt systematisch aufzulösen.

„Eine gute Liste macht alles einfacher“, sagt sie und beginnt in einem furiosen Monolog zu verlesen, welche Gegenstände sich im Haus befinden. Vom Keller bis zum Speicher. Von den Einmachgläsern die ältesten stammen aus 1964 bis zum steinernen Faustkeil, auf den der Vater einst sein Loblied sang. Es sind exakt 17.598 Dinge, die Agnes im Haus registriert, aber wie viel Dinge braucht der Mensch wirklich? „Zwei: den Faustkeil und das Smartphone.“

Dienstag | 13. November | 19.30 Uhr
Norderstedt - Kulturwerk am See


Foto: ©Arno Declair