Norderstedt (em) Das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) aus Potsdam hat zusammen mit „landinsicht“ (Berlin) ein überzeugendes Konzept für die nachhaltige Entwicklung Norderstedts entworfen, das auf eine breite Zustimmung gestoßen ist.

Die Auswahl hat eine Jury aus Nachhaltigkeitsfachleuten und Politikern bei einer ganztägigen Jurysitzung am 24. Juni getroffen. Neben dem Ansatz des IASS gab es auch für die Beiträge der anderen vier Forschungseinrichtungen viel Lob durch die Jury und die Empfehlung, herausragende Ideen dieser Konzepte für Norderstedt ebenfalls zu nutzen. Der eigentliche Sieger dieses Verfahrens ist damit die Stadt Norderstedt, die über das Forschungsvorhaben fünf umfangreiche und prägnant unterschiedliche Konzepte mit vielen interessanten Ideen erhalten hat.

Mit der Leitidee „Vierfach voraus. Zukunft einfach machen“ wird Nachhaltigkeit vom IASS als ein lernendes System aufgefasst und umgesetzt. Ausgangspunkt sind stets die konkreten Bedürfnisse der Menschen vor Ort. In gemeinsamen Suchprozessen werden darauf aufbauend Möglichkeiten erforscht und erprobt, wie diese Bedürfnisse in nachhaltiger Form befriedigt werden können. Anschließend sollen diese Ansätze dann in der ganzen Stadt verbreitet werden.

Als Struktur schlägt das IASS ein Forschungsteam vor, das dezentral arbeitet, also auch in den vier Ursprungsstadtteilen in Werkstätten präsent ist und dort vor Ort an Lösungen arbeitet. Die Mitglieder des Forschungsteams sind Impulsgeber in einem gemeinschaftlichen Prozess mit der lokalen Bevölkerung und Wirtschaft. Ziel ist die Erfindung und Entwicklung von neuen Stadtstrukturen, die einen nachhaltigen Lebensstil ermöglichen.

Eine Fülle von Maßnahmen-Ideen des IASS und deren beispielhafte Zuordnung zu den verschiedenen Stadtteilen dienen der Veranschaulichung des Konzepts. Dazu zählen beispielsweise ein Bonusprogramm „Nachhaltigkeit“, die Verlagerung von Lieferverkehren auf Lastenfahrrädern, der Anbau und die Vermarktung einer „Garstedter Dachgurke“, Ideen für Minihäuser oder die Förderung des Teilens im Quartier. Der Abgleich mit den Bedürfnissen der Norderstedter, die sich an diesem Prozess beteiligen wollen, steht aber noch bevor. Insofern sind es nur erste Anregungen für den künftigen Prozess.

In einer Ausstellung hatte die Bevölkerung am 23. Juni bereits die Gelegenheit, sich die Konzepte und Ideen der renommierten Forschungseinrichtungen in Ruhe anzusehen, aus erster Hand erläutern zu lassen und sie zu bewerten. Rund 80 Personen haben sich die Gelegenheit dazu nicht entgehen lassen. Schon diese Ideenausstellung war durch eine gute Stimmung und den regen gegenseitigen Austausch geprägt. Diese spezielle, sehr intensive Atmosphäre setzte sich in einer außerordentlich wertschätzenden Beurteilung der fünf Konzepte während der öffentlichen Jurysitzung am Samstag fort.

Die Konzeptentwicklung geht jetzt weiter. Innerhalb eines Jahres wird das IASS diese Leitidee „Vierfach voraus. Zukunft einfach machen“ nun zu einem konkreten Maßnahmen- und Umsetzungskonzept ausarbeiten. Hierfür werden viele Gespräche zu führen sein, um die konkreten Bedürfnisse der Norderstedter genauer zu fassen. Es geht auch darum, wer an welchen Themen mitwirken will und wo sich genug Menschen finden, um miteinander den Start zu wagen. Von einem weiteren Forschungspartner wird im 2. Halbjahr 2017 auch noch eine Meinungsumfrage durchgeführt, um repräsentative Aussagen zu der Ausrichtung von Norderstedts Entwicklung zu erhalten. Auch diese Erkenntnisse fließen danach in das IASS-Konzept mit ein.

Finanziert wird dieses praxisnahe Experiment durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms „Forschung für nachhaltige Entwicklung“ (FONA). Norderstedt konnte sich im vergangenen Jahr als eine von 23 Kommunen für die Teilnahme an der zweiten Runde von „Zukunftsstadt“ qualifizieren. In einem Jahr, auf Basis des nun konkret auszuarbeitenden Maßnahmen- und Umsetzungskonzeptes, will sich Norderstedt auf Phase III bewerben, die Förderung der Umsetzung.

Das IASS Potsdam wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, alle relevanten Formen des Wissens aus Wissenschaft, Gesellschaft und Politik zusammenzuführen, um die Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung zu initiieren, zu unterstützen und wissenschaftlich zu begleiten. Gründungsdirektor war Prof. Dr. Klaus Töpfer. Derzeit wird das Institut von der Beteiligungsforscherin Prof. Patrizia Nanz, dem Techniksoziologen Prof. Ortwin Renn und dem Atmosphärenchemiker Prof. Mark Lawrence geleitet. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Begleitung der Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG).

Weitere Informationen unter: www.wettbewerb-zukunftsstadt.de oder unter www.norderstedt.de/zukunftsstadt