Norderstedt (em) Der Verein „Eine Welt für Alle“, der auch für den Weltladen in der Rathausallee verantwortlich zeichnet, hat einen neuen Vorstand. Es ist der alte. Uschi Schwaratzki, Susanne Reiländer, Margret Gabriel und Gunther Warnecke stellten sich der Wiederwahl und wurden einstimmig bestätigt.

Das gilt auch für Franz Maletzke, der bereits zum zehnten Mal als Vorsitzender kandidierte und einstimmig gewählt wurde. Er ist seit 1994 Vorsitzender und Mitgründer des Vereins. In seiner Dankesrede stellte er die Kontinuität und die Offenheit als Stärken des Vereinsteams heraus. „Der ,harte Kern' war immer in der Lage, neue MitmacherInnen einzubinden. Besonders über jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden wir uns freuen.“

Der Verein und der Weltladen stehen für Fairen Handel und nachhaltiges Leben. Seit zwanzig Jahren begleitet die Aktiven von 'Eine Welt für Alle' ein westafrikanisches Sprichwort: „Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten können viele kleine Dinge tun und das Gesicht der Welt verändern“. Der neue und alte Vorsitzende verbindet diese Weisheit mit dem politischen Anliegen der Vereinsmitglieder, die dennoch aus ganz unterschiedlichen persönlichen Motiven zur Eine-Welt-Arbeit gestoßen sind.

Die Finanzen des Vereins sind wohlgeordnet und dem Vorstand wurde nach Prüfung einstimmig Entlastung erteilt. Der Verein ist wegen der ehrenamtlichen Geschäftstätigkeit des Weltladens in der Lage, die jährlichen Kosten im (kleinen) zweistelligen Tausender Bereich selbst zu erwirtschaften, freut sich aber über Zuwendungen des Kirchlichen Entwicklungsdienstes und nach Projektanträgen von Bingo/Die Umweltlotterie. Die Richtlinien der Stadt ermöglichen dem Verein als anerkannten 'Kulturträger' vor allem die kostenlose Nutzung der Kulturräume. Vielen Dank! Etwaige Überschüsse des Weltladens werden an Projekte in Lateinamerika, Afrika oder Südasien weitergegeben. Darüber beschließt die Mitgliederversammlung. Sie legt Wert darauf, über die konkreten Maßnahmen vor Ort informiert zu werden. Das Motto des gemeinnützigen Vereins „Eine Welt für Alle“ ist und bleibt allerdings der Gedanke, den der lateinamerikanische Bischof Dom Helder Camara schon vor mehreren Jahrzehnten so prägnant in Bezug auf den ungerechten Welthandel formuliert hat: „Wenn ihr uns gerechte Preise zahlt, könnt ihr Eure Almosen behalten.“

Der Handel mit fair gehandelten Produkten boomt.
Weit über 500 Millionen Euro werden derzeit in Deutschland umgesetzt, im Wesentlichen zum Nutzen der Kleinbauern und Handwerker im globalen Süden. Es waren vor allem die Weltläden, die diesen Boom initiiert haben. Die Bruttoumsätze sind auch im Weltladen Norderstedt seit 2009 kontinuierlich um fünf bis zehn Prozent gestiegen. Neben dem Spaß und der Sinnhaftigkeit der ehrenamtlichen Arbeit ist es auch der erkennbare Erfolg, der die aktiven ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeit des Vereins motiviert. Der neue und alte Vorsitzende bedankte sich bei allen, die diese Entwicklung ermöglicht haben.

Neben dem Fairen Handel sind völkerverständigende Kulturarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung seit zwanzig Jahren weitere Säulen der Vereinsarbeit. Besonders die Reihe „Konzert unter dem Schirm“ erfreut sich großer Beliebtheit. 2013 wurden fast zwanzig Kinder- und Jugendgruppen aus Kindergärten, Schulen, Kirchengemeinden der Begriff Nachhaltigkeit veranschaulicht, aber auch in der Referendarausbildung, der Erwachsenenbildung und in der Lehrerfortbildung gilt der zertifizierte Verein als kompetenter und verlässlicher Partner und der Weltladen als anschaulicher außerschulischer Lernort. „Dieses werden wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch fortsetzen“, sagt Gunther Warnecke, der im Verein den BNE-Bereich mit betreut.

Zwanzig Jahre „Eine Welt für Alle“ e.V. (Norderstedt)
Sieben Menschen sind in Deutschland nötig, um einen Verein zu gründen. Am 24.Mai 1994 kamen dreizehn Norderstedter Bürgerinnen und Bürger zusammen, gründeten „Eine Welt für Alle“ und ließen den Verein bei Gericht eintragen. Zwanzig Jahre später hatte der Vorstand die Mitglieder, ehemalige Mitglieder und enge Freunde und Kooperationspartner des Verein zu einer kleinen internen Feier eingeladen. Von den Gründungsmitgliedern waren einige anwesend, die immer noch aktiv Weltladen-Arbeit betreiben, aber auch Franz Maletzke, der wenige Tage später zum zehnten Mal wiederum einstimmig zum Vorsitzenden wiedergewählt wurde.

Besonders gefreut haben sich die Gäste über die Anwesenheit von Herrn Helmut Dalmann. Als Inhaber eines Geschäftes für Lacke, Farben und Tapeten am Harksheider Markt erlaubte er 1994 einigen Eine-Welt-Bewegten, jeden Samstagvormittag von 9 bis 12 Uhr einen Stand mit fair gehandelten Produkten im Eingangsbereich aufzubauen und die Waren zu verkaufen. Schon damals war das Zitat von Dom Helder Camara Motto des gerade erst gegründeten Vereins (s.o). Mehr als zwei Jahre war das der Eine-Welt-Laden Norderstedt. Der Vorsitzende erinnerte in seiner kleinen Rede zu Beginn des gemütlichen Beisammenseins an zwanzig Jahre Vereins-Geschichte und Geschichten. (siehe Chronik) Erst am 1.Juli 1996 konnte die Gruppe unter den Arkaden am Rathausplatz ihren festen Weltladen beziehen. Mehrere Ordner mit Bildern und Presseartikel und Bilder vom Laptop standen den Gästen zur Verfügung und regten zu Gesprächen über die letzten zwanzig Jahre an. Besondere Freude entstand oft dann, wenn man sich selbst oder jemanden anderen trotz des jugendlichen Alters vor zwanzig Jahren erkannte.

Als besondere highlights tauchten immer wieder die politischen und kulturellen Veranstaltungen des Vereins in den Gesprächen auf, die das Leben in Norderstedt bereicherten, die Spendentätigkeit des Vereins, die Teilnahme an den Erntedankfeiern jeweils im Oktober. Seit 2003 bestimmte FAIRflixt goot! die umfangreiche ehrenamtliche Arbeit mit. Der Europäische Weltladentag war im Mai immer ein Fixpunkt der Arbeit. Die Eine-Welt-Promotorin wurde vermisst, die FÖJlerin begrüßt. Die Umbauten der Rathausarkaden wurden ebenso thematisiert wie der Umzug hinter das Rathaus, der den Verein und den Weltladen durchaus gefährdet hat, den das Team aber bravorös gemeistert hat. Den Eine-Welt-Ehrenpreis der nordelbischen Kirche hat der Verein bekommen und 2011 die Bürgermedaille der Stadt Norderstedt. Die Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung wurde gelobt und die „Konzerte unter dem Schirm“, der Besuch der Produzenten aus den Philippinen erörtert und erfolgreiche Bemühen um FairTradeTown herausgestellt. Auch die vielfältige Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und die gute Vernetzung wurde erwähnt. Beim Schätzen des ehrenamtlichen Einsatzes für den Eine-Welt-Welt-Gedanken in Norderstedt in den beiden letzten Jahrzehnten einigte man sich eine Zahl von über 50 000 Stunden.

„Kampf gegen die Ausbeutung Norderstedts Weltladen will keine Profite Erzeuger sollen faire Preise bekommen“: das war die Schlagzeile in einer Regionalzeitung, die mir am meisten Freunde gemacht hat, sagt der neue und alte Vorsitzende des Vereins „Eine Welt für Alle“ und lächelt fairschmitzt.