Norderstedt (rj) Eigentlich war alles klar: Im Januar entscheiden CDU, SPD und FDP, die von Schulen und Vereinen genutzten Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe und in der Regionalschule Garstedt zu schließen und durch den Neubau einer Schwimmhalle auf dem Arriba-Gelände zu ersetzen. Die Stimmen werden jedoch lauter, den Beschluss rückgängig zu machen.
Es geht dabei um das Becken in Friedrichsgabe. Nicht nur der Elternbeirat der Grundschule, betroffene Vereine und Initiativen üben Kritik an der Entscheidung, auch einige Politiker, die noch vor einem halben Jahr für die Schließung waren, revidieren ihr Abnicken. „Wir waren nur unzureichend über den baulichen und technischen Zustand informiert“, so SPD-Pressesprecher Thomas Jäger. Neben dem erst kürzlich fertiggestellten neuen gemeinsamen Eingangsbereich für die neu erbaute Turnhalle und das Lehrschwimmbecken sei-en das Gebäude selbst und die Schwimmbadtechnik in einem guten Zustand. „Hier einfach den Stöpsel zu ziehen, käme einer Steuergeldverschwendung gleich.“
Die Schule listet weitere Punkte gegen eine Schließung auf: die regionale Verankerung und die baulichen Besonderheiten, die auch therapeutisches Schwimmen und gesonderte Schwimmkurse für Muslima ermöglichen.
Was soll aus dem Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe werden? Wir fragten nach.
CDU: Rettung durch Förderverein
Eine mögliche Deckung der Bedarfe an Wasserflächen für den Schul- und Vereinssport in Norderstedt beschäftigt die CDU stetig. Mit entsprechender Begeisterung griff die Fraktion den Vorschlag unserer Stadtwerke auf, auf dem Gelände des Arriba-Erlebnisbades eine Schwimmhalle nur für diese Nutzung zu bauen. Gern haben wir im Januar im Ausschuss für Schule und Sport die entsprechenden Be-schlüsse für diese Baumaßnahme gefasst. Bereits damals traf uns der Wermutstropfen, dass wir uns nach der Fertigstellung von den Bädern im Aurikelstieg sowie in der Pestalozzistraße trennen müssen. Eine Sanierung im Aurikelstieg stand aufgrund der Bausubstanz nie zur Debatte. Für das Lehrschwimmbecken in der Pestalozzistraße müssten in den kommenden Jahren eine Million Euro bereitgestellt werden. Dazu kämen die jährlichen Betriebskosten von 150.000 Euro. Wir haben Vertretern von Schule und Elternschaft die Gründung eines Fördervereins für den Erhalt des Lernschwimmbeckens nahegelegt. Die CDU würde unterstützend begleiten.
SPD: Erhalt unter neuem Träger
Zunächst einmal müssen wir feststellen, dass der Beschluss, das Lehrschwimmbecken zu schließen, eine Fehlentscheidung war. Auch wir haben seinerzeit im Ausschuss für Schule und Sport offenbar auf Basis unzureichender Informationen diese Entscheidung mitgetragen. Erst danach sind die Schulleitung und die betroffenen Gruppen an uns herangetreten und haben auf den guten baulichen und technischen Zustand der Halle vehement hingewiesen. Wir waren davon ausgegangen, dass die Verwaltung diese notwendigen Gespräche und Informationen rechtzeitig eingeholt und in der Entscheidungsvorlage berück-sichtigt hatte. Unsere damalige parallele Forderung, ein Konzept für die Schließung zu erarbeiten, ist bis heute nicht erfüllt worden. Unser Plan für das Lehrschwimmbecken ist der dauerhafte Erhalt und die Überführung in eine neue Trägerschaft. Das heißt entweder ein Sportverein oder eine Gruppe von Engagierten übernimmt die Halle und sorgt auf eigene Verantwortung für den wirtschaftlichen Betrieb des Schwimmbeckens. Solche Modelle gibt es bereits in Hamburg.
GALiN: Schwimmbecken unverzichtbar
Wir sprechen uns für den Erhalt des Lehrschwimmbeckens an der Grundschule Friedrichsgabe aus. Sowohl Eltern als auch Lehrer verweisen zu Recht darauf, dass es nur dort einen absenkbaren Hubboden gibt, der für viele Schwimmgruppen aus pädagogischen Gründen unverzichtbar ist. Zudem wäre der mit dem Neubau am Arriba als alleiniger Lehrschwimmhalle verbundene zusätzliche Buspendelverkehr aus dem gesamten Stadtgebiet den Anwohnern dort nicht zu-zumuten. Dieser Neubau kann ein adäquater Ersatz für die Schwimmhalle am Aurikelstieg und deren Nutzergruppen sein. Im Zuge des Sporthallenbaus an der Grundschule Friedrichsgabe wurde be-reits ein Großteil der Schwimmhalle saniert, sodass Sanierungskosten nur etwa zu einem Drittel auf Friedrichsgabe entfallen. Zwei Lehrschwimmbecken stellen si-cher, dass Kinder und Lehrer mehr Zeit im Schwimmbecken und weniger im Bus verbringen. Die GALiN-Fraktion unterstützt damit die Forderung, dass alle Kinder zum Ende der Grundschulzeit schwimmen können sollten.
FDP: Wir stehen zur Konzentration
Zugunsten einer Schwimmhalle für Schul- und Vereinssport beim Ar-riba soll auf das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe verzichtet werden. Die FDP steht zur Konzentration des Schulschwimmens beim Hallenbad, da hier die Kosten für Technik und Unterhaltung verringert und die Kompetenz des erfahrenen Betreibers für alle Nor-derstedter Schulen und Vereine ge-nutzt werden können.
Wir Liberalen setzen uns seit Jahren dafür ein, dass alle Norderstedter Grundschüler Schwimmen lernen sollen; die betreute Grundschule, für die Friedrichsgabe ein Pilotprojekt ist, eröffnet dafür neue Möglichkeiten. Losgelöst vom Schulsport können alle Grundschüler an der Schwimmausbildung teilnehmen. Sowohl Sportlehrer als auch die Schwimmlehrer der Verbände und Vereine oder des Arriba können in der Betreuungszeit den Kindern das Schwimmen beibringen.
Die FDP bleibt dabei: Der Verzicht auf das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe stärkt den Schwimmunterricht für alle und macht ihn für die Stadt bezahlbar.
Die Linke: Neue Halle ist fragwürdig
Das Thema muss im Ausschuss für Schule und Sport unter Beteiligung der betreffenden Schule noch einmal eingehend erörtert werden. Das ganze Verfahren war von Anfang an fragwürdig. Die Baukos-ten der neuen Schwimmhalle am Arriba von rund 3 Millionen Euro wurden in den Wirtschaftsplan der Stadtwerke übernommen, ohne dass vorher über die Sinnhaftigkeit des Projekts und die Bedeutung für das Lehrschwimmbecken in Friedrichsgabe gesprochen wurde. Der Beschluss im Ausschuss für Schule und Sport wurde nur der Form halber nachgeschoben.
So darf nicht über derartig hohe Investitionen entschieden werden. Erst alle Fakten auf den Tisch und dann entsprechende Beschlussvorlagen erarbeiten so wird ein Schuh draus.