Bad Bramstedt (em) Gerhard Andresen, Kirchengemeinderat in Bad Bramstedt, ist hartnäckig, sagen die einen. „Man könnte auch sagen, ich bin ein bisschen stur“, lacht er selbst, „aber es hilft, wenn man etwas bewegen will“. Für dieses „Bewegen“ und seine 30 Jahre kirchliche Arbeit erhält Gerhard Andresen jetzt das Ansgarkreuz, das Ehrenzeichen der Nordkirche für herausragendes ehrenamtliches Engagement.

In einem Festgottesdienst am Sonntag, 29. Mai, um 10 Uhr überreicht Propst Kurt Riecke von Ev.-Luth. Kirchenkreis Altholstein in der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt die Auszeichnung an den 72-Jährigen. Auf dieses dicke Lob für seine ehrenamtliche Arbeit reagiert Gerhard Andresen echt norddeutsch: Ob das den Not täte? Wichtiger als alles Schulterklopfen ist ihm, zufrieden auf seine Arbeit in der Kirchengemeinde Bad Bramstedt zurückzublicken und zu sehen, „dass wir zusammen doch einiges geschafft haben und noch schaffen.“

Immer wieder geht es dabei für ihn um den Umgang mit der Natur. Einer von Andresens Grundsätzen ist, dass nicht jedes Stückchen Land Gewinn abwerfen muss. Mit seiner Hilfe entstanden schon in den 90er Jahren die Biotope, „Hamviebarg“, „Hamwinsel“ und „Siggenweg“ auf dem Land der Kirchengemeinde. Sie dienen als Erholungsgebiete für Tiere und Pflanzen, ebenso wie eine Streuobstwiese und ein kleines aufgeforstetes Wäldchen, die Gerhard Andresen ebenfalls mitinitiiert hat. Im Verwaltungsgebäude der Kirchengemeinde wird seit 20 Jahren Regenwasser genutzt und das Pastorat heizt seit 2008 mit Pellets. Die Preise für Umweltschutz, welche die Kirchengemeinde 1998 von der Stadt und 2008 von der Nordkirche bekommen hat, hat ihr Umweltbeauftragter mitverdient. „Wir leben von der Natur und mit der Natur“, bekräftigt der frühere Jäger.

Dass ausgerechnet ein Mann mit diesem Hobby im Jahr 2000 Umweltbeauftragter des ehemaligen Kirchenkreises Neumünster wurde, stieß damals auch auf Kritik: „Manch einer fand das gar nicht gut. Die hatten halt ganz wilde Vorstellung von einem Jäger“, erinnert sich Andresen. In der gemeinsamen Arbeit bis 2010, auch auf Landeskirchenebene, habe er aber die Zweifler überzeugt, Freunde gefunden. Nicht nur in Bad Bramstedt ist Andresen außerordentlich gut vernetzt, er findet überall Partner für Aktionen, bei Gilde, Wirtschaft, Politik. Der Blick über den Rand seiner Kirche ist ihm wichtig. So pflanzten Kirchengemeinde und Fleckensgilde 1998 in Bad Bramstedt gemeinsam wieder „Bram“, nämlich Ginster an, die Pflanze, die der Stadt einst ihren Namen gab. Wenn Gerhard Andresen davon erzählt, schmunzelt er in seinen weißen Rauschebart: „Das war total in Vergessenheit geraten.“

Neben dem Engagement für die Umwelt und die Stadt ist Gerhard Andresen seit 2008 auch im Friedhofsausschuss der Kirchengemeinde. Ein aktuelles Projekt ist gerade fertig. Auf dem Friedhof stehen nun ein Erinnerungsstein und eine Bank davor. Sie sind gedacht für Menschen, die das Grab ihrer Angehörigen nicht besuchen können, weil es zum Beispiel in einem anderen Land liegt. Auch für die Anlage von Baumgräbern hat er sich eingesetzt. Der Friedhof brauchte vor ein paar Jahren ein neues Konzept und seine Jägerkollegen hatten den Wunsch geäußert, ganz schlicht unter einem Baum begraben zu werden.

Zum ersten Mal in den Kirchengemeinderat Bad Bramstedt wurde Andresen 1986 berufen. Ob Bauausschuss, Verwaltungsausschuss, Friedhofsausschuss und schon seit 1991 im Land- und Umweltausschuss überall hat der selbstständige Gas-Wasserinstallateur deutliche Spuren hinterlassen. Das Geschäft haben längst Sohn und Tochter übernommen, doch der Senior arbeitet noch mit. Die Jägerei hat er aufgegeben, er wohnt mit seiner Frau in Hitzhusen und engagiert sich in der Lokalpolitik stark gegen Fracking. Ab Herbst will er in der Kirchengemeinde ein bisschen kürzer treten, für die neue Kirchengemeindewahl im November wird er sich nicht wieder aufstellen lassen. „Ich habe wirklich gerne hier gearbeitet, aber nun ist es genug.“ Zum Ende der neuen Amtszeit wäre er einfach zu alt, findet er. Das hindert Andresen allerdings nicht daran, gerade jetzt an einem weiteren Biotop zu planen, mit Wasser und Feuchtflächen, natürlich auf dem Land der Kirchengemeinde.